Trumps Wahlkampfleiter brĂŒstet sich mit Beeinflussung des australischen Wahlkampfs â australische Partei dementiert
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Trumps Wahlkampfleiter brĂŒstet sich mit Beeinflussung des australischen Wahlkampfs â australische Partei dementiert
CORRECTIV und CCR dokumentieren, wie Trumps Wahlkampfleiter heimliche Strategieberatung fĂŒr Australiens Konservative behauptet â mitten im Wahlkampf, in dem Parteichef Dutton sich von Trump-Vergleichen öffentlich distanziert.
von Jean Peters
30. April 2025
Vom White House ins Outback? Donald Trumps Wahlkampfmanager, Chris LaCivita, mischt sich in den australischen Wahlkampf ein. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Andrew Harnik
Chris LaCivita, der 2024 Donald Trumps Wahlkampf co-leitete, behauptete gegenĂŒber CORRECTIV und dem Center for Climate Reporting, er habe die australische Liberale Partei heimlich beraten. Das sagte er wĂ€hrend mehrerer GesprĂ€che mit verdeckten Reportern der beiden Medien, bei denen er ein detailliertes MAGA-Wahlkampf-Drehbuch vorlegte.
Auf Anfrage reagierte LaCivita nicht. Ein Sprecher der Liberalen Partei schrieb: âHerr LaCivita berĂ€t die Koalitionskampagne nicht, hat sie niemals beraten und ist in keiner Weise daran beteiligt. Herr Dutton hat ihn nicht getroffen.â Die Koalitionskampagne ist eine Allianz zwischen der Liberal Party und der National Party.
Stimmt die Schilderung von LaCivita, wĂŒrde dies bedeuten, dass ein prominenter Vertreter von Trumps MAGA-Bewegung verdeckt den australischen Wahlkampf unterstĂŒtzt hĂ€tte â obwohl der Spitzenkandidat der Liberalen Partei eine NĂ€he zu Trumps Lager bislang strikt dementierte.
LaCivita, der Donald Trumps Wahlsieg 2024 eingefĂ€delt haben soll, behauptete in den GesprĂ€chen, die konservative Liberale Partei vor den anstehenden australischen Parlamentswahlen strategisch beraten zu haben. Dies sei heimlich passiert, die australische Ăffentlichkeit solle davon nichts erfahren. Das geht aus mehreren dokumentierten Videokonferenzen hervor, die CORRECTIV und dem Centre for Climate Reporting (CCR) vorliegen.
https://correctiv.org/wp-content/uploads/2025/04/LaCivita-Aus-5-Deutsch.mp4
Trumps Wahlkampfstratege gesteht geheime Beratung australischer Konservativer
Der Trump-Manager sagte weiter, er habe den Australiern âbei strukturellen Problemenâ geholfen. Wie schon bei den Parlamentswahlen in Kanada bei den dortigen Konservativen zu Beginn dieser Woche waren auch im Wahlkampf der australischen Liberalen ideologische Ăhnlichkeiten zu Trump erkennbar geworden â was zu VorwĂŒrfen gegen den Parteivorsitzenden Peter Dutton gefĂŒhrt hatte. Eine NĂ€he zu Trump hatte sich fĂŒr die australischen âLiberalsâ als wahltaktische Belastung erwiesen, da der Liberalen Partei vorgeworfen wurde, Trumps Taktik zu ĂŒbernehmen.
Der Parteivorsitzende Peter Dutton versprach wĂ€hrend des Wahlkampfs, âverschwenderischeâ Ausgaben unter anderem im Gesundheits- und Bildungswesen sowie 41.000 Stellen im öffentlichen Dienst zu streichen und einen Kulturkrieg anzuzetteln, indem er den Fernsehsender ABC und die Zeitung Guardian als âHassmedienâ bezeichnete. Er kritisierte zudem âwokeâ-GeschĂ€ftsmodelle von Unternehmen und versprach, die Flaggen indigener Völker aus den Pressekonferenzen der Regierung zu verbannen.
Im abschlieĂenden TV-Duell wies Dutton Vergleiche mit Trump mit dem Argument zurĂŒck, er habe nicht versucht âirgendwer anders als er selbst zu seinâ.
MAGA-Taktiken im Ausland: Einflussnahme auf australischen Wahlkampf
Bei einer Reihe von Treffen mit verdeckten Reportern, die sich als potenzielle Kunden ausgaben, behauptete Trump-Berater LaCivita jedoch, er habe die Liberalen diskret beraten, insbesondere in Bezug auf Dutton. âIch war vor zwei Wochen in Australien, um der dortigen Liberalen Partei bei einigen strukturellen Problemen zu helfen, die sie mit Peter Dutton hattenâ, sagte LaCivita, âDie Dinge scheinen sich dort in die richtige Richtung zu bewegen.â
LaCivita sagte dies am 16. April, was bedeutet: Stimmen seine Schilderungen, beriet er die Liberale Partei, als der offizielle Wahlkampf gerade begann.
LaCivita erklĂ€rte in einer zweiten Videokonferenz auch, dass er gerne âdiskret arbeitetâ, um sich der Ăffentlichkeit zu entziehen und âein gewisses MaĂ an Bewegungsfreiheit zu bewahrenâ, und fĂŒgte hinzu, dass die australische Ăffentlichkeit trotz seines Besuchs ânie wusste, dass ich da warâ.
CORRECTIV und CCR haben sich als europĂ€ische Politikberater ausgegeben und sich mit LaCivita und seinem GeschĂ€ftspartner Terry Nelson getroffen. Die beiden Kampagnenprofis stellten ihr Konzept vor, wie man im Stil Donald Trumps Wahlen gewinnt. Quasi das âMake Amerika Great Againâ-Drehbuch.
https://correctiv.org/wp-content/uploads/2025/04/LaCivita-Socialism-Deutsch.mp4
Das Drehbuch fĂŒr den MAGA-Wahlkampf
LaCivita erklĂ€rte, dass seine BeratungstĂ€tigkeit nicht nur geschĂ€ftlich, sondern auch ideologisch sei: Europas âsozialistische, kommunistischeâ Wirtschafts-, Migrations- und KlimaneutralitĂ€ts-Politik sei âeine Ideologie, die gebrochen werden muss, weil sie das Kollektiv ĂŒber das Individuum stellt⊠das ist Ihr Feindbildâ.
In den GesprĂ€chen riet er im europĂ€ischen Kontext zu einem radikalen Bruch mit der traditionellen Mitte-Rechts-Politik und erklĂ€rte, dass man, um erfolgreich zu sein, âsehr viel Porzellan zerschlagenâ mĂŒsse. Konkret bedeute dies, dass man in der Migrationsfrage eine deutlich hĂ€rtere Gangart einschlagen und mit rechtsradikalen Parteien zusammenarbeiten mĂŒsse.
US-Strategen empfehlen harte Linie: Migration, Medienfeindbilder, âWokeâ-Kampf
LaCivita riet im Verlauf des GesprĂ€chs auch, die Opfer von MigrantenkriminalitĂ€t ins Fernsehen zu bringen: âDie Geschichte aus der Perspektive der Opfer oder ihrer Angehörigen zu erzĂ€hlen, ist sehr wichtig, denn das ist eine emotionale Geschichte. Es macht einen groĂen Unterschied, ob eine trauernde Witwe oder Mutter erzĂ€hlt, wen sie durch Politiker verloren hat â oder ob ein Politiker die Geschichte [âŠ] erzĂ€hlt.â
âSolange die Zuwanderung nicht kontrolliert wird, gibt es kein Problem. Dann besteht fĂŒr illegale Einwanderer die Möglichkeit, Verbrechen zu begehenâ, fĂŒgte LaCivitas Kollege Terry Nelson hinzu.
Diese Argumentation beruht offensichtlich auf deren Erfahrung in den USA, denn LaCivita leitete eine Kampagne die Einwanderung als Hauptthema des US-PrĂ€sidentschaftswahlkampfs hatte. Trump selbst war offenbar fĂŒr die stark verbreitete Aussage verantwortlich â âSie essen die Hunde? Nein, nein, nein, nein. Das war ĂŒberhaupt nicht geplant. Er hat es verinnerlicht und es kam einfach so aus seinem Mund.â
https://correctiv.org/wp-content/uploads/2025/04/LaCivita-Great-Replacement-Deutsch.mp4
Rechtsradikale Verschwörungsnarrative als Wahlkampfstrategie legitimiert
LaCivita brachte im GesprĂ€ch zur Strategie im EuropĂ€ischen Kontext auch dabei seine zivilsationstheoretische Sicht ein: âDie Biden-Regierung hat fĂŒnftausend Menschen aus Haiti genommen und sie mitten in [Iowa] umgesiedelt, in eine Stadt, nur um sie umzugestalten und neu zu formen⊠Ich meine, das ist wie das, was die Chinesen tun. Sie haben da strategisch langfristig geplant, indem sie verschiedene Gruppen gezielt platziert haben.â
Die Theorie des âGroĂen Austauschsâ ist eine rechtsradikale VerschwörungserzĂ€hlung: Einwanderung sei ein rassistisch motiviertes Komplott, um weiĂe Gruppen im Westen zu entrechten. Der Kollege von LaCivita, Terry Nelson, warnte jedoch vor diesem Konzept: âSelbst in den USA ist diese Art von Argumentation im Zusammenhang mit der âTheorie des groĂen Austauschsâ Ă€uĂerst umstritten. So etwas wĂŒrde man normalerweise nicht im Rahmen eines Wahlkampfs einsetzen.â
Entgegen der Behauptung von LaCivita, dass sich âdie Dinge [in Australien] irgendwie in die richtige Richtung zu bewegen scheinenâ und dass die globale Welle der harten Rechten âso oder soâ kommen wird, gibt es immer mehr Anzeichen dafĂŒr, dass dieses Konzept auĂerhalb der Vereinigten Staaten unpopulĂ€r ist. Die Politik der zweiten Trump-Regierung hat die Umfragewerte der Liberalen Partei in Australien in den Keller gedrĂŒckt. In Umfragen liegt die Partei nun einige Punkte hinter der Labour-Partei und hat damit ihren Vorsprung vom Jahresanfang wieder eingebĂŒĂt.
Anfang dieses Jahres wurde berichtet, dass LaCivita die konservative Demokratische Partei Albaniens bei ihrer Wahlkampfstrategie berĂ€t. Laut LaCivita sei Albanien âein Ort, an dem amerikanische Einmischung in Wahlen gewĂŒnscht ist â ĂŒberall sonst eher nicht.â
Mitarbeit: Shammi Haque, Redaktion: Anette Dowideit, Faktencheck: Gabriela Keller
Dieser Artikel basiert auf einer gemeinsamen Recherche mit dem Center for Climate Reporting und erscheint in Àhnlicher Weise auf ihrer Webseite.
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Author: Jean Peters
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