Lese gerade in dem Buch von Katja Hoyer rum, weil es ein Gespräch mit ihr und Anne Rabe in der taz gab.

„Gerdas Mann fragte sich, ob es denn noch möglich wäre, die Grenze zu passieren, und ging zwischen den noch spärlich verteilten Spanischen Reitern auf der Boyenstraße hinüber in den Westsektor. Niemand stellte ihm Fragen, und es wurde ihm bewusst, dass dies seine letzte Chance war, im Westen zu bleiben. Doch er kehrte um, durchschritt noch einmal die primitiven ersten Grenzanlagen und kehrte zu seiner schwangeren Frau zurück, um ein Leben im Osten zu führen.“

Das berührt mich. Wie oft werden sie darüber nachgedacht haben, wie ihr Leben hätte anders verlaufen können.

Bei mir war die Mauer einfach da. Da gab es nichts nachzudenken.

#Mauerbau

Die Stelle fand ich lustig:

„Ein zu Propagandazwecken aufgenommenes Bild von vier jungen Kampfgruppen-Männern, die am 14. August 1961 den Grenzübergang am Brandenburger Tor bewachen, verschwand klammheimlich in den Archiven, da sich alle vier nach Westdeutschland davongemacht hatten.“

Diesseits der Mauer
Katja Hoyer

3/ Also jetzt kommen so ein paar unsortierte Kommentare zu #Hoyer: Diesseits der Mauer.

Soweit ich sehen kann beschreibt Hoyer den Anfang der Ostzone/DDR völlig korrekt. Es ist keine kommunistische Lobhudelei. Plünderungen und Vergewaltigungen durch russische Soldaten werden beschrieben. Auch die Zeit des großen Terrors in der Sowjetunion und das Leben und Sterben der deutschen Kommunist*innen im Exil.

Das ist für mich interessant, denn einige dieser Dinge höre ich zum ersten Mal, denn aus irgendwelchen Gründen hatten wir das so nicht in der Schule …

Ich hatte ja im Ostblog was zu den Reparationsleistungen der #DDR geschrieben. Die bestand unter anderem darin, dass viele Wissenschaftler*innen und Ingenieure in die Sowjetunion gebracht wurden, wo sie über mehrere Jahre hinweg arbeiten und Produktionsstränge von im Osten abgebauten Werken wieder aufbauen helfen mussten bzw. Militärforschung machen mussten. Hoyer beschreibt das und auch ein paar interessante Details.

Männer durften eine Frau mitnehmen. Ihre Ehefrau oder ihre Geliebte. Schließlich sollten sie sich wohlfühlen …

Kurios.

Und hinterher konnten sie sich aussuchen, in welches Land sie entlassen werden wollten. DDR, BRD, Österreich.

Nett zu den Wissenschaftlern, nicht nett zur DDR.

Eine Familie hat zwei Kühe in die SU mitgenommen …

4/ Uri, Uri. Die Sowjets haben nach dem Krieg Uhren eingesammelt. Ich habe immerhin noch ein Erbstück bekommen. War aber ne Taschenuhr, an der hatten sie vielleicht kein Interesse.

Was ich auch gelernt habe, ist, dass das Reichstagsfoto retuschiert werden musste, weil der Soldat mit der Sowjetfahne an jedem Arm ne Uhr trug.

https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/legendaere-foto-manipulation-fahne-gefaelscht-uhr-versteckt-wolken-erfunden-a-551663.html

#Hoyer

Legendäre Foto-Manipulation: Fahne gefälscht, Uhr versteckt, Wolken erfunden

Heldenhaft hisst der Sowjetsoldat die Rote Fahne, Hammer und Sichel flattern auf dem Reichstag: Yevgeny Khaldei hat eines der berühmtesten Bilder der Zeitgeschichte fotografiert. Jetzt wird er mit einer Retrospektive in Berlin gewürdigt - doch ausgerechnet sein legendäres Werk manipulierte er mehrfach.

DER SPIEGEL

5/ Das scheint der einzige Fehler zu sein, den ich bis jetzt bei #Hoyer entdecken konnte.

Es gab keine #FDJ-Uniform. Es gab FDJ-Hemden und das Emblem war am Arm. Auf der Brust war nichts, es sei denn es gab vor meiner Zeit noch andere Varianten des FDJ-Hemds, aber das scheint mir unwahrscheinlich.

6/ Das war Margot Feist, später #Honecker.

Bilder der beschriebenen Szene mit Pieck. Soweit ich erkennen kann, kein Emblem auf der Brust. Na, egal. Kann dann bei der nächsten Ausgabe repariert werden.

#DDR #Geschichte #DeutscheGeschichte #Hoyer

7/ Hier ist noch mal der Erich höchst persönlich. Damals war er noch FDJ-Chef. Man sieht, dass da nichts auf der Brust war. Aber im Wikipedia-Artikel ist beschrieben, dass manche Aufnäher auf der Brust hatten. Vielleicht hatte sie ja Patches. =:-)

https://de.wikipedia.org/wiki/Blauhemd_(FDJ)

Übrigens ist im #Hoyer-Buch beschrieben, was die #FDJ so alles gemacht hat. In #Essen haben sie gegen die Wiederbewaffnung der #BRD demonstriert, was dazu führte, dass sie als verfassungsfeindlich eingestuft und verboten wurden. Bei den (verbotenen) Demonstrationen wurden drei Menschen von der Polizei beschossen und Philipp Müller ist gestorben. Honecker wollte daraufhin die „Adenauer-Clique“ von dannen jagen und ist mit Zehntausenden FDJlern nach Westberlin marschiert. Da haben sie wohl ziemlich Dresche bezogen.

Als 1989 die Mauer aufging, habe ich in Kreuzberg einen Typen mit FDJ-Hemd gesehen, der mit anderen diskutierte. Ich fand das sehr schräg. Er kannte wohl den entsprechenden Teil der FDJ-Geschichte nicht.

Blauhemd (FDJ) – Wikipedia

8/ „Dieser Widerstand manifestierte sich unter anderem in der Verweigerung des immer wieder geforderten öffentlichen Tragens des Blauhemdes als dem „sichtbaren Symbol der Loyalität zum SED-Regime“. Als Begründung für das Nichttragen wurden von FDJ-Mitgliedern bei Aussprachen modische wie hygienische Einwände vorgebracht, so sei das Blauhemd nicht mehr modern und man könne es bei Sommerhitze nicht wiederholt anziehen. Auch sei durch das ständige Blauhemd-Tragen das Ansehen bei Freunden und Kollegen in Gefahr.“

„modische Einwände“ finde ich lustig. Da gilt wohl eher nicht, wenn mit Propaganda Druck gemacht wird. „Ansehen bei Freunden und Kollegen“ ist auch eher schräg.

„Ein gängiger Minimalkompromiss anstelle des verlangten ganztägigen Tragens war das Mitführen des FDJ-Hemdes zum Ort des offiziellen Anlasses, um es erst dort für die Zeremonie anzuziehen und danach schnellstmöglich wieder abzulegen. Auch wurden Pullover über dem FDJ-Hemd getragen, zum offiziellen Anlass konnte der blaue Kragen über dem Kopfausschnitt gezeigt werden. “

Ja, so haben das manche gemacht.

https://de.wikipedia.org/wiki/Blauhemd_(FDJ)

Blauhemd (FDJ) – Wikipedia

9/ Hefte raus! Klassenarbeit!

Kleiner Geschichtstest. An welchem Tag wurde die #DDR gegründet

Mitmachen dürfen nur Menschen, die nicht in der DDR gelebt haben. Wer zur Wende drei oder jünger war, darf auch.

Betrugsversuche wie mit dem Handy auf's Klo gehen, werden streng bestraft. Bitte spontan antworten.

08. Mai
10.3%
17. Juni
17.9%
03. Oktober
10.3%
07. Oktober
61.5%
Poll ended at .

10/ Habt Ihr gut gemacht.

8. Mai war Tag der Befreiung.

17. Juni wäre die DDR 1953 beinahe zu Ende gewesen, das war der Volksaufstand, später Tag der deutschen Einheit

03.Oktober war später Tag der deutschen Einheit

07. Oktober war der Republikgeburtstag

Und jetzt haltet Euch fest. #Hoyer schreibt doch tatsächlich, dass die DDR am 3.10. gegründet wurde. In einem Buch zur Geschichte der DDR.

Das ist schon deshalb absurd, weil man ja den Tag der deutschen Einheit nicht auf den Republikgeburtstag gelegt hätte.

Ich wage zu behaupten, dass jede*r Ostdeutsche noch heute weiß, dass der 7.10. der Republikgeburtstag war. Das war Feiertag, die Staatsführung hat da Militärparaden abgehalten und Sachsen (sorry, Sachsen) in FDJ-Hemd an sich vorbeiziehen lassen. Wir habe langfristig unsere Parties an diesem Tag geplant, weil wir ja nichts Anderes zu tun hatten.

Ein Vorwurf an Hoyer war, dass die Opposition in ihrem Buch nicht vorkam. Ich habe das Buch noch nicht zu Ende gelesen, aber wahrscheinlich ist dieser Vorwurf berechtigt. Hätte sie sich irgendwie mit der Opposition beschäftigt, hätte sie gewusst, dass am 7.5.1989 Kommunalwahlen in der DDR stattfanden. Die Ergebnisse waren gefälscht und der kirchlichen Opposition war es zum ersten Mal gelungen, den #Wahlbetrug nachzuweisen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Kommunalwahlen_in_der_DDR_1989

Seit dem 7. Juni gab es deshalb an jedem 7ten des Monats Proteste an der Weltzeituhr am Alex und allen politisch aktiven Menschen war es klar, dass das am 7.10. krachen musste. Ich erinner mich noch daran, wie ich das kurz vorher im Sportverein angesprochen habe. Beim Umziehen.

Ansonsten ist das, was ich bisher vom Buch gelesen habe, gut, aber so was darf einfach nicht passieren.

Hat denn niemand dieses Buch vor Veröffentlichung gelesen? Es gibt ja schon die englische Version, die muss doch auch jemand gelesen haben. Ich dachte erst, das sei ein Fachbuch, aber die englische Version ist bei Penguin Books erschienen. Trotzdem. Man zeigt doch Bücher anderen, bevor man sie veröffentlicht.

Und noch was zum #Fernsehturm. Wahrscheinlich war die Eröffnung bewusst einige Tage vor dem Republikgeburtstag, denn der Fernsehturm war ja ein dolles Ding. Das sollte gebührend gefeiert werden. Am 7.10. ging dann die restliche Show über die Bühne. Militärparade oder #WinkeWinke, oder was immer die 1969 gemacht haben. @peer findet bestimmt die relevanten Zeitungsausschnitte im ND.

Kommunalwahlen in der DDR 1989 – Wikipedia

11/ Sorry, aber die #Ostmusik war Mist. Totes Zeug, das wurde erst ganz zum Schluss (80er) anders, als es einen offiziellen Untergrund gab.

#Hoyer beschreibt in früheren Kapiteln Phasen der Lockerung und Zeiten, in denen Manfred Krug u.a. mit #Twist erfolge feierten. Dann wurde das aber wieder strenger. In meiner Jugendzeit war Ostmusik spröde und langweilig. Ich habe mich redlich bemüht, #Pankow und #Silly gut zu finden. Es ist mir nicht gelungen. Ich habe noch ein paar Platten, die ich aber nie höre.

Ich war an einer Schule mit Funktionärskindern in einer Klasse. Einer mit Opa im ZK, ein anderer mit einer besonderen Telefonnummer. Weiß nicht, was der Vater war. Wir haben uns getroffen und Musik überspielt. Kraftwerk habe ich von einem aus der Parallelklasse bekommen. Beatles, Pink Floyd, The Doors, Zappa, Beefheart von Klassenkameraden. Ich kann mich noch erinnern, wie wir The final Cut mit hand ausgesteuert haben, weil der #Geracord die hohe Dynamik gekillt hätte. Mein Freund immer kurz vor den entscheidenenden Stellen: Runter! Runter!

Tom Waits, Dire Straits bekam ich von einem Klassenkamerad, dessen Schwester nach Westberlin geheiratet hatte. Schlecht für ihn, weil er nicht zur internationalen Physikolympiade fahren durfte, gut für uns, weil wir die Platten überspielen konnten.

Vom Kumpel mit ZK-Opa habe ich #Gefahrenzone bekommen. Zu einem Zeitpunkt, als die #Stasi schon Zersetzungsmaßnahmen gegen die Band laufen hatte.

https://parocktikum.de/wiki/index.php/Gefahrenzone

Und hier Musik:
https://tapeattack.blogspot.com/search?q=gefahrenzone

Die #Puhdys hat niemand von uns gehört. (oder wenn, dann heimlich =:-)

Was man wissen muss über die Ostmusik ist: Man konnte nicht einfach so auftreten. Während das im Westen der Markt regelte, regelte das im Osten der Staat. Man brauchte eine #Einstufung. Das bedeutete, dass nur Menschen, die ihre Instrumente beherrschten, auftreten konnten. Und dass nur Menschen, die irgendwie zensurkonforme Texte hatten, eine #Einstufung bekommen haben. Gegen Ende gab es #dieAnderenBands. Die wurden sogar im #Parocktikum von Lutz Schramm im Jugendradio #DT64 gespielt (auf dem schlechtesten Sendeplatz). So was wie #Sandow, #dieArt, #FeelingB, #DieVision, #AGGeige, #HerbstInPeking, #IchFunktion, #DieFirma. Die hatten eine Einstufung und konnten in Jugendklubs, Kreiskulturhäusern oder im #PalastDerRepublik bei Veranstaltungen von Lutz Schramm auftreten. Ohne Einstufung blieben nur Konzerte in Kirchenräumen.

Das war echt, das tat weh und ab und zu wurde mal eine von den Bands verboten oder hatte irgendwie Schwierigkeiten.

Also, das Kapitel über #Ostmugge war etwas kurz, aber vielleicht kommt ja noch was.

Die Puhdys-Songs in #PaulundPaula sind auf jeden Fall legendär. Den Film müsst Ihr auch unbedingt sehen.

#TapeAttack

Gefahrenzone – Parocktikum Wiki

12/ Tja. Deshalb konnte die #DDR nicht funktionieren. Jedenfalls nicht ohne #Mauer.

Das habe ich erst spät verstanden. Wir wollten ja nach der Wende eine eigenständige linke DDR, aber das wäre eben nicht gegangen.

Auch dass der Reichtum des Westens zum Großteil eben auf der Ausbeutung des Südens beruhte, den der Osten eben mangels konvertierbarer Währung nicht ausbeuten konnte. Was ich von #Hoyer gelernt habe, war, dass auch die #HallsteinDoktrin noch erschwerend hinzukam.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hallstein-Doktrin

Die #BRD verhinderte dadurch, dass die DDR mit anderen Ländern Handel treiben konnte. Die BRD war größer und so wichtiger und wenn andere Länder mit ihr Handel treiben wollten, konnten sie das eben nicht mit der DDR tun.

Dazu kam noch #Marshallplan vs. Reparationsleistungen an die SU, Bodenschätze vs. keine, Industriegebiete vs. wenig.

Tja.

Ist wirklich ganz schön, das alles noch mal von Anfang an zu lesen. Was industriell und kulturell wann passierte, wie sich das alles bedingte usw.

Hallstein-Doktrin – Wikipedia

13/ Hier, hab das mit der #Ostmusik noch mal ordentlich aufgeschrieben. #Puhdys war nicht meins. Wenn ich mich recht erinnere, wurde bei unseren Klassen- und Schuldiscos nichts aus dem Osten gespielt.

Im Blog-Beitrag erzähle ich, was ich so gehört habe und wo man das herbekommen konnte.

Viel Spaß!

https://so-isser-der-ossi.de/2024/11/29/ostmusik/

#Ostmugge #Musik #Osten #Westen #RIAS #SFB #DT64 #Parocktikum #dieAnderenBands

Ostmusik / Westmusik - So isser, der Ossi

Die Puhdys!!!! Ich lese gera­de das Buch Dies­seits der Mau­er von Kat­ja Hoyer. Es gibt dar­in einen Abschnitt zu Ost­rock im Kapi­tel 1971–1975. Die anfäng­li­che Anpas­sung der Puh­dys an die Vor­ga­ben des Regimes war nicht ein­fach nur ein Akt der … Weiterlesen →

So isser, der Ossi

14/ #Rosengarten 1987!

Das Schicksal ist klar, schwarze Wolken ziehen.

Lief wohl sogar im Radio. #DT64

https://www.youtube.com/watch?v=ecZEkW-EpBI

#Ostmugge

Bessere Zeiten

YouTube

15/ Oh, die #DDR hatte Schutzanzüge, die vollständig gegen ABC-Waffen geschützt haben. Das wusste ich noch nicht. Solche Anzüge wären jetzt gerade sehr wertvoll. Dann könnten wir dem #Putin einfach den Stinkefinger zeigen, alle so einen Anzug anziehen und gut wäre.

Unser Mädchen haben übrigens gelernt, wie man eine atomsichere Atemschutzmaske aus einer Damenstrumpfhose, einer Mullbinde und Honig herstellt.

Liebe Kinder von heute: Glaubt Opa und Oma kein Wort. Glaubt auch Frau #Hoyer nicht. Es gibt keinen vollständigen Schutz vor atomaren Waffen. Der beste Schutz ist, dagegen zu kämpfen, dass es überhaupt welche gibt.

#Atomwaffen #Atomkrieg

16/ Na gut, der Westen war auch nicht viel besser. Unten das Video für richtiges Verhalten nach dem Atomschlag. #DuckAndCover

Aber man sagt, dass der Physikunterricht in der DDR viel besser war als der im Westen. Wir wussten damals jedenfalls alle, dass das Quatsch war, was man uns erzählt hat. Mullbinde gegen Atomschlag usw.

Wahrscheinlich ist der Unterricht jetzt auf West-Niveau abgesunken, jedenfalls denken Autorin und Übersetzer*innen, dass man sich mit ABC-Schutzanzügen vollständig vor #Radioaktivität schützen könnte.

Die Dinger waren aus Kunststoff. Meiner war kaputt und der Spieß war ne Schlampe, so dass ich den Anzug nur einmal anziehen musste. Das war großartig, denn immer wenn einer brüllte „Gas!“ musste ich nur die Gasmaske aufsetzen, einen Anzug hatte ich ja nicht.

https://www.youtube.com/watch?v=IKqXu-5jw60

Duck And Cover (1951) Bert The Turtle

Enjoy the videos and music you love, upload original content, and share it all with friends, family, and the world on YouTube.

YouTube

17/ Das ist lustig. Mit 14 hätte ich nicht angekreuzt: „Bin Pazifist. Lasst mich mit Eurem Mist in Ruhe.“ Das man damit nicht auf die Schule kommt, auf die man will, bzw. dort nicht bleibt, hatte ich mit 13 auf die harte Tour gelernt. Hier ist der Text zum politischen Aufnahmegespräch an der #HeinrichHertzOberschule:

https://hot-climate-topics.net/2019/08/30/der-moralische-druck-der-oeko-gutmenschen-ist-ja-wie-in-der-ddr/

Und selbst wenn alle das aufrichtig ausgefüllt hätten, könnte man immer noch nicht sicher sein, dass die Zahlen, die irgendwo berichtet wurden auch denen aus den Fragebögen entsprachen.

Der moralische Druck der Öko-Gutmenschen ist ja wie in der DDR – Hot climate topics

Ich höre jetzt immer öfter, dass der Druck der sich ergibt, wenn man wahrnimmt, dass das eigene Handeln nicht mit den eigenen Werten kompatibel ist, und der durch FridaysForFuture verstärkt wird, mit dem sozialen Druck verglichen wird, der in der … Weiterlesen →

Hot climate topics

@stefanmuelller

Der Text geht noch etwas weiter.

Hoyer bewertet den simplen Vorgang, dass man sich 2 bzw 4 Jahre nach einer ursprünglichen Absichtserklärung anders verhält, als man es vorher zur Protokoll gegeben hatte, als "austricksen".

Auf wen fällt das eigentlich als "blöd" zurück: auf das System, das sich so leicht "austricksen" lässt oder auf die männlichen Studierwilligen, die das nicht durchschaut und massenweise nachgemacht haben?

-> Die Darstellung ist irreführend.

In meinem (politischen) Aufnahmegespräch für die EOS habe ich mich definitv *nicht* für 3 Jahre verpflichtet. So etwas hat auch in meiner gesamten POS-Zeit keinerlei Rolle gespielt.

Mir sind jetzt zufällig wieder ein paar alte Schulsachen in die Hände gefallen. In allen Belobigungen und Auszeichnung ging es ausschließlich um fachliche und gemeinschaftliche Dinge. Das Wort "sozialistisch" taucht nicht mal als Zeichenkette irgendwo auf. Außer auf der Urkunde für das Sportabzeichen in Bronze (was ich 1 einziges Mal bekommen habe).

Für 3 Jahre hat mich einzig und allein mein Klassenlehrer an der EOS weichgeklopft. Und wie ich mir im Nachhinein ziemlich sicher bin, völlig unnötigerweise! Unnötig in dem Sinne, dass er mich auch einfach auf Grund gesundheitlich-medizinischer EInschränkungen hätte in Ruhe lassen können. Ich habe dann zwar für 3 Jahre angefangen, habe mich dann aber erfolgreich darum bemüht, auf 18 Monate heruntergestuft zu werden. Ohne irgendwelche Nachteile.

Also politisch war meine Längerverpflichtung mit Sicherheit unnötig. Die war nur für das Ego meines Klassenlehrers bzw. seine Erfolgsbilanz gut.

Wenn ich mir seine Zeugnisbeurteilungen im Vergleich zu meinen früheren Lehrern durchlese, dann liegen dazwischen Welten. Obwohl er eigentlich nicht als ideologischer Betonkopf rüberkam.

Fairerweise muss man einräumen, dass die Studienplätze rationiert waren und die Vergabe so ähnlich wie im Westen durch die ZVS ritualisert war. Jemand, der 4 Jahre NVA Offizier auf Zeit machte, konnte sich für alle Studienplätze in 4 Jahren bewerben, hatte also die volle Auswahl. Die, mit 3 Jahren NVA, konnten sich für in 3 Jahren bewerben. Wer nur 18 Monate machte, konnte sich nur noch für die übrigen Studienplätze bewerben, die noch nicht an die Abiturienten aus den Vorjahren mit 3 und 4 Jahren Armee vergeben wurden.
(Für Mädchen muss bzw. wird es ein extra Kontingent gegeben haben.)

Im Gegensatz dazu bewarben sich im Westen (ZVS) bzw. aktuell alle immer für das jeweils nächste Studienjahr. Man konnte zwar Wartesemester ansammeln und dadurch seine Chancen erhöhen, aber man konnte sich nicht für in 2, 3 oder 4 Jahren bewerben.

Insofern hat eine Längerverpflichtung nicht nur für politische Pluspunkte gesorgt, sondern die Chancen haben sich schon allein auf Grund des Prozederes verbessert.

@peer ja, zu dem ganzen Militärkapitel schreibe ich noch was. Das ist völlig misslungen/irreführend.

@stefanmuelller

Und was viele auch nicht auf dem Schirm haben, vermutlich weil die Betreffenden keine Lobby haben:

Im Westen gab es auch eine limitierende "Loyalitätsregelung" bei der Zulassung. Bei den rationierten, also zulassungbeschränkten NC-Fächern brauchten nur Deutsche untereinander konkurrieren. Wer also nicht die deutsche Staatsangehörigkeit hatte, musste sich innerhalb einer extra Ausländer-Quote bewerben.
Bekanntlich wurde und wird man nicht durch Geburt in D Deutscher, unabhängig davon, ob man 13 Jahre in D zur Schule gegangen ist und sein Abitur gemacht hat und sog. Bildungsinländer war bzw. ist.

1989 kurz nach der Wende war das noch so.

Kurz danach wurden zumindest die EU-Ausländer den Deutschen gleichgestellt und nicht mehr bei der Studienvergabe/-zulassung benachteiligt.

×

11/ Sorry, aber die #Ostmusik war Mist. Totes Zeug, das wurde erst ganz zum Schluss (80er) anders, als es einen offiziellen Untergrund gab.

#Hoyer beschreibt in früheren Kapiteln Phasen der Lockerung und Zeiten, in denen Manfred Krug u.a. mit #Twist erfolge feierten. Dann wurde das aber wieder strenger. In meiner Jugendzeit war Ostmusik spröde und langweilig. Ich habe mich redlich bemüht, #Pankow und #Silly gut zu finden. Es ist mir nicht gelungen. Ich habe noch ein paar Platten, die ich aber nie höre.

Ich war an einer Schule mit Funktionärskindern in einer Klasse. Einer mit Opa im ZK, ein anderer mit einer besonderen Telefonnummer. Weiß nicht, was der Vater war. Wir haben uns getroffen und Musik überspielt. Kraftwerk habe ich von einem aus der Parallelklasse bekommen. Beatles, Pink Floyd, The Doors, Zappa, Beefheart von Klassenkameraden. Ich kann mich noch erinnern, wie wir The final Cut mit hand ausgesteuert haben, weil der #Geracord die hohe Dynamik gekillt hätte. Mein Freund immer kurz vor den entscheidenenden Stellen: Runter! Runter!

Tom Waits, Dire Straits bekam ich von einem Klassenkamerad, dessen Schwester nach Westberlin geheiratet hatte. Schlecht für ihn, weil er nicht zur internationalen Physikolympiade fahren durfte, gut für uns, weil wir die Platten überspielen konnten.

Vom Kumpel mit ZK-Opa habe ich #Gefahrenzone bekommen. Zu einem Zeitpunkt, als die #Stasi schon Zersetzungsmaßnahmen gegen die Band laufen hatte.

https://parocktikum.de/wiki/index.php/Gefahrenzone

Und hier Musik:
https://tapeattack.blogspot.com/search?q=gefahrenzone

Die #Puhdys hat niemand von uns gehört. (oder wenn, dann heimlich =:-)

Was man wissen muss über die Ostmusik ist: Man konnte nicht einfach so auftreten. Während das im Westen der Markt regelte, regelte das im Osten der Staat. Man brauchte eine #Einstufung. Das bedeutete, dass nur Menschen, die ihre Instrumente beherrschten, auftreten konnten. Und dass nur Menschen, die irgendwie zensurkonforme Texte hatten, eine #Einstufung bekommen haben. Gegen Ende gab es #dieAnderenBands. Die wurden sogar im #Parocktikum von Lutz Schramm im Jugendradio #DT64 gespielt (auf dem schlechtesten Sendeplatz). So was wie #Sandow, #dieArt, #FeelingB, #DieVision, #AGGeige, #HerbstInPeking, #IchFunktion, #DieFirma. Die hatten eine Einstufung und konnten in Jugendklubs, Kreiskulturhäusern oder im #PalastDerRepublik bei Veranstaltungen von Lutz Schramm auftreten. Ohne Einstufung blieben nur Konzerte in Kirchenräumen.

Das war echt, das tat weh und ab und zu wurde mal eine von den Bands verboten oder hatte irgendwie Schwierigkeiten.

Also, das Kapitel über #Ostmugge war etwas kurz, aber vielleicht kommt ja noch was.

Die Puhdys-Songs in #PaulundPaula sind auf jeden Fall legendär. Den Film müsst Ihr auch unbedingt sehen.

#TapeAttack

12/ Tja. Deshalb konnte die #DDR nicht funktionieren. Jedenfalls nicht ohne #Mauer.

Das habe ich erst spät verstanden. Wir wollten ja nach der Wende eine eigenständige linke DDR, aber das wäre eben nicht gegangen.

Auch dass der Reichtum des Westens zum Großteil eben auf der Ausbeutung des Südens beruhte, den der Osten eben mangels konvertierbarer Währung nicht ausbeuten konnte. Was ich von #Hoyer gelernt habe, war, dass auch die #HallsteinDoktrin noch erschwerend hinzukam.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hallstein-Doktrin

Die #BRD verhinderte dadurch, dass die DDR mit anderen Ländern Handel treiben konnte. Die BRD war größer und so wichtiger und wenn andere Länder mit ihr Handel treiben wollten, konnten sie das eben nicht mit der DDR tun.

Dazu kam noch #Marshallplan vs. Reparationsleistungen an die SU, Bodenschätze vs. keine, Industriegebiete vs. wenig.

Tja.

Ist wirklich ganz schön, das alles noch mal von Anfang an zu lesen. Was industriell und kulturell wann passierte, wie sich das alles bedingte usw.

Hallstein-Doktrin – Wikipedia

13/ Hier, hab das mit der #Ostmusik noch mal ordentlich aufgeschrieben. #Puhdys war nicht meins. Wenn ich mich recht erinnere, wurde bei unseren Klassen- und Schuldiscos nichts aus dem Osten gespielt.

Im Blog-Beitrag erzähle ich, was ich so gehört habe und wo man das herbekommen konnte.

Viel Spaß!

https://so-isser-der-ossi.de/2024/11/29/ostmusik/

#Ostmugge #Musik #Osten #Westen #RIAS #SFB #DT64 #Parocktikum #dieAnderenBands

Ostmusik / Westmusik - So isser, der Ossi

Die Puhdys!!!! Ich lese gera­de das Buch Dies­seits der Mau­er von Kat­ja Hoyer. Es gibt dar­in einen Abschnitt zu Ost­rock im Kapi­tel 1971–1975. Die anfäng­li­che Anpas­sung der Puh­dys an die Vor­ga­ben des Regimes war nicht ein­fach nur ein Akt der … Weiterlesen →

So isser, der Ossi

14/ #Rosengarten 1987!

Das Schicksal ist klar, schwarze Wolken ziehen.

Lief wohl sogar im Radio. #DT64

https://www.youtube.com/watch?v=ecZEkW-EpBI

#Ostmugge

Bessere Zeiten

YouTube

15/ Oh, die #DDR hatte Schutzanzüge, die vollständig gegen ABC-Waffen geschützt haben. Das wusste ich noch nicht. Solche Anzüge wären jetzt gerade sehr wertvoll. Dann könnten wir dem #Putin einfach den Stinkefinger zeigen, alle so einen Anzug anziehen und gut wäre.

Unser Mädchen haben übrigens gelernt, wie man eine atomsichere Atemschutzmaske aus einer Damenstrumpfhose, einer Mullbinde und Honig herstellt.

Liebe Kinder von heute: Glaubt Opa und Oma kein Wort. Glaubt auch Frau #Hoyer nicht. Es gibt keinen vollständigen Schutz vor atomaren Waffen. Der beste Schutz ist, dagegen zu kämpfen, dass es überhaupt welche gibt.

#Atomwaffen #Atomkrieg

16/ Na gut, der Westen war auch nicht viel besser. Unten das Video für richtiges Verhalten nach dem Atomschlag. #DuckAndCover

Aber man sagt, dass der Physikunterricht in der DDR viel besser war als der im Westen. Wir wussten damals jedenfalls alle, dass das Quatsch war, was man uns erzählt hat. Mullbinde gegen Atomschlag usw.

Wahrscheinlich ist der Unterricht jetzt auf West-Niveau abgesunken, jedenfalls denken Autorin und Übersetzer*innen, dass man sich mit ABC-Schutzanzügen vollständig vor #Radioaktivität schützen könnte.

Die Dinger waren aus Kunststoff. Meiner war kaputt und der Spieß war ne Schlampe, so dass ich den Anzug nur einmal anziehen musste. Das war großartig, denn immer wenn einer brüllte „Gas!“ musste ich nur die Gasmaske aufsetzen, einen Anzug hatte ich ja nicht.

https://www.youtube.com/watch?v=IKqXu-5jw60

Duck And Cover (1951) Bert The Turtle

Enjoy the videos and music you love, upload original content, and share it all with friends, family, and the world on YouTube.

YouTube

17/ Das ist lustig. Mit 14 hätte ich nicht angekreuzt: „Bin Pazifist. Lasst mich mit Eurem Mist in Ruhe.“ Das man damit nicht auf die Schule kommt, auf die man will, bzw. dort nicht bleibt, hatte ich mit 13 auf die harte Tour gelernt. Hier ist der Text zum politischen Aufnahmegespräch an der #HeinrichHertzOberschule:

https://hot-climate-topics.net/2019/08/30/der-moralische-druck-der-oeko-gutmenschen-ist-ja-wie-in-der-ddr/

Und selbst wenn alle das aufrichtig ausgefüllt hätten, könnte man immer noch nicht sicher sein, dass die Zahlen, die irgendwo berichtet wurden auch denen aus den Fragebögen entsprachen.

Der moralische Druck der Öko-Gutmenschen ist ja wie in der DDR – Hot climate topics

Ich höre jetzt immer öfter, dass der Druck der sich ergibt, wenn man wahrnimmt, dass das eigene Handeln nicht mit den eigenen Werten kompatibel ist, und der durch FridaysForFuture verstärkt wird, mit dem sozialen Druck verglichen wird, der in der … Weiterlesen →

Hot climate topics

18/ Als ich durch Zufall zu 5 DM gekommen bin, haben Kassetten keine 5 DM gekostet. Ich weiß das genau, weil ich von den 5 DM eine Kassette und einen Schlumpf für meinen Bruder gekauft habe. Dann war noch was übrig, was man für Süßigkeiten ausgeben musste, denn Wechselgeld gab es nicht.

Hab es im Ostblog aufgeschrieben:

https://so-isser-der-ossi.de/2024/12/01/westgeld/

#Hoyer

Westgeld - So isser, der Ossi

In der DDR gab es ab den 70er Jah­ren Inter­shops, in denen man für Forum­checks West­wa­ren erwer­ben konn­te. West-Geld muss­te man in Forum­checks umtau­schen. Ich habe vor dem 10.11.1989 exakt 5,01 DM beses­sen. Das kam so: Ich war in der … Weiterlesen →

So isser, der Ossi

19/ Das Kapitel über den Wehrdienst ist nicht gut, weil entweder #Hoyer oder ihre Übersetzer*innen Offiziere und Unteroffiziere durcheinandergeworfen hat. Dadurch wird das Kapitel grob irreführend.

Das mit dem System-Austricksen war auch nicht so leicht, denn es gab eine Kaderakte, die einen das ganze Leben begleitete.

https://de.wikipedia.org/wiki/Kaderakte

Wenn da drinstand: Politisch unzuverlässiges Subjekt, hat sich zu drei Jahren verpflichtet, aber Genossen XY dann den Stinkefinger gezeigt, dann wurde dit nüscht mehr.

Der Studienplatz wurde für die Zeit nach den drei Jahren Armee vergeben und zwar in der 11. Klasse. Die Zulassung war an Wohlverhalten gebunden. Das stand explizit drin. Ich suche noch nach dem Dokument. Hatte es neulich in der Hand. Hier jedenfalls erstmal, was ich aufgeschrieben habe. Inklusive Verpflichtungserklärung für Reservedienst während des Studiums:

https://so-isser-der-ossi.de/2024/12/01/wehrdienst-bei-der-nva/

Kaderakte – Wikipedia

20/ Bindung durch Isolation scheint mir nicht so ein cleverer Ansatz gewesen zu sein. Wir haben die #Asche gehasst und die Tage bis zur Entlassung gezählt.

#NVA #DDR #Hoyer

21/ Boa, das ist schräg!

Für mich war #Preußen immer #Militarismus. Dass der Erich den Kaiser zurückholen wollte, klingt für mich unvorstellbar. So ein bisschen nach Zootier. Als Kaiser hätte ich das Angebot natürlich auch auf keinen Fall angenommen.

#Hoyer

22/ Ja, der Hager war's. Ich hatte ja in 13/ ein Bild von Kai-Uwe Kohlschmidt von #Sandow gepostet. Sandow ist ein Beispiel für ernstzunehmende Musik aus dem Osten. Die hatten was zu sagen.

Und die hatten damals passend zum Bruce-Springsteen-Konzert den Titel Born in the GDR veröffentlicht.

https://www.youtube.com/watch?v=A3lDNYzf91o

Darin kam die Textzeile vor:

Wir bauen auf und tapeziern nicht mit
Wir sind sehr stolz auf #KatharinaWitt

„Wir bauen auf“ kam aus Honeckers Lieblingslied und das Tapezieren von Hager.

Dazu dann noch der Satz:

Wir können bis an unsere Grenzen gehn
Hast Du schon mal drüber hinweggesehen.

Das Lied ist von 1988 und lief wohl auch bei DT64. Die Platte konnte aber zu DDR-Zeiten nicht erscheinen.

Sandow hat das Lied nach der Wende lange nicht gespielt, weil ihnen die #Ostalgie auf den Senkel gegangen ist. Wir waren ja froh, dass die DDR Geschichte war.

Jetzt spielen sie den Song wieder.

https://www.youtube.com/watch?v=tp8CGBipITw

Sandow - Born in the G.D.R - 01

Old & great band of DDR.Good song of the album: Stationen einer Sucht, 1989

YouTube

23/ Die Frauen, die in der DDR in der Armee gedient hatten, sind nach der Wende rausgeflogen, weil die Beschäftigung von Frauen in der Armee in der Verfassung nicht vorgesehen war.

#Gleichberechtigung #DDR #BRD

#Hoyer

24/ Ich weiß noch, wie ich Ende August 1989 zu einem Konzert von #dieAnderen im #HDjT war. Toaster begrüßte uns mit dem Satz: „Schön, dass Ihr alle da seid.“ Unter normalen Umständen ein gewöhnlicher Satz, aber damals ein irrer Moment. Viele waren aus dem Sommerurlaub nicht zurückgekehrt.

Und auf derselben Seite steht auch das Richtige Datum vom Republikgeburtstag. Also alles gut und 10/ war wohl ein Versehen. Muss trotzdem noch repariert werden.

25/ Bis Dezember 1989 und Januar 1990 traten 60.000 bis 90.000 Mitglieder aus der #SED aus. Karrieristen sind eingetreten und wieder ausgetreten.

Übrigens auch das nicht so einfach. Eine Schulkameradin wollte #Medizin studieren. Sie hätte in die Partei eintreten müssen. Ist sie nicht und hat eben auch in der #DDR nicht Medizin studiert.

26/ Ja, #Wanderwitz hat seinen Job als #Ostbeauftragter nicht gemacht. Und es ist ein gutes Argument von #Hoyer, auf die Wahlbeteiligung bei der ersten freien Wahl in der #DDR zu verweisen. Die war nämlich mit 93,4% extrem hoch.

https://de.wikipedia.org/wiki/Volkskammerwahl_1990

Leider hat die Mehrheit den Anschluss gewählt, so dass es auch die letzte Wahl in der DDR war.

Volkskammerwahl 1990 – Wikipedia

27/ Die letzten beiden Auszüge in 26/ sind vom Ende des Buches. Ich bin nun durch. Ich habe es erst spät gelesen, weil ich nur irgendwie mitbekommen hatte, dass das so ein Wohlfühlbuch mit Geschichten aus dem DDR-Alltag ist und das brauchte ich nicht. Alltag hatte ich in der DDR genug. Nun gab es dieses Interview in der taz mit Katja #Hoyer und #AnneRabe und Anne Rabe hat irgendwie schräge Dinge in Bezug auf Hoyers Buch behauptet, so dass ich es dann doch mal gelesen habe.

Fazit: Ich fand es interessant, die ganzen Stufen der DDR von Anfang an bis zum Ende noch einmal zu sehen, auch die Stellen, wo man vielleicht hätte anders abbiegen können. Bzw. Erklärungen dafür, warum es eben nicht ging. Protokoll von Familie Strauß' Besuch beim Erich und das Plaudern über Kindergärten. So Zeug. Tja.

Die Rezensionen zum Buch habe ich erst danach gelesen.

Zum Beispiel diese:

https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-135972

„Den eigentlichen Kern des Buches bilden jedoch die eingestreuten mehreren Dutzend Kurzporträts einzelner Personen, die jeweils die Ausgangspunkte für das übergreifende Narrativ Hoyers bilden: dass es nämlich in der DDR-Gesellschaft eine relativ homogene, relativ unideologische und unpolitische sowie relativ zufriedene breite Mehrheit gab.“

Das wird kritisiert, aber ich muss sagen, dass das wahrscheinlich richtig ist. Ich war zum Ende kritisch und politisch und in meinem Umfeld waren das viele. Aber es gab eben auch viele, die einfach so ihr Ding gemacht haben und aber auch mit dem Staat nichts zu tun haben wollten. Und so weit ich das einschätzen kann, war das auch anders als in Nazideutschland.

Rezension zu: Rezensionsessay: K. Hoyer: Diesseits der Mauer

Rezension zu / Review of: Hoyer, Katja: : Diesseits der Mauer. Eine neue Geschichte der DDR 1949–1990

H-Soz-Kult. Kommunikation und Fachinformation für die Geschichtswissenschaften

28/ „Ausschließlich retrospektive Quellen zu verwenden und diese nicht mit zeitgenössischen Ego-Dokumenten und anderen Quellengattungen zusammenzubringen, ist als erheblicher handwerklicher Mangel einzustufen.“

OK. Das habe ich als Nicht-Fachmann nicht so gesehen. Ich dachte, ist schon ok, wenn der Rest dem aktuellen Forschungsstand entspricht. So hat sie zum Beispiel Erfahrungsberichte von Menschen, die im Grenzgebiet gewohnt haben. Die da Hochzeit gefeiert haben und einer der Gäste war abhanden gekommen. Er war aber nur mit einem Mädchen im Feld. Andererseits beschreibt sie detailliert, wie Menschen an der Grenze umgekommen sind, verblutet oder aus dem Fenster gesprungen, weil sie zu ihrer Schwester wollten, die im #Wedding lebte, aber der Hauseingang im #Osten lag.

https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-135972

Vielleicht ist es einfach nur die Frage, was an gut/schlecht-Mix sonst üblich ist und bei #Hoyer kommt die #DDR für westlichen Geschmack zu gut weg.

Rezension zu: Rezensionsessay: K. Hoyer: Diesseits der Mauer

Rezension zu / Review of: Hoyer, Katja: : Diesseits der Mauer. Eine neue Geschichte der DDR 1949–1990

H-Soz-Kult. Kommunikation und Fachinformation für die Geschichtswissenschaften

29/

„Unreflektiert und suggestiv ist auch ihre „bunte“ Bildstrecke, die mit Kurztiteln wie „Wiederaufbau Berlins“ oder „Dorffest in Thüringen, um 1965“ jegliche Art von Einordnung zum zeitgenössischen Entstehungskontext vermissen lässt. Es dominieren Motive des Glücks: Von den 22 Bildern, die Personen in Alltagssituationen erfassen, zeigen 16 lachende oder zufrieden lächelnde Gesichter. Selbst der „Grenzschutz, 1980er-Jahre“ – also die Tötungsdrohung gegen Menschen, die die DDR verlassen wollen – wird mit dem Farbfoto eines besinnlich am Grenzpfosten seine Pausenzigarette rauchenden Soldaten im Tarnanzug mit Funkgerät und dezent verdeckter Maschinenpistole illustriert.“

https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-135972

Ja, in der Tat. Das FDJler-Bild erinnerte mich doch irgendwie sehr an Propagandabilder aus den 80ern. Ansonsten ist unklar, was die Bilder im Buch sollen. Funktionärsfamilie mit Sekt aufm Balkon, vorn DDR-Fahne. Vom 1. Mai 1963.

Keine Ahnung, wie das in den 60ern war. Wir hätten uns jedenfalls in den 80ern nicht mit den Fahnen fotografieren lassen. Die wurden rausgehängt, weil das Pflicht war. Niemand war stolz darauf. Bei manchen war der Fahnenhalter abgebrochen … Die, die was demonstrieren wollten, haben eine rote Fahne rausgehängt. Das waren aber nur zwei pro WBS70-Block.

#Hoyer #DDR

Rezension zu: Rezensionsessay: K. Hoyer: Diesseits der Mauer

Rezension zu / Review of: Hoyer, Katja: : Diesseits der Mauer. Eine neue Geschichte der DDR 1949–1990

H-Soz-Kult. Kommunikation und Fachinformation für die Geschichtswissenschaften

30/ „Doch diese Methode steht längst auf dem Prüfstand. Erinnerungen geben keineswegs wieder, wie es wirklich war; sie unterliegen vielmehr vielfachen Überschreibungen, Selbstdeutungen und weben auch mal den aktuellen Stand der Medienberichterstattung ins Gedächtnis ein – zumeist unbemerkt“

Tja, kann sein. Aber auch die Zeitzeugen aus den Konzentrationslagern fanden wir wichtig. Ich habe zum Teil noch Notizen von damals. Ich hoffe, Ihr könnt mich als Zeitzeugen akzeptieren.

„weben auch mal den aktuellen Stand der Medienberichterstattung ins Gedächtnis ein – zumeist unbemerkt“

Der Witz an Hoyers Buch ist ja, dass da Sachen drinstehen, die sonst nirgendwo veröffentlicht werden. Also können die Zeitzeug*innen auch nicht den aktuellen Stand einweben. Aber vielleicht ja als Negation.

https://www.spiegel.de/geschichte/katja-hoyer-debatte-ueber-alltag-in-der-ddr-sie-wollte-den-farbfilm-nicht-vergessen-a-136b1d5f-8ce6-4ffc-8379-5fce3abf5312

Streit über deutsche Geschichte: Einseitig, grotesk verkürzt, faktische Fehler – dieses DDR-Buch ist ein Ärgernis

Die Historikerin Katja Hoyer hat mit »Diesseits der Mauer« einen Bestseller über den Alltag in der DDR gelandet. Doch sie beschönigt darin die Vergangenheit – mit fragwürdigen Methoden.

DER SPIEGEL

31/ Ja, über die 13 Bezirke habe ich mich auch sehr gewundert. Jedes DDR-Kind wusste, dass es in der DDR 15 Bezirke gab. Wir haben Berlin dazu gezählt. Vielleicht ist die 13 so entstanden, dass sich die Autorin gemerkt hat, dass man wegen des Sonderstatusses von Berlin eins abziehen musste und dann hat sie eben von 14 eins abgezogen. Auch das mit den 217 Bezirken ist natürlich Quatsch. Im Buch sind übrigens Karten von den Bezirken und Kreisen drin. Also einfach grober Pfusch.

Bei „Schutzhaft“ bin ich zusammengezuckt.

„Beamte“ war ungewohnt, aber hätte ich durchgehen lassen.

Das mit dem 4.12. wusste ich selbst nicht so genau. Damals passierte viel. Es war unübersichtlich. Aber Historiker*innen können das genau rausfinden. Sollten sie.

Das Buch ist bei Penguin Books erschienen. Nicht in einem wissenschaftlichen Verlag. Dennoch hätte das irgendwer angucken müssen. Die Autorin hätte es auch Freund*innen oder/und Kolleg*innen zum Lesen geben können. Oder ihrem Vater. Der war ja Offizier. Dann wäre das Militärkapitel nicht passiert.

Naja, ich bin jetzt jedenfalls fertig damit. Ihr könnt es selbst lesen.

Ich schreibe mal noch einen Blog-Post zu dem Gespräch zwischen #Hoyer und #AnneRabe.

@stefanmuelller

Vor dem von dir zitierten Satz steht im Spiegel-Artikel folgendes:

"Hier aber beginnt bereits das Problem. Hoyer möchte mit den nacherzählten Erinnerungen die Geschichte der DDR neu schreiben und >>den Ostdeutschen<< eine Stimme geben. Das ist nicht neu: Forschungsprojekte zur >>Oral History<<, also zur mündlichen Geschichte, gibt es seit Jahrzehnten. Die handelnden Personen sollen, so die Idee, nicht nur ihre persönliche, sondern auch >>die Geschichte<< aus der Erinnerung erzählen."

Ich habe das Buch von Hoyer noch nicht gelesen, aber das wäre dann auch meine Kritik, wenn das Hoyers Absicht wäre.

"Tja, kann sein. Aber auch die Zeitzeugen aus den Konzentrationslagern fanden wir wichtig. Ich habe zum Teil noch Notizen von damals."

Als Zeitzeugen für *ihre* Geschichte oder *die* Geschichte?

Die Erzählung des Zeitzeugen ist ja auch wichtig für *die* Geschichte, aber es bleibt trotzdem nur *seine* Geschichte. Das ist so ähnlich wie mit deinem "wir", das da in dem Zitat steht.

Bei einem Original-Zitat kann man sich hoffentlich denken, wie das zu interpretieren ist, insbesondere mit welchen Einschränkungen.

@stefanmuelller Das ist eine wirklich peinliche Kritik. Wie im Proseminar. Viel zu wenig schriftliche Quellen und Fußnoten, und dann auch noch „packend erzählt“, das kann ja nichts taugen.

Das tragische ist, dass der Forschungsstand in Deutschland wahrscheinlich wirklich weit über Hoyers Buch hinausgeht, aber alles was deutsche Historiker schreiben ist halt traditionell so grottenlangweilig, dass das niemand liest außer anderen Historikern.

@stefanmuelller

"Das FDJler-Bild erinnerte mich doch irgendwie sehr an Propagandabilder aus den 80ern."

Welches? Im Buch sind zwei FDJ-Bilder.

Beide passen einerseits sehr gut als Propaganda-Bilder, was aber andererseits in diesen beiden *konkreten* Fällen nicht ausschließt, dass sie authentisch sind und nichts daran gestellt sein muss.

Der Spiegel schreibt:

"Die einen sind zum Vögeln hingefahren, andere wollten ihre Gaudi

Im Sommer 1973 richtete die DDR in Berlin die Weltfestspiele der Jugend aus. Unser Autor erinnert sich an politische Debatten, lange Haare und Beatmusik."
https://www.spiegel.de/kultur/weltfestspiele-der-jugend-in-berlin-das-rote-woodstock-in-der-ddr-a-00000000-0002-0001-0000-000135112190

Klar, nichts ist/war unpolitisch. Das Private ist politisch! Alles ist komplex.

"Wir hätten uns jedenfalls in den 80ern nicht mit den Fahnen fotografieren lassen."

Wenn es ein Propaganda-Bild ist, wäre ja die erste Frage, warum hätte von euch ein Propaganda-Bild gemacht werden sollen und hättet ihr euch dann wirklich geweigert!?

Oder meinst du ein privates Foto: Sicherlich hättet ihr da keine Fahne dazugeholt. Aber wenn ihr auf dem Balkon feiert (sicherlich nicht den Tag der Arbeit) und da wäre zufällig an der Brüstung die Fahne dran: hättet ihr euch geweigert, fotografieren zu lassen oder die Bilder vernichtet?

Das rote Woodstock: "Die einen sind zum Vögeln hingefahren, andere wollten ihre Gaudi"

Im Sommer 1973 richtete die DDR in Berlin die Weltfestspiele der Jugend aus. Unser Autor erinnert sich an politische Debatten, lange Haare und Beatmusik.

DER SPIEGEL

@peer Mein Gott, Du hast ja tatsächlich das Bild aus dem Buch gefunden. Ja, ich meinte das Farb-Bild.

Das Balkon-Bild ist von 1973. Darüber habe ich gerade auch noch nachgedacht, als ich eine Rezension des Hoyer-Buches gehört habe.

1973 waren die Ost-Farbfilme nicht besonders gut. Dieses Bild ist offensichtlich gestellt mit einer ausgewählten Familie mit einem Profifotografen. Dafür wären wir nicht in Frage gekommen.

Guck Dir mal Bilder von Harald Hauswald an. Die sind großartig.

https://de.wikipedia.org/wiki/Harald_Hauswald

Der wurde allerdings auch von der Stasi verfolgt.

Das Bild ist ein Bild von einem Bild von ihm im DDR-Museum in #Eisenhüttenstadt.

#Fotografie

Harald Hauswald – Wikipedia

@stefanmuelller

"Die, die was demonstrieren wollten, haben eine rote Fahne rausgehängt. Das waren aber nur zwei pro WBS70-Block."

Ich vermute, dass es nicht an der roten Farbe der roten Fahne gelegen haben kann, sondern höchstens an der auffälligen Abweichung von der übrigen Normalität auf lokaler Ebene.

https://www.tlz.de/leben/land-und-leute/article220892521/Erfurt-in-Farbe-Wie-Fotoamateure-vor-60-Jahren-ihre-Stadt-sahen.html

Erfurt in Farbe: Wie Fotoamateure vor 60 Jahren ihre Stadt sahen

Die Fahnen raus: Der 10. Jahrestag der DDR, der 7. Oktober 1959, sorgt für Farbtupfer in der Bahnhofstraße. Geschmückt ist an diesem Tag auch die Straßenbahn der Linie 3. Foto: Sammlung Frank Palmowski / Suttaon-Verlag

Thüringische Landeszeitung
@peer Deinen Kommentar verstehe ich nicht. Die rote Fahne haben zumindest bei uns nur die überzeugtesten SED-Genossen gehängt. Man wusste auch, wer das war.

@stefanmuelller

"… Erfahrungsberichte von Menschen … Die da Hochzeit gefeiert haben und einer der Gäste war abhanden gekommen. Er war aber nur mit einem Mädchen im Feld. Andererseits beschreibt sie detailliert, wie Menschen an der Grenze umgekommen sind, verblutet oder aus dem Fenster gesprungen, weil sie zu ihrer Schwester wollten, die im #Wedding lebte, aber der Hauseingang im #Osten lag."

Interessant. Gerade so zufällige, widersprüchliche Ereignisse lassen das für mich plausibel erscheinen.

@stefanmuelller
Klingt nach einer Leseempfehlung.

@stekopf Ja, aber manche Sachen sind peinlich falsch. Schludrig. Da würde ich mich als Historiker*in schämen. Die großen Linien sind da. Stasi, Folter, Überwachung ist alles da, aber die Zeitzeugensachen sind oft positive Stimmen. Das wird ihr vorgeworfen. Aber es sind eben schon so 576 Seiten.

Ich schreib noch ein bisschen mehr dazu.

Katja Hoyer: "Diesseits der Mauer Eine neue Geschichte der DDR 1949-1990"

Deutschlandfunk

@stekopf

Ja, sehr lustig: „Mit leichtem Rotstich.“ Und auch die ganzen Fehler werden angesprochen.

@stefanmuelller Hey warte mal. Vorsichtshalber Faktencheck. Ich habe noch niemals jemals gehört, dass Frauen in der NVA waren.

@wandenwelterer

Doch waren sie. Ich habe sie selbst gesehen. Ich war (als Unteroffizier) 1987–1989 in der Offiziershochschule #Kamenz. Dort gab es Offiziersschüler*innen.

#Hoyer hat mit verschiedenen Zeitzeug*innen Interviews geführt. Das, was im Buch steht, wird sie sich nicht aus den Fingern gezogen haben. 2000 ist jetzt auch nicht so viel.

Und in Wikipedia gibt es echt alles: https://de.wikipedia.org/wiki/Frauen_im_Milit%C3%A4r#DDR

Wikipedia schreibt, dass es in der NVA einen weiblichen Oberst gegeben hat. Das muss aber eine Turbokarriere gewesen sein, wenn erst 1984 Offiziersschülerinnen ausgebildet wurden. Vielleicht hatte sie schon als Fähnrich vorher gedient.

Frauen im Militär – Wikipedia

@stefanmuelller War mir völlig neu. Vielen Dank für Auskunft.

@wandenwelterer

Guck: Die Tierfreunde Lübben wissen Bescheid:

https://www.tierfreunde-luebben.de/44143.html

Frau Oberst war Medizinerin.

#NVA #DDR

@stefanmuelller Frauen in der BRD wurden erst 2001 nach einer erfolgreichen Klage einer Frau vor dem EuGH zu allen Diensten in der Bundeswehr zugelassen. Davor durften sie nur medizinisch Dienst tun.
@stefanmuelller
Hagers "Interview" erschien am 10. April im Neuen Deutschland. Ein Rückschlag für alle, die auf eine Perestroika in der DDR hofften. Ob das Wolfgang Heise den Rest gab? Er starb an diesem Tag.
@trimaris Ja, es war schlimm. Ich dachte ja, dass die Wahlen die letzte Chance waren. Wenn sie da zugegeben hätten, das 70% oder wie viele das auch immer waren für sie waren, dann hätten sie vielleicht noch was reißen können. Aber so, mit den nachgewiesenen Wahlfälschungen, lief es ziemlich klar auf das Ende zu. Die Frage war nur, ob mit oder ohne Blutvergießen. Wir haben im Juni bei der Armee noch die Filme aus China vom Massaker gezeigt bekommen. Teilnahme Pflicht. Eine Stunde. Ich war zum Glück im August raus, aber meine Kumpels standen vor Dresden bereit. Zum Glück ist nichts passiert.

@stefanmuelller

Als ich vor ein paar Tagen den Karton mit altem Zeugs durchgesehen habe, war ich ganz erstaunt, dass mir auf der Studien- und Stipendienbescheinigung ein *Grundstipendium* in Höhe von 280 Mark bescheinigt wurde. Ich hätte schwören können, dass es nur 200 Mark hätten sein müssen.

Es gab in den letzten Monaten eine Erhöhung:
https://deutsche-einheit-1990.de/wp-content/uploads/Stipendienanordnung-Gbl_web.pdf

-> Zeitbezug

Außerdem wurde ich bei den Schulsachen daran erinnert/korrigiert, dass der Name meiner POS "Ernst Knaack" war und nicht "Ernst Thälmann", wie mein "Unterbewusstsein" in letzter Zeit meinte.

Und das, obwohl wir den Namen erst in der Zeit meiner Schulzeit verliehen bekommen haben und dazu entsprechende Veranstaltungen liefen, in denen es intensiv um das Leben des Widerstandskämpfers Ernst Knaack ging. (Also nicht ganz unähnlich zu E. T.).

Und zu den Kassetten kann ich noch anmerken:

Es gab im Wesentlichen Eisenoxid, Chromdioxid und "reines Metall".
https://de.wikipedia.org/wiki/Kompaktkassette#Bessere_Bandtypen

Im Osten von OrWo nur die ersten beiden. Im Westen und Intershop auch Metal. Der Kassettenrekorder musste dafür aber sinnvollerweise auch geeignet sein.

Es gab definitiv keinen Einheitspreis für die unterschiedlichen Qualitäten, der bspw. durch eine unterschiedliche Aufnahmelänge ausgeglichen wurde.

Sprich, die unterschiedlichen Qualitäten hatten unterschiedliche Preise. Und die unterschiedlichen Aufnahmelänge sowieso. Also wenn, dann könnte höchstens eine der vielen Variante den angegeben Preis gekosten haben.

@peer Ja, es ist schlimm, wie sich Dinge verschieben und überlagert werden. Deshalb muss man alles schnell aufschreiben.

Es gab auch noch 120er Kassetten, aber das war eigentlich Quatsch. Die 90er brauchte man für die Platten.

@stefanmuelller

Der Text geht noch etwas weiter.

Hoyer bewertet den simplen Vorgang, dass man sich 2 bzw 4 Jahre nach einer ursprünglichen Absichtserklärung anders verhält, als man es vorher zur Protokoll gegeben hatte, als "austricksen".

Auf wen fällt das eigentlich als "blöd" zurück: auf das System, das sich so leicht "austricksen" lässt oder auf die männlichen Studierwilligen, die das nicht durchschaut und massenweise nachgemacht haben?

-> Die Darstellung ist irreführend.

In meinem (politischen) Aufnahmegespräch für die EOS habe ich mich definitv *nicht* für 3 Jahre verpflichtet. So etwas hat auch in meiner gesamten POS-Zeit keinerlei Rolle gespielt.

Mir sind jetzt zufällig wieder ein paar alte Schulsachen in die Hände gefallen. In allen Belobigungen und Auszeichnung ging es ausschließlich um fachliche und gemeinschaftliche Dinge. Das Wort "sozialistisch" taucht nicht mal als Zeichenkette irgendwo auf. Außer auf der Urkunde für das Sportabzeichen in Bronze (was ich 1 einziges Mal bekommen habe).

Für 3 Jahre hat mich einzig und allein mein Klassenlehrer an der EOS weichgeklopft. Und wie ich mir im Nachhinein ziemlich sicher bin, völlig unnötigerweise! Unnötig in dem Sinne, dass er mich auch einfach auf Grund gesundheitlich-medizinischer EInschränkungen hätte in Ruhe lassen können. Ich habe dann zwar für 3 Jahre angefangen, habe mich dann aber erfolgreich darum bemüht, auf 18 Monate heruntergestuft zu werden. Ohne irgendwelche Nachteile.

Also politisch war meine Längerverpflichtung mit Sicherheit unnötig. Die war nur für das Ego meines Klassenlehrers bzw. seine Erfolgsbilanz gut.

Wenn ich mir seine Zeugnisbeurteilungen im Vergleich zu meinen früheren Lehrern durchlese, dann liegen dazwischen Welten. Obwohl er eigentlich nicht als ideologischer Betonkopf rüberkam.

Fairerweise muss man einräumen, dass die Studienplätze rationiert waren und die Vergabe so ähnlich wie im Westen durch die ZVS ritualisert war. Jemand, der 4 Jahre NVA Offizier auf Zeit machte, konnte sich für alle Studienplätze in 4 Jahren bewerben, hatte also die volle Auswahl. Die, mit 3 Jahren NVA, konnten sich für in 3 Jahren bewerben. Wer nur 18 Monate machte, konnte sich nur noch für die übrigen Studienplätze bewerben, die noch nicht an die Abiturienten aus den Vorjahren mit 3 und 4 Jahren Armee vergeben wurden.
(Für Mädchen muss bzw. wird es ein extra Kontingent gegeben haben.)

Im Gegensatz dazu bewarben sich im Westen (ZVS) bzw. aktuell alle immer für das jeweils nächste Studienjahr. Man konnte zwar Wartesemester ansammeln und dadurch seine Chancen erhöhen, aber man konnte sich nicht für in 2, 3 oder 4 Jahren bewerben.

Insofern hat eine Längerverpflichtung nicht nur für politische Pluspunkte gesorgt, sondern die Chancen haben sich schon allein auf Grund des Prozederes verbessert.

@peer ja, zu dem ganzen Militärkapitel schreibe ich noch was. Das ist völlig misslungen/irreführend.

@stefanmuelller

Und was viele auch nicht auf dem Schirm haben, vermutlich weil die Betreffenden keine Lobby haben:

Im Westen gab es auch eine limitierende "Loyalitätsregelung" bei der Zulassung. Bei den rationierten, also zulassungbeschränkten NC-Fächern brauchten nur Deutsche untereinander konkurrieren. Wer also nicht die deutsche Staatsangehörigkeit hatte, musste sich innerhalb einer extra Ausländer-Quote bewerben.
Bekanntlich wurde und wird man nicht durch Geburt in D Deutscher, unabhängig davon, ob man 13 Jahre in D zur Schule gegangen ist und sein Abitur gemacht hat und sog. Bildungsinländer war bzw. ist.

1989 kurz nach der Wende war das noch so.

Kurz danach wurden zumindest die EU-Ausländer den Deutschen gleichgestellt und nicht mehr bei der Studienvergabe/-zulassung benachteiligt.

@stefanmuelller

Habe mir Deinen Blogartikel durchgelesen. Vieles spricht mir aus dem Herzen bzw. war exakt so: Niemand meiner Generation hat ernsthaft "Ostrock" gehört; ich war einer der DJs (eher KJs, mit Kassette - mach ich heute noch) auf der völlig überfüllten Schuldisko (die Schule hätte danach fast geschlossen werden müssen, weil sich ein Riss unterhalb des Raums gebildet hatte), hab Nina Hagen gespielt (Die UFOs sind da) und damit meinen ersten Moschpit ausgelöst. All das in Dresden, wo man experimentierfreudig sein musste, um Westradio (RIAS praktisch) in guter Qualität zu hören.

Zum Artikel: Einiges empfinde ich befremdlich, einiges ist nicht ganz richtig.

Ich war 1989 in der 10. Klasse, und ich schätze, Du bist gute 5 Jahre älter – "Kulturtechnisch" bereits völlig alien im Vergleich zu uns ;-) . An die ganzen Rias-Sendungen erinnere ich mich z.B. nicht, "Berlincharts" war doch das Ding! Ich glaube, die gingen Ende 1985 los. Vorher (82-84) war noch "Hits für Fans" mit Andreas Dorfmann auf SFB1 am Montag eine gute Quelle. Außerdem gab es die englischen Indiecharts auf Rias2. SFB2 wäre der interessantere Sender gewesen, aber der kam in Dresden schlecht rein (es sei denn, man hatte einen SKR700, der hatte ein funktionierendes AFC, und man wohnte damit in Höhenlage).

Die Typen, die AC/DC in die Schulbänke ritzten und mit ihren Jeansjacken hörten, standen in meiner Generation auf einer Stufe mit Puhdys Fans, wir hatten nur eine Mischung aus Mitleid und Verachtung für die übrig (sorry Stefan!). In der 10ten 2 Klassen über mir (also 87) waren Typen, die mit radikaler Punkfrisur, Sonnenbrille und US-Flaggen-T-Shirt zur Schule kamen. Ich weiß noch, wie ich die völlig perplex beim Runterschlingen des DDR-Schulessens angeglotzt habe. Wieso verschlingen Aliens von einem anderen Planeten DDR-Schulessen? Das mit den Punk (und Grufti) Frisuren war dann in meiner 10. Klasse "normal", nur US-Flaggen-T-Shirt? Hatte niemand – woher denn?

"Wirklich schrecklich war so was wie Rockhaus (Ich liebe Dich) oder Inka (Spielverderber). Rockhaus war mit Ich liebe Dich 1988 Nummer eins der DDR-Jahreshitparade, aber wahrscheinlich waren die Hitparaden genauso gefälscht wie die Wahlen (siehe Wahlfälschung bei Kommunalwahlen 1989)."

Na, ich denke eher, dass die nicht gefaked waren – der "Trick" war ja, dass nur DDR Rockbands, wo die Mitglieder auszusehen hatten, wie Jürgen Karney (Scherz), überhaupt reingelassen wurden.
Ausgerechnet das von Dir genannte "Spielverderber" wurde von uns mit gewissem Wohlwollen aufgenommen, weil es wirklich ein Gegenentwurf zu den Karney-Rockern war. Die NDW-Stilistik war ausgesprochen stilsicher, nur leider 7 Jahre zu spät und damit dann nicht wirklich ernst zu nehmen. Inzwischen liefern ja Bomb the Bass, 16 Bit und Coldcut im Radio und unseren Schuldiskos (und ab und an Nina Hagen Oldies ;) ). Und bis heute empfinde ich (und die Leute aus meiner Klasse) Silly als einzige akzeptable DDR-"Kommerz"-Band. Auch wenn Tamara eine furchtbare Frisur trug - der Sound war ausgesprochen amtlich und ihre Stimme plus Texte dazu... akzeptabel. Hör Dir nochmal "So ne kleine Frau" an. Ich krieg da immer noch Gänsehaut.

"die anderen Bands […] wurden […] im Parocktikum von Lutz Schramm (auf dem schlechtesten Sendeplatz) [gespielt]. So was wie Sandow, […], AG Geige […] Die hatten eine Einstufung und konnten […] auftreten".
Also die Bands, die Lutz gespielt hat, hatten mit Sicherheit nicht alle eine Einstufung. Haarspalterei, aber AG Geige hatte keine, durfte aber über den Umweg "Kulturkollektiv" auftreten. Mich hat er auch gespielt (hatte gar nichts).
Lutz Schramm hat später im Interview erzählt, dass plötzlich 2 Unbekannte im Studio standen und fragten, wieso er Tapes verbotener Bands spiele, und er so: "Wieso? Ich denke, das ist Euer Job zu prüfen, was auf meinem Schreibtisch landet?"

Jedenfalls, klar hat er Gefahrenzone gespielt, mehrfach.

https://parocktikum.de/playlist.php?limit=10&suche=gefahrenzone

Trotzdem: Guter Artikel - Danke!!

www.parocktikum.de | Playlist-Suche

Playlisten, Downloads und Infos zur Radiosendung Parocktikum, 1986-1992, DT64 DDR

@herr_irrtum @stefanmuelller
Lese das hier nur so mit und wollte Danke sagen für eure Einblicke. Finde das von euch beiden sehr gut zusammen getragen, auch in den unterschiedlichen Sichtweisen. Für mich als Wessi ein sehr lebendiger Einblick, nicht so eine trockene Geschichststunde. Sehr schön.

@herr_irrtum Ja, die #Gefahrenzone-Seite, die ich verlinkt habe, ist ja auch von ihm.

AG-Geige wusste ich vielleicht mal, hatte ich aber wieder vergessen. Ich habe sie jedenfalls mehrfach an höchstoffiziellen Orten gesehen: Insel der Jugend und Palast der Republik. Daraus habe ich dann geschlossen, dass sie eine Einstufung hatten. Sie haben jedenfalls großartige Kunst gemacht. =:-)

https://de.wikipedia.org/wiki/AG._Geige

Ja, Silly und Pankow waren ok. Von meiner EOS-Klasse haben auch welche City gehört und die Band hat sich auch sehr korrekt verhalten und anderen geholfen und so.

Aber ich weiß auch noch, dass wir Flüstern und Schrein geguckt haben und uns echt gewundert haben, dass Silly so ne Hardcore-Fans hatte. Wir waren eher so bei Sandow und FeelingB.

Ha, ha, ACDC. Das war damals TNT und Highway to Hell. Das war ja auch Mainstream zu der Zeit. Die richtig guten alten Scheiben habe ich erst später entdeckt.

Und Nina Hagen war wirklich cool. Das war übrigens die Freundin von dem, dessen Vater die 60:40-Regel eingeführt hatte, wonach bei Discos und im Radio der Anteil der Ostmusik 60% sein sollte. Bei Schuldiskos hat sich zum Glück niemand dran gehalten.

Der Freund Nina Hagens, dann Ex-Freund war später mein Chef im Westen. =:-)

https://www.youtube.com/watch?v=91ZYMAgt5ps

AG. Geige – Wikipedia

@stefanmuelller

Oh, Entschuldigung wegen Gefahrenzone... Link übersehen.
Stein auf Stein hatte ich damals mitgeschnitten, war einer meiner absoluten Favoriten.

Aus dem Gedächtnis (am Ende war's der Bassist und 1981 oder so): Sillys Drummer hatte wohl seit 1980 Auftrittsverbot – noch von seiner Zeit mit einer anderen Band (pun not intended). Die haben ihn einfach dazu geholt und bei Silly hat ihn dann keiner mehr überprüft... ;-)

M.E. hab ich das wahrscheinlich aus dem Buch "Wir wollen immer artig sein..." von Galenza und Havemeister, die ja unermüdlich noch immer dabei sind, den DDR-Underground der 80er aufzuarbeiten. Aber habe gerade die Silly-Einträge, die im Register erwähnt sind (viele!) grob überflogen und erstmal nichts gefunden.
Kurzum: Bin mir zwar sicher, dass dem so war, kann's aber gerade nicht belegen.

Danke für Dein Reply!

@herr_irrtum Ja, Stein auf Stein war wirklich großartig. Es ist auch schön, dass dieser ganze Kram von ein paar Wahnsinnigen archiviert wird, dass die Sachen bei TapeAttack und auf den parocktikum-Seiten noch verfügbar sind.

Übrigens habe ich erst vor nem Jahr im Jüdischen Museum rausgefunden, dass Toni Krahl von City und auch welche von Stern Meißen Juden sind. Das war in der DDR überhaupt kein Thema. Nur weil immer wieder Menschen was von Antisemitismus in der DDR faseln.

Bei den Herzbergs (Pankow) wusste ich das. Woher auch immer.

https://so-isser-der-ossi.de/2019/09/01/der-ossi-und-der-holocaust/#Musiker

Der Ossi und der Holocaust - So isser, der Ossi

Es wird immer wieder, auch von Ossis, behauptet, der Holocaust wäre im Osten nicht thematisiert worden. Das ist falsch, wie ich hier ausführlich zeige.

So isser, der Ossi

@stefanmuelller

Gebookmarked. Interessanter Text.
Will ihn aber noch mal in Ruhe lesen.
Wobei ich denke, dass es auch im Osten Antisemitismus gab

(das ND soll z.B. den Prager Frühling mit einem aufflackernden Zionismus begründet haben – ich hatte das lange im Kopf so und irgendwann nach Quellen gesucht aber spezifisch im ND der End60er Jahre nichts gefunden; vielleicht hab ich mich blöd angestellt oder es ist eben Tatsache ein Fake; mehr unten)

, es war aber keine flächenübergreifende Selbstverständlichkeit, und überhaupt eher gar kein Thema – ich kann mich an keinerlei antisemitischen Vorfall oder -Leute im meinem Umfeld erinnern.
Und zudem wurde das Holocaust-Thema in der Tat sehr offen und offiziell kommuniziert, in der Gedenkstätte Buchenwald oder in den Schulgeschichtsbüchern (Warschauer Ghetto) auch. Insofern finde ich die og. ND-Bewertung des Prager Frühlings noch stranger. Anna Seghers war ja auch jüdischer Abstammung... irgendwie macht das keinen richtigen Sinn.

Aber klar ist eben auch, dass diese spezifische Religionszugehörigkeit bei Prominenten nicht offen thematisiert wurde. Warum nicht? Die Antwort findet sich u.a. in dem von Dir verlinkten TAZ Interview mit mit Daniel Rapoport. Das war einfach Privatsache. Eine theoretische Frage wäre auch: Welche Prominenten waren Christ? Bestimmt nicht Wenige. Das war eben auch mehr Privatsache. In dem Sinne, dass die SED sowieso nicht gut auf jedwelche Religion zu sprechen war (siehe Kirchensprengungen in den 50ern).

@herr_irrtum

Was ich immer noch fragen wollte: Wer warst bzw. bist Du denn? Wenn Du im Parocktikum gespielt wurdest, gesiterst Du ja vielleicht noch irgendwo auf einer Kassette von mir rum.

Schöne Weihnachten.

@stefanmuelller

Ich war damals 16... Das war mein Beitrag:

https://m.soundcloud.com/herr-irrtum/the-shock-wahltag-1989

Dankeschön Stefan, Dir auch!

The Shock - Wahltag (1989)

Stream The Shock - Wahltag (1989) by Herr Irrtum on desktop and mobile. Play over 320 million tracks for free on SoundCloud.

SoundCloud

@herr_irrtum

Großartig! Schönstes Weihnachtsgeschenk bisher.
Und DAS hat Lutz Schramm 1989 gespielt? Das ist ja schon eine ziemlich krasse Provokation.

Mir kommt es bekannt vor, aber ich hatte es, glaub ich, nicht auf Kassette.

Komisch auch, dass Du dann keinen Besuch bekommen hast.

@stefanmuelller

Haha, lag seit Juni 89 beim , Name vergessen, Redakteur/Moderator von Podiumsdiskussion und Musiktest (wo ich im Februar 89 den 2. Platz gemacht hatte und deshalb ne Nachfolger-Kassette eingeschickt hatte. Der hat offenbar eine schützende Hand über mich gehalten (da waren noch andere solche Dinge drauf) und mir erstmal geschrieben, ich sollte "meinen Stil erstmal festigen" (übrigens bis heute abgelehnt von mir). Aber er hat die Kassette Lutz gegeben und der hat sie dann im Januar 90 und am 3. Oktober 90 gespielt.

https://parocktikum.de/playlist.php?suche=the+shock&limit=10

Übrigens hat sich danach Knut Balz (Die Gehirne) bei mir gemeldet und ich hatte leider Angst vor ihm und den Kontakt wieder abgebrochen...

Heute weiß ich, dass es ein ganz lieber Typ ist, der mindestens so (angenehm) verpeilt ist wie ich. ;)

www.parocktikum.de | Playlist-Suche

Playlisten, Downloads und Infos zur Radiosendung Parocktikum, 1986-1992, DT64 DDR

@herr_irrtum

Naja, die ganze Szene war ja ein paar Jahre älter als wir. 20 vs. 24, 25 oder 26, da liegen Welten dazwischen. So ein bisschen Coolness und Arroganz gehörten halt dazu. Ich habe viele ja dann später kennen gelernt und die waren doch sehr umgänglich. =:-)

@stefanmuelller Interessant - danke für den Aufschrieb!

@stefanmuelller

Ja, Ostmusik hat auch bei mir nur eine sehr untergeordnete Rolle gespielt.

In letzter Zeit war ich mir unsicher, wie das bei der NVA in Eggesin war.

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass das Kassettenfach meines mitgebrachten West-Kassettenrekorders (aus dem Intershop) verplombt werden musste, aber diese Plombe sehr leicht zu manipulieren war, so dass sie den beabsichtigten Zweck nicht erfüllt hat.

Ich war mir aber nicht mehr so sicher, ob ich (bzw. wir auf dem 8-Mann-Zimmer) bei der NVA wirklich so verrückt, leichtsinnig, lebensmüde waren, wirklich das Verbot der Kassettennutzung zu missachten und zu umgehen.

Aus alten Briefen geht jedenfalls hervor, dass ich/wir bei der NVA Kassetten gehört haben. Die Kassetten müssen auch irgendwo aufbeahrt worden sein, nämlich in meinem Schrank bei den Privatsachen. Zusammen mit den Briefen von ehemaligen Mitschülern und Freunden, die zur gleichen Zeit bei der Armee waren und "unglaublich" "systemkritisches" Zeug in diesen Briefen geschrieben haben, was "man" in einer Diktatur nicht für möglich hält!

Unglaublich, aber trotzdem passiert.

Systemkritisch, aber nicht in dem Sinne, dass darin irgendwie zum Ausdruck kam, das System zu stürzen.

Ich bzw. die waren aber nicht leichtsinnig, verrückt oder lebensmüde. Die Erklärung dafür, dass ich und die das gemacht haben, muss eine andere sein!

Zu deinem Blog-Beitrag zur Ost-Musik:

Dort schreibst du von Mitschülern von Funktionären und Parteimitgliedern, sogar mit Opa beim ZK.

Im Zusammenhang mit dem Rabe-Roman ging es mal um das "Rote-Socken-Radar", das bei manchen gut funktionierte und man sich von "Roten Socken" fern hielt. Wenn ich mich recht erinnere, hast du das uneingeschränkt bejaht. Vielleicht habe ich das damals auch falsch verstanden. Aber ich habe mich damals schon gefragt, wie das eigentlich wirklich funktioniert haben soll bzw. gemeint gewesen ist.

Vielleich in wirklich oppositionellen Kreisen, die nur in ihresgleichen verkehrt haben, kann ich mir das gut vorstellen, wenn man einfach keinen oder nur sehr vorsichtigen Kontakt zu anderen gepflegt hat.

Zu meiner POS-Zeit hatte ich zwar sehr guten Kontakt zu fast allen Mitschülern (ca. 80%). Die kinderreichen mit 7 und 8 Geschwistern waren für sich. Und dann gab es noch eine Roma/Sinti-Familie, die auch extra war. Bei fast allen anderen war ich auch irgendwann malö zu Hause. Mit den Eltern hatte ich fast nie zu tun. Ich wusste nicht, wer von denen in der Partei oder Funktionär war.
Eine Mutter eines übergewichtigen Mitschülers (ein Ass im Schwimmverein) war Laborantin und hatte zu Hause konzentrierte, rauchende Salzsäure zur Kalksteinentfernung.

Ein Vater war der Hausmeister/Heizer im Stadtbad Oderberger Straße. Die hatten die schönste und größte (Werks-/Betriebs-)Wohnung direkt im Stadtbad mit großem eingebauten Aquarium in der Treppe zur riesigen Dachterasse.

Ofensetzer, Ingenieur, BVB-Busfahrer und Straßenbahnfahrerin waren dabei. Meist aber haben die Eltern keine große Rolle gespielt.

Ein Vater war Namensgeber der Papa Binnes Jazzband. Dessen Sohn wurde im Englisch-Unterricht vom Klassen- und Englisch-Lehrer "angeschnauzt", dass er sich sein AFN-Englisch verbietet. In seinem Unterricht wird britisches Englisch gesprochen. Das war aber so gut wie der einzige "Ausraster" dieses Lehrers, den ich mitbekommen habe.

Bei dem Mitschüler war ich auch zu Hause. Die haben in dem Lückenbau an der Ecke Oderberger/Schönhauser Allee ganz oben gewohnt. Lückenbau bedeutete neue Bausubstanz. Das war eine sehr schöne, "komfortable" Wohnung. Aber nichts exclusives. Die hatten auch zu Ost-Zeiten schon einen Mazda 323F, den man in der DDR für Ost-Mark kaufen konnte. Für den Band-Barkas gab es dann irgendwann einen VW-Bus als Ersatz, weil beim Bau des ICC ein Bauteil auf den Baraks gefallen war...
-> Die konnten also auch schon zu Ost-Zeiten offensichtlich in den Westen.

Erst jetzt lange nach der Wende lese ich, dass der Vater zu Ost-Zeiten mit Krenz per Du war. Das ist einerseits interessant, ändert für mich aber nicht viel.
https://archive.ph/xxi0J

usw. usf.

@stefanmuelller

Auf der EOS war die Situation in sofern komplett anders, als die Entfernungen zu den jeweiligen Elternhäuser sehr groß waren, so dass ich nur bei sehr wenigen zu Hause war.

Der Vater einer Mitschülerin hat hauptamtlich beim MfS gearbeitet. Mit der hatte ich wenig Kontakt, aber dass ich die bewusst deshalb gemieden hätte, kann ich nicht sagen.

Und der Vater eines Mitschülers hat bei einem FDJ-Nachmittag einen DDR-systemkonformen Zeitzeugenbericht zum 17. Juni 1953 gemacht. Aber der Mitschüler selbst, also sein Sohn, war niemand, von dem sich die Mitschüler fern gehalten hätten. Ich jedenfalls nicht.

Der Vater meines besten Freundes in der Klasse war einerseits vermutlich überzeugter Kommunist, aber andererseits Italiener und hatte immer noch seinen italienischen Pass. Er war nicht in der SED und auch alle anderen Familienmitglieder hatten eine Aversion gegen die Partei. Das war auch ein Grund, warum sein Sohn/mein Freund sich für 4 Jahre NVA als Offizier auf Zeit verpflichtet hatte. Um so seine Loyalität zum System zu zeigen und dem Anwerben für die Partei eine sanktionslose Absage erteilen zu können. (Zusätzlich hatte er noch bessere Chancen für seinen vermeintlich exclusiven Studienwunsch, nochmals 100 Mark höheres Stipendium und den gehoberen Status eine Offiziers, einschließlich höherer Wahrscheinlichkeit der wohnortnahen Unterbringung während der letzten 3 von den insgesamt 4 Jahren.)

Mein Banknachbar, mit dem ich auch befreundet war, war für 3 Jahre beim Stasi-Wachregiment. Die Auswahl und Vorprüfung war schon während der Schulzeit. Während der 3jährigen Stasi-Zeit sind ehemalige Mitschüler mit ihm sogar nach Ungarn in den Urlaub gefahren...

@peer Sach ma, Peer, willst Du das nicht alles auf den Ost-Blog tun? Wäre doch schade, wenn es hier irgendwie so verstreut rumliegt.

Also für mich ging der Rote-Socken-Radar beim Stasi-Mitarbeiter an. Der hatte ja auch nach einem FDJ-Studienjahr, bei dem ich eine Behauptung wiederholt hatte, die ich im ESP-Unterricht gelernt hatte, nämlich dass der Kommunismus erst dann aufgebaut werden könne, wenn es in keinem Land der Welt mehr Kapitalismus gäbe, einen 10minütigen Vortrag über mich vor der Genossenelternversammlung gehalten. Das war eine Elternversammlung vor der normalen Elternversammlung, die nur für Genossinnen war. Über die Familie mit ZK-Opa kam das dann zu mir. =:-)

Irgendwie hatte man ein Gespür dafür, wer in Ordnung war und wem man vertrauen konnte. Wie sich nach der Wende herausgestellt hat, lagen manche damit falsch, den ihr Ehepartner war bei der Stasi gewesen und hatte berichtet.

Das mit Dzerdjinski war mir nicht so klar. Ich dachte, dass das einfach ein Wachdienst in Berlin war. Eine Möglichkeit, nicht so weit weg von zu hause stationiert zu werden. War für mich die bessere Form des Millitärdienstes. Ein Bekannter war da auch in der Musikkompanie. Drei Jahre getrommelt.

Dass es da spezielle Vorprüfungen gab, ist im Nachhinein irgendwie klar, aber davon wusste ich nichts.

Merkwürdig fand ich, dass der Vater bei der Kampfgruppe war. War meiner nicht. Hätte ich natürlich auch nicht freiwillig gemacht.

Vier Jahre Armee, um SED zu vermeiden, ist ja auch smart. Mein Chef war deshalb in die CDU eingetreten.

@stefanmuelller

Ja, finde ich auch irgendwie schade, aber extra Blog-Beiträge zu verfassen, wäre mir aktuell noch zu aufwendig. Aber wenn du das verwenden bzw. irgendwie darauf Bezug nehmen willst, kannst du das gerne machen.