@stefanmuelller
Ja, Ostmusik hat auch bei mir nur eine sehr untergeordnete Rolle gespielt.
In letzter Zeit war ich mir unsicher, wie das bei der NVA in Eggesin war.
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass das Kassettenfach meines mitgebrachten West-Kassettenrekorders (aus dem Intershop) verplombt werden musste, aber diese Plombe sehr leicht zu manipulieren war, so dass sie den beabsichtigten Zweck nicht erfüllt hat.
Ich war mir aber nicht mehr so sicher, ob ich (bzw. wir auf dem 8-Mann-Zimmer) bei der NVA wirklich so verrückt, leichtsinnig, lebensmüde waren, wirklich das Verbot der Kassettennutzung zu missachten und zu umgehen.
Aus alten Briefen geht jedenfalls hervor, dass ich/wir bei der NVA Kassetten gehört haben. Die Kassetten müssen auch irgendwo aufbeahrt worden sein, nämlich in meinem Schrank bei den Privatsachen. Zusammen mit den Briefen von ehemaligen Mitschülern und Freunden, die zur gleichen Zeit bei der Armee waren und "unglaublich" "systemkritisches" Zeug in diesen Briefen geschrieben haben, was "man" in einer Diktatur nicht für möglich hält!
Unglaublich, aber trotzdem passiert.
Systemkritisch, aber nicht in dem Sinne, dass darin irgendwie zum Ausdruck kam, das System zu stürzen.
Ich bzw. die waren aber nicht leichtsinnig, verrückt oder lebensmüde. Die Erklärung dafür, dass ich und die das gemacht haben, muss eine andere sein!
Zu deinem Blog-Beitrag zur Ost-Musik:
Dort schreibst du von Mitschülern von Funktionären und Parteimitgliedern, sogar mit Opa beim ZK.
Im Zusammenhang mit dem Rabe-Roman ging es mal um das "Rote-Socken-Radar", das bei manchen gut funktionierte und man sich von "Roten Socken" fern hielt. Wenn ich mich recht erinnere, hast du das uneingeschränkt bejaht. Vielleicht habe ich das damals auch falsch verstanden. Aber ich habe mich damals schon gefragt, wie das eigentlich wirklich funktioniert haben soll bzw. gemeint gewesen ist.
Vielleich in wirklich oppositionellen Kreisen, die nur in ihresgleichen verkehrt haben, kann ich mir das gut vorstellen, wenn man einfach keinen oder nur sehr vorsichtigen Kontakt zu anderen gepflegt hat.
Zu meiner POS-Zeit hatte ich zwar sehr guten Kontakt zu fast allen Mitschülern (ca. 80%). Die kinderreichen mit 7 und 8 Geschwistern waren für sich. Und dann gab es noch eine Roma/Sinti-Familie, die auch extra war. Bei fast allen anderen war ich auch irgendwann malö zu Hause. Mit den Eltern hatte ich fast nie zu tun. Ich wusste nicht, wer von denen in der Partei oder Funktionär war.
Eine Mutter eines übergewichtigen Mitschülers (ein Ass im Schwimmverein) war Laborantin und hatte zu Hause konzentrierte, rauchende Salzsäure zur Kalksteinentfernung.
Ein Vater war der Hausmeister/Heizer im Stadtbad Oderberger Straße. Die hatten die schönste und größte (Werks-/Betriebs-)Wohnung direkt im Stadtbad mit großem eingebauten Aquarium in der Treppe zur riesigen Dachterasse.
Ofensetzer, Ingenieur, BVB-Busfahrer und Straßenbahnfahrerin waren dabei. Meist aber haben die Eltern keine große Rolle gespielt.
Ein Vater war Namensgeber der Papa Binnes Jazzband. Dessen Sohn wurde im Englisch-Unterricht vom Klassen- und Englisch-Lehrer "angeschnauzt", dass er sich sein AFN-Englisch verbietet. In seinem Unterricht wird britisches Englisch gesprochen. Das war aber so gut wie der einzige "Ausraster" dieses Lehrers, den ich mitbekommen habe.
Bei dem Mitschüler war ich auch zu Hause. Die haben in dem Lückenbau an der Ecke Oderberger/Schönhauser Allee ganz oben gewohnt. Lückenbau bedeutete neue Bausubstanz. Das war eine sehr schöne, "komfortable" Wohnung. Aber nichts exclusives. Die hatten auch zu Ost-Zeiten schon einen Mazda 323F, den man in der DDR für Ost-Mark kaufen konnte. Für den Band-Barkas gab es dann irgendwann einen VW-Bus als Ersatz, weil beim Bau des ICC ein Bauteil auf den Baraks gefallen war...
-> Die konnten also auch schon zu Ost-Zeiten offensichtlich in den Westen.
Erst jetzt lange nach der Wende lese ich, dass der Vater zu Ost-Zeiten mit Krenz per Du war. Das ist einerseits interessant, ändert für mich aber nicht viel.
https://archive.ph/xxi0J
usw. usf.