Habe ich ein Recht, mich zu beklagen?
Mit Unterbrechungen war ich 24 Jahre arbeitslos und seit zehn Jahren Rentner mit ergänzender Grundsicherung. Gefühlte etwa 2.000 Absagen sind auch nicht ohne. Das hat an mir gezerrt und mich so manches Mal nach unten gezogen. Es war und ist für mich oft schwierig, mir meinen Lebensmut und meine Lebensfreude zu erhalten. Oft war und ist mir nur zum Klagen zumute. Doch ich sage mir auch immer wieder, dass es Menschen gibt, denen es schlechter geht als mir:
- Die arbeitslose und alleinerziehende Mutter, die ihre Kinder ernähren und auch die Kraft haben muss, den Kindern ein lebenswertes Leben zu vermitteln.
- Der Obdachlose, der bei jedem Wetter draußen leben muss und im Winter Gefahr läuft, zu erfrieren.
- Der arme Mensch, der sich nicht einmal angemessen ernähren kann, weil auch die Sozialleistungen dazu nicht reichen.
- Der Mensch ohne soziales Netz, der jede Lebenslage alleine meistern und aushalten muss.
- Der ausländische Mitmensch und Mitbürger, der um seine Sicherheit bangen muss.
- Der Arbeitslose, der sich erzählen lassen muss, dass er Arbeit findet, wenn er nur will. Wenn das stimmen würde, hätten wir keine Arbeitslosigkeit.
- Der kranke Mensch, dem nicht alle Behandlungen bezahlt werden, die er braucht um gesund zu werden.
- Der arme Mensch, der sich keinen Urlaub leisten kann.
Ich bin kein Vater, habe eine sichere Wohnung (ich nenne sie meine Höhle), kein soziales Netzwerk, bin noch (für mein Alter) ziemlich gesund und seit Jahren schuldenfrei. Klagen hilft mir nicht, weil es mich nur runter zieht. Lobreden kann ich aber auch nicht. Was mich oben hält:
- Ich habe eine sichere Wohnung.
- Ich bin ziemlich gesund.
- Ich bin schuldenfrei.
- Ich kann mir hin und wieder den kleinen Luxus leisten, auswärts Kaffee und Kuchen zu genießen und auch leckere warme Mahlzeiten.
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