Lese gerade in dem Buch von Katja Hoyer rum, weil es ein Gespräch mit ihr und Anne Rabe in der taz gab.

„Gerdas Mann fragte sich, ob es denn noch möglich wäre, die Grenze zu passieren, und ging zwischen den noch spärlich verteilten Spanischen Reitern auf der Boyenstraße hinüber in den Westsektor. Niemand stellte ihm Fragen, und es wurde ihm bewusst, dass dies seine letzte Chance war, im Westen zu bleiben. Doch er kehrte um, durchschritt noch einmal die primitiven ersten Grenzanlagen und kehrte zu seiner schwangeren Frau zurück, um ein Leben im Osten zu führen.“

Das berührt mich. Wie oft werden sie darüber nachgedacht haben, wie ihr Leben hätte anders verlaufen können.

Bei mir war die Mauer einfach da. Da gab es nichts nachzudenken.

#Mauerbau

Die Stelle fand ich lustig:

„Ein zu Propagandazwecken aufgenommenes Bild von vier jungen Kampfgruppen-Männern, die am 14. August 1961 den Grenzübergang am Brandenburger Tor bewachen, verschwand klammheimlich in den Archiven, da sich alle vier nach Westdeutschland davongemacht hatten.“

Diesseits der Mauer
Katja Hoyer

3/ Also jetzt kommen so ein paar unsortierte Kommentare zu #Hoyer: Diesseits der Mauer.

Soweit ich sehen kann beschreibt Hoyer den Anfang der Ostzone/DDR völlig korrekt. Es ist keine kommunistische Lobhudelei. Plünderungen und Vergewaltigungen durch russische Soldaten werden beschrieben. Auch die Zeit des großen Terrors in der Sowjetunion und das Leben und Sterben der deutschen Kommunist*innen im Exil.

Das ist für mich interessant, denn einige dieser Dinge höre ich zum ersten Mal, denn aus irgendwelchen Gründen hatten wir das so nicht in der Schule …

Ich hatte ja im Ostblog was zu den Reparationsleistungen der #DDR geschrieben. Die bestand unter anderem darin, dass viele Wissenschaftler*innen und Ingenieure in die Sowjetunion gebracht wurden, wo sie über mehrere Jahre hinweg arbeiten und Produktionsstränge von im Osten abgebauten Werken wieder aufbauen helfen mussten bzw. Militärforschung machen mussten. Hoyer beschreibt das und auch ein paar interessante Details.

Männer durften eine Frau mitnehmen. Ihre Ehefrau oder ihre Geliebte. Schließlich sollten sie sich wohlfühlen …

Kurios.

Und hinterher konnten sie sich aussuchen, in welches Land sie entlassen werden wollten. DDR, BRD, Österreich.

Nett zu den Wissenschaftlern, nicht nett zur DDR.

Eine Familie hat zwei Kühe in die SU mitgenommen …

4/ Uri, Uri. Die Sowjets haben nach dem Krieg Uhren eingesammelt. Ich habe immerhin noch ein Erbstück bekommen. War aber ne Taschenuhr, an der hatten sie vielleicht kein Interesse.

Was ich auch gelernt habe, ist, dass das Reichstagsfoto retuschiert werden musste, weil der Soldat mit der Sowjetfahne an jedem Arm ne Uhr trug.

https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/legendaere-foto-manipulation-fahne-gefaelscht-uhr-versteckt-wolken-erfunden-a-551663.html

#Hoyer

Legendäre Foto-Manipulation: Fahne gefälscht, Uhr versteckt, Wolken erfunden

Heldenhaft hisst der Sowjetsoldat die Rote Fahne, Hammer und Sichel flattern auf dem Reichstag: Yevgeny Khaldei hat eines der berühmtesten Bilder der Zeitgeschichte fotografiert. Jetzt wird er mit einer Retrospektive in Berlin gewürdigt - doch ausgerechnet sein legendäres Werk manipulierte er mehrfach.

DER SPIEGEL

5/ Das scheint der einzige Fehler zu sein, den ich bis jetzt bei #Hoyer entdecken konnte.

Es gab keine #FDJ-Uniform. Es gab FDJ-Hemden und das Emblem war am Arm. Auf der Brust war nichts, es sei denn es gab vor meiner Zeit noch andere Varianten des FDJ-Hemds, aber das scheint mir unwahrscheinlich.

6/ Das war Margot Feist, später #Honecker.

Bilder der beschriebenen Szene mit Pieck. Soweit ich erkennen kann, kein Emblem auf der Brust. Na, egal. Kann dann bei der nächsten Ausgabe repariert werden.

#DDR #Geschichte #DeutscheGeschichte #Hoyer

7/ Hier ist noch mal der Erich höchst persönlich. Damals war er noch FDJ-Chef. Man sieht, dass da nichts auf der Brust war. Aber im Wikipedia-Artikel ist beschrieben, dass manche Aufnäher auf der Brust hatten. Vielleicht hatte sie ja Patches. =:-)

https://de.wikipedia.org/wiki/Blauhemd_(FDJ)

Übrigens ist im #Hoyer-Buch beschrieben, was die #FDJ so alles gemacht hat. In #Essen haben sie gegen die Wiederbewaffnung der #BRD demonstriert, was dazu führte, dass sie als verfassungsfeindlich eingestuft und verboten wurden. Bei den (verbotenen) Demonstrationen wurden drei Menschen von der Polizei beschossen und Philipp Müller ist gestorben. Honecker wollte daraufhin die „Adenauer-Clique“ von dannen jagen und ist mit Zehntausenden FDJlern nach Westberlin marschiert. Da haben sie wohl ziemlich Dresche bezogen.

Als 1989 die Mauer aufging, habe ich in Kreuzberg einen Typen mit FDJ-Hemd gesehen, der mit anderen diskutierte. Ich fand das sehr schräg. Er kannte wohl den entsprechenden Teil der FDJ-Geschichte nicht.

Blauhemd (FDJ) – Wikipedia

8/ „Dieser Widerstand manifestierte sich unter anderem in der Verweigerung des immer wieder geforderten öffentlichen Tragens des Blauhemdes als dem „sichtbaren Symbol der Loyalität zum SED-Regime“. Als Begründung für das Nichttragen wurden von FDJ-Mitgliedern bei Aussprachen modische wie hygienische Einwände vorgebracht, so sei das Blauhemd nicht mehr modern und man könne es bei Sommerhitze nicht wiederholt anziehen. Auch sei durch das ständige Blauhemd-Tragen das Ansehen bei Freunden und Kollegen in Gefahr.“

„modische Einwände“ finde ich lustig. Da gilt wohl eher nicht, wenn mit Propaganda Druck gemacht wird. „Ansehen bei Freunden und Kollegen“ ist auch eher schräg.

„Ein gängiger Minimalkompromiss anstelle des verlangten ganztägigen Tragens war das Mitführen des FDJ-Hemdes zum Ort des offiziellen Anlasses, um es erst dort für die Zeremonie anzuziehen und danach schnellstmöglich wieder abzulegen. Auch wurden Pullover über dem FDJ-Hemd getragen, zum offiziellen Anlass konnte der blaue Kragen über dem Kopfausschnitt gezeigt werden. “

Ja, so haben das manche gemacht.

https://de.wikipedia.org/wiki/Blauhemd_(FDJ)

Blauhemd (FDJ) – Wikipedia

9/ Hefte raus! Klassenarbeit!

Kleiner Geschichtstest. An welchem Tag wurde die #DDR gegründet

Mitmachen dürfen nur Menschen, die nicht in der DDR gelebt haben. Wer zur Wende drei oder jünger war, darf auch.

Betrugsversuche wie mit dem Handy auf's Klo gehen, werden streng bestraft. Bitte spontan antworten.

08. Mai
10.3%
17. Juni
17.9%
03. Oktober
10.3%
07. Oktober
61.5%
Poll ended at .

10/ Habt Ihr gut gemacht.

8. Mai war Tag der Befreiung.

17. Juni wäre die DDR 1953 beinahe zu Ende gewesen, das war der Volksaufstand, später Tag der deutschen Einheit

03.Oktober war später Tag der deutschen Einheit

07. Oktober war der Republikgeburtstag

Und jetzt haltet Euch fest. #Hoyer schreibt doch tatsächlich, dass die DDR am 3.10. gegründet wurde. In einem Buch zur Geschichte der DDR.

Das ist schon deshalb absurd, weil man ja den Tag der deutschen Einheit nicht auf den Republikgeburtstag gelegt hätte.

Ich wage zu behaupten, dass jede*r Ostdeutsche noch heute weiß, dass der 7.10. der Republikgeburtstag war. Das war Feiertag, die Staatsführung hat da Militärparaden abgehalten und Sachsen (sorry, Sachsen) in FDJ-Hemd an sich vorbeiziehen lassen. Wir habe langfristig unsere Parties an diesem Tag geplant, weil wir ja nichts Anderes zu tun hatten.

Ein Vorwurf an Hoyer war, dass die Opposition in ihrem Buch nicht vorkam. Ich habe das Buch noch nicht zu Ende gelesen, aber wahrscheinlich ist dieser Vorwurf berechtigt. Hätte sie sich irgendwie mit der Opposition beschäftigt, hätte sie gewusst, dass am 7.5.1989 Kommunalwahlen in der DDR stattfanden. Die Ergebnisse waren gefälscht und der kirchlichen Opposition war es zum ersten Mal gelungen, den #Wahlbetrug nachzuweisen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Kommunalwahlen_in_der_DDR_1989

Seit dem 7. Juni gab es deshalb an jedem 7ten des Monats Proteste an der Weltzeituhr am Alex und allen politisch aktiven Menschen war es klar, dass das am 7.10. krachen musste. Ich erinner mich noch daran, wie ich das kurz vorher im Sportverein angesprochen habe. Beim Umziehen.

Ansonsten ist das, was ich bisher vom Buch gelesen habe, gut, aber so was darf einfach nicht passieren.

Hat denn niemand dieses Buch vor Veröffentlichung gelesen? Es gibt ja schon die englische Version, die muss doch auch jemand gelesen haben. Ich dachte erst, das sei ein Fachbuch, aber die englische Version ist bei Penguin Books erschienen. Trotzdem. Man zeigt doch Bücher anderen, bevor man sie veröffentlicht.

Und noch was zum #Fernsehturm. Wahrscheinlich war die Eröffnung bewusst einige Tage vor dem Republikgeburtstag, denn der Fernsehturm war ja ein dolles Ding. Das sollte gebührend gefeiert werden. Am 7.10. ging dann die restliche Show über die Bühne. Militärparade oder #WinkeWinke, oder was immer die 1969 gemacht haben. @peer findet bestimmt die relevanten Zeitungsausschnitte im ND.

Kommunalwahlen in der DDR 1989 – Wikipedia

11/ Sorry, aber die #Ostmusik war Mist. Totes Zeug, das wurde erst ganz zum Schluss (80er) anders, als es einen offiziellen Untergrund gab.

#Hoyer beschreibt in früheren Kapiteln Phasen der Lockerung und Zeiten, in denen Manfred Krug u.a. mit #Twist erfolge feierten. Dann wurde das aber wieder strenger. In meiner Jugendzeit war Ostmusik spröde und langweilig. Ich habe mich redlich bemüht, #Pankow und #Silly gut zu finden. Es ist mir nicht gelungen. Ich habe noch ein paar Platten, die ich aber nie höre.

Ich war an einer Schule mit Funktionärskindern in einer Klasse. Einer mit Opa im ZK, ein anderer mit einer besonderen Telefonnummer. Weiß nicht, was der Vater war. Wir haben uns getroffen und Musik überspielt. Kraftwerk habe ich von einem aus der Parallelklasse bekommen. Beatles, Pink Floyd, The Doors, Zappa, Beefheart von Klassenkameraden. Ich kann mich noch erinnern, wie wir The final Cut mit hand ausgesteuert haben, weil der #Geracord die hohe Dynamik gekillt hätte. Mein Freund immer kurz vor den entscheidenenden Stellen: Runter! Runter!

Tom Waits, Dire Straits bekam ich von einem Klassenkamerad, dessen Schwester nach Westberlin geheiratet hatte. Schlecht für ihn, weil er nicht zur internationalen Physikolympiade fahren durfte, gut für uns, weil wir die Platten überspielen konnten.

Vom Kumpel mit ZK-Opa habe ich #Gefahrenzone bekommen. Zu einem Zeitpunkt, als die #Stasi schon Zersetzungsmaßnahmen gegen die Band laufen hatte.

https://parocktikum.de/wiki/index.php/Gefahrenzone

Und hier Musik:
https://tapeattack.blogspot.com/search?q=gefahrenzone

Die #Puhdys hat niemand von uns gehört. (oder wenn, dann heimlich =:-)

Was man wissen muss über die Ostmusik ist: Man konnte nicht einfach so auftreten. Während das im Westen der Markt regelte, regelte das im Osten der Staat. Man brauchte eine #Einstufung. Das bedeutete, dass nur Menschen, die ihre Instrumente beherrschten, auftreten konnten. Und dass nur Menschen, die irgendwie zensurkonforme Texte hatten, eine #Einstufung bekommen haben. Gegen Ende gab es #dieAnderenBands. Die wurden sogar im #Parocktikum von Lutz Schramm im Jugendradio #DT64 gespielt (auf dem schlechtesten Sendeplatz). So was wie #Sandow, #dieArt, #FeelingB, #DieVision, #AGGeige, #HerbstInPeking, #IchFunktion, #DieFirma. Die hatten eine Einstufung und konnten in Jugendklubs, Kreiskulturhäusern oder im #PalastDerRepublik bei Veranstaltungen von Lutz Schramm auftreten. Ohne Einstufung blieben nur Konzerte in Kirchenräumen.

Das war echt, das tat weh und ab und zu wurde mal eine von den Bands verboten oder hatte irgendwie Schwierigkeiten.

Also, das Kapitel über #Ostmugge war etwas kurz, aber vielleicht kommt ja noch was.

Die Puhdys-Songs in #PaulundPaula sind auf jeden Fall legendär. Den Film müsst Ihr auch unbedingt sehen.

#TapeAttack

Gefahrenzone – Parocktikum Wiki

12/ Tja. Deshalb konnte die #DDR nicht funktionieren. Jedenfalls nicht ohne #Mauer.

Das habe ich erst spät verstanden. Wir wollten ja nach der Wende eine eigenständige linke DDR, aber das wäre eben nicht gegangen.

Auch dass der Reichtum des Westens zum Großteil eben auf der Ausbeutung des Südens beruhte, den der Osten eben mangels konvertierbarer Währung nicht ausbeuten konnte. Was ich von #Hoyer gelernt habe, war, dass auch die #HallsteinDoktrin noch erschwerend hinzukam.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hallstein-Doktrin

Die #BRD verhinderte dadurch, dass die DDR mit anderen Ländern Handel treiben konnte. Die BRD war größer und so wichtiger und wenn andere Länder mit ihr Handel treiben wollten, konnten sie das eben nicht mit der DDR tun.

Dazu kam noch #Marshallplan vs. Reparationsleistungen an die SU, Bodenschätze vs. keine, Industriegebiete vs. wenig.

Tja.

Ist wirklich ganz schön, das alles noch mal von Anfang an zu lesen. Was industriell und kulturell wann passierte, wie sich das alles bedingte usw.

Hallstein-Doktrin – Wikipedia

13/ Hier, hab das mit der #Ostmusik noch mal ordentlich aufgeschrieben. #Puhdys war nicht meins. Wenn ich mich recht erinnere, wurde bei unseren Klassen- und Schuldiscos nichts aus dem Osten gespielt.

Im Blog-Beitrag erzähle ich, was ich so gehört habe und wo man das herbekommen konnte.

Viel Spaß!

https://so-isser-der-ossi.de/2024/11/29/ostmusik/

#Ostmugge #Musik #Osten #Westen #RIAS #SFB #DT64 #Parocktikum #dieAnderenBands

Ostmusik / Westmusik - So isser, der Ossi

Die Puhdys!!!! Ich lese gera­de das Buch Dies­seits der Mau­er von Kat­ja Hoyer. Es gibt dar­in einen Abschnitt zu Ost­rock im Kapi­tel 1971–1975. Die anfäng­li­che Anpas­sung der Puh­dys an die Vor­ga­ben des Regimes war nicht ein­fach nur ein Akt der … Weiterlesen →

So isser, der Ossi

14/ #Rosengarten 1987!

Das Schicksal ist klar, schwarze Wolken ziehen.

Lief wohl sogar im Radio. #DT64

https://www.youtube.com/watch?v=ecZEkW-EpBI

#Ostmugge

Bessere Zeiten

YouTube

15/ Oh, die #DDR hatte Schutzanzüge, die vollständig gegen ABC-Waffen geschützt haben. Das wusste ich noch nicht. Solche Anzüge wären jetzt gerade sehr wertvoll. Dann könnten wir dem #Putin einfach den Stinkefinger zeigen, alle so einen Anzug anziehen und gut wäre.

Unser Mädchen haben übrigens gelernt, wie man eine atomsichere Atemschutzmaske aus einer Damenstrumpfhose, einer Mullbinde und Honig herstellt.

Liebe Kinder von heute: Glaubt Opa und Oma kein Wort. Glaubt auch Frau #Hoyer nicht. Es gibt keinen vollständigen Schutz vor atomaren Waffen. Der beste Schutz ist, dagegen zu kämpfen, dass es überhaupt welche gibt.

#Atomwaffen #Atomkrieg

16/ Na gut, der Westen war auch nicht viel besser. Unten das Video für richtiges Verhalten nach dem Atomschlag. #DuckAndCover

Aber man sagt, dass der Physikunterricht in der DDR viel besser war als der im Westen. Wir wussten damals jedenfalls alle, dass das Quatsch war, was man uns erzählt hat. Mullbinde gegen Atomschlag usw.

Wahrscheinlich ist der Unterricht jetzt auf West-Niveau abgesunken, jedenfalls denken Autorin und Übersetzer*innen, dass man sich mit ABC-Schutzanzügen vollständig vor #Radioaktivität schützen könnte.

Die Dinger waren aus Kunststoff. Meiner war kaputt und der Spieß war ne Schlampe, so dass ich den Anzug nur einmal anziehen musste. Das war großartig, denn immer wenn einer brüllte „Gas!“ musste ich nur die Gasmaske aufsetzen, einen Anzug hatte ich ja nicht.

https://www.youtube.com/watch?v=IKqXu-5jw60

Duck And Cover (1951) Bert The Turtle

Enjoy the videos and music you love, upload original content, and share it all with friends, family, and the world on YouTube.

YouTube

17/ Das ist lustig. Mit 14 hätte ich nicht angekreuzt: „Bin Pazifist. Lasst mich mit Eurem Mist in Ruhe.“ Das man damit nicht auf die Schule kommt, auf die man will, bzw. dort nicht bleibt, hatte ich mit 13 auf die harte Tour gelernt. Hier ist der Text zum politischen Aufnahmegespräch an der #HeinrichHertzOberschule:

https://hot-climate-topics.net/2019/08/30/der-moralische-druck-der-oeko-gutmenschen-ist-ja-wie-in-der-ddr/

Und selbst wenn alle das aufrichtig ausgefüllt hätten, könnte man immer noch nicht sicher sein, dass die Zahlen, die irgendwo berichtet wurden auch denen aus den Fragebögen entsprachen.

Der moralische Druck der Öko-Gutmenschen ist ja wie in der DDR – Hot climate topics

Ich höre jetzt immer öfter, dass der Druck der sich ergibt, wenn man wahrnimmt, dass das eigene Handeln nicht mit den eigenen Werten kompatibel ist, und der durch FridaysForFuture verstärkt wird, mit dem sozialen Druck verglichen wird, der in der … Weiterlesen →

Hot climate topics

18/ Als ich durch Zufall zu 5 DM gekommen bin, haben Kassetten keine 5 DM gekostet. Ich weiß das genau, weil ich von den 5 DM eine Kassette und einen Schlumpf für meinen Bruder gekauft habe. Dann war noch was übrig, was man für Süßigkeiten ausgeben musste, denn Wechselgeld gab es nicht.

Hab es im Ostblog aufgeschrieben:

https://so-isser-der-ossi.de/2024/12/01/westgeld/

#Hoyer

Westgeld - So isser, der Ossi

In der DDR gab es ab den 70er Jah­ren Inter­shops, in denen man für Forum­checks West­wa­ren erwer­ben konn­te. West-Geld muss­te man in Forum­checks umtau­schen. Ich habe vor dem 10.11.1989 exakt 5,01 DM beses­sen. Das kam so: Ich war in der … Weiterlesen →

So isser, der Ossi

19/ Das Kapitel über den Wehrdienst ist nicht gut, weil entweder #Hoyer oder ihre Übersetzer*innen Offiziere und Unteroffiziere durcheinandergeworfen hat. Dadurch wird das Kapitel grob irreführend.

Das mit dem System-Austricksen war auch nicht so leicht, denn es gab eine Kaderakte, die einen das ganze Leben begleitete.

https://de.wikipedia.org/wiki/Kaderakte

Wenn da drinstand: Politisch unzuverlässiges Subjekt, hat sich zu drei Jahren verpflichtet, aber Genossen XY dann den Stinkefinger gezeigt, dann wurde dit nüscht mehr.

Der Studienplatz wurde für die Zeit nach den drei Jahren Armee vergeben und zwar in der 11. Klasse. Die Zulassung war an Wohlverhalten gebunden. Das stand explizit drin. Ich suche noch nach dem Dokument. Hatte es neulich in der Hand. Hier jedenfalls erstmal, was ich aufgeschrieben habe. Inklusive Verpflichtungserklärung für Reservedienst während des Studiums:

https://so-isser-der-ossi.de/2024/12/01/wehrdienst-bei-der-nva/

Kaderakte – Wikipedia

20/ Bindung durch Isolation scheint mir nicht so ein cleverer Ansatz gewesen zu sein. Wir haben die #Asche gehasst und die Tage bis zur Entlassung gezählt.

#NVA #DDR #Hoyer

21/ Boa, das ist schräg!

Für mich war #Preußen immer #Militarismus. Dass der Erich den Kaiser zurückholen wollte, klingt für mich unvorstellbar. So ein bisschen nach Zootier. Als Kaiser hätte ich das Angebot natürlich auch auf keinen Fall angenommen.

#Hoyer

22/ Ja, der Hager war's. Ich hatte ja in 13/ ein Bild von Kai-Uwe Kohlschmidt von #Sandow gepostet. Sandow ist ein Beispiel für ernstzunehmende Musik aus dem Osten. Die hatten was zu sagen.

Und die hatten damals passend zum Bruce-Springsteen-Konzert den Titel Born in the GDR veröffentlicht.

https://www.youtube.com/watch?v=A3lDNYzf91o

Darin kam die Textzeile vor:

Wir bauen auf und tapeziern nicht mit
Wir sind sehr stolz auf #KatharinaWitt

„Wir bauen auf“ kam aus Honeckers Lieblingslied und das Tapezieren von Hager.

Dazu dann noch der Satz:

Wir können bis an unsere Grenzen gehn
Hast Du schon mal drüber hinweggesehen.

Das Lied ist von 1988 und lief wohl auch bei DT64. Die Platte konnte aber zu DDR-Zeiten nicht erscheinen.

Sandow hat das Lied nach der Wende lange nicht gespielt, weil ihnen die #Ostalgie auf den Senkel gegangen ist. Wir waren ja froh, dass die DDR Geschichte war.

Jetzt spielen sie den Song wieder.

https://www.youtube.com/watch?v=tp8CGBipITw

Sandow - Born in the G.D.R - 01

Old & great band of DDR.Good song of the album: Stationen einer Sucht, 1989

YouTube

23/ Die Frauen, die in der DDR in der Armee gedient hatten, sind nach der Wende rausgeflogen, weil die Beschäftigung von Frauen in der Armee in der Verfassung nicht vorgesehen war.

#Gleichberechtigung #DDR #BRD

#Hoyer

24/ Ich weiß noch, wie ich Ende August 1989 zu einem Konzert von #dieAnderen im #HDjT war. Toaster begrüßte uns mit dem Satz: „Schön, dass Ihr alle da seid.“ Unter normalen Umständen ein gewöhnlicher Satz, aber damals ein irrer Moment. Viele waren aus dem Sommerurlaub nicht zurückgekehrt.

Und auf derselben Seite steht auch das Richtige Datum vom Republikgeburtstag. Also alles gut und 10/ war wohl ein Versehen. Muss trotzdem noch repariert werden.

25/ Bis Dezember 1989 und Januar 1990 traten 60.000 bis 90.000 Mitglieder aus der #SED aus. Karrieristen sind eingetreten und wieder ausgetreten.

Übrigens auch das nicht so einfach. Eine Schulkameradin wollte #Medizin studieren. Sie hätte in die Partei eintreten müssen. Ist sie nicht und hat eben auch in der #DDR nicht Medizin studiert.

26/ Ja, #Wanderwitz hat seinen Job als #Ostbeauftragter nicht gemacht. Und es ist ein gutes Argument von #Hoyer, auf die Wahlbeteiligung bei der ersten freien Wahl in der #DDR zu verweisen. Die war nämlich mit 93,4% extrem hoch.

https://de.wikipedia.org/wiki/Volkskammerwahl_1990

Leider hat die Mehrheit den Anschluss gewählt, so dass es auch die letzte Wahl in der DDR war.

Volkskammerwahl 1990 – Wikipedia

27/ Die letzten beiden Auszüge in 26/ sind vom Ende des Buches. Ich bin nun durch. Ich habe es erst spät gelesen, weil ich nur irgendwie mitbekommen hatte, dass das so ein Wohlfühlbuch mit Geschichten aus dem DDR-Alltag ist und das brauchte ich nicht. Alltag hatte ich in der DDR genug. Nun gab es dieses Interview in der taz mit Katja #Hoyer und #AnneRabe und Anne Rabe hat irgendwie schräge Dinge in Bezug auf Hoyers Buch behauptet, so dass ich es dann doch mal gelesen habe.

Fazit: Ich fand es interessant, die ganzen Stufen der DDR von Anfang an bis zum Ende noch einmal zu sehen, auch die Stellen, wo man vielleicht hätte anders abbiegen können. Bzw. Erklärungen dafür, warum es eben nicht ging. Protokoll von Familie Strauß' Besuch beim Erich und das Plaudern über Kindergärten. So Zeug. Tja.

Die Rezensionen zum Buch habe ich erst danach gelesen.

Zum Beispiel diese:

https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-135972

„Den eigentlichen Kern des Buches bilden jedoch die eingestreuten mehreren Dutzend Kurzporträts einzelner Personen, die jeweils die Ausgangspunkte für das übergreifende Narrativ Hoyers bilden: dass es nämlich in der DDR-Gesellschaft eine relativ homogene, relativ unideologische und unpolitische sowie relativ zufriedene breite Mehrheit gab.“

Das wird kritisiert, aber ich muss sagen, dass das wahrscheinlich richtig ist. Ich war zum Ende kritisch und politisch und in meinem Umfeld waren das viele. Aber es gab eben auch viele, die einfach so ihr Ding gemacht haben und aber auch mit dem Staat nichts zu tun haben wollten. Und so weit ich das einschätzen kann, war das auch anders als in Nazideutschland.

Rezension zu: Rezensionsessay: K. Hoyer: Diesseits der Mauer

Rezension zu / Review of: Hoyer, Katja: : Diesseits der Mauer. Eine neue Geschichte der DDR 1949–1990

H-Soz-Kult. Kommunikation und Fachinformation für die Geschichtswissenschaften

28/ „Ausschließlich retrospektive Quellen zu verwenden und diese nicht mit zeitgenössischen Ego-Dokumenten und anderen Quellengattungen zusammenzubringen, ist als erheblicher handwerklicher Mangel einzustufen.“

OK. Das habe ich als Nicht-Fachmann nicht so gesehen. Ich dachte, ist schon ok, wenn der Rest dem aktuellen Forschungsstand entspricht. So hat sie zum Beispiel Erfahrungsberichte von Menschen, die im Grenzgebiet gewohnt haben. Die da Hochzeit gefeiert haben und einer der Gäste war abhanden gekommen. Er war aber nur mit einem Mädchen im Feld. Andererseits beschreibt sie detailliert, wie Menschen an der Grenze umgekommen sind, verblutet oder aus dem Fenster gesprungen, weil sie zu ihrer Schwester wollten, die im #Wedding lebte, aber der Hauseingang im #Osten lag.

https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-135972

Vielleicht ist es einfach nur die Frage, was an gut/schlecht-Mix sonst üblich ist und bei #Hoyer kommt die #DDR für westlichen Geschmack zu gut weg.

Rezension zu: Rezensionsessay: K. Hoyer: Diesseits der Mauer

Rezension zu / Review of: Hoyer, Katja: : Diesseits der Mauer. Eine neue Geschichte der DDR 1949–1990

H-Soz-Kult. Kommunikation und Fachinformation für die Geschichtswissenschaften

29/

„Unreflektiert und suggestiv ist auch ihre „bunte“ Bildstrecke, die mit Kurztiteln wie „Wiederaufbau Berlins“ oder „Dorffest in Thüringen, um 1965“ jegliche Art von Einordnung zum zeitgenössischen Entstehungskontext vermissen lässt. Es dominieren Motive des Glücks: Von den 22 Bildern, die Personen in Alltagssituationen erfassen, zeigen 16 lachende oder zufrieden lächelnde Gesichter. Selbst der „Grenzschutz, 1980er-Jahre“ – also die Tötungsdrohung gegen Menschen, die die DDR verlassen wollen – wird mit dem Farbfoto eines besinnlich am Grenzpfosten seine Pausenzigarette rauchenden Soldaten im Tarnanzug mit Funkgerät und dezent verdeckter Maschinenpistole illustriert.“

https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-135972

Ja, in der Tat. Das FDJler-Bild erinnerte mich doch irgendwie sehr an Propagandabilder aus den 80ern. Ansonsten ist unklar, was die Bilder im Buch sollen. Funktionärsfamilie mit Sekt aufm Balkon, vorn DDR-Fahne. Vom 1. Mai 1963.

Keine Ahnung, wie das in den 60ern war. Wir hätten uns jedenfalls in den 80ern nicht mit den Fahnen fotografieren lassen. Die wurden rausgehängt, weil das Pflicht war. Niemand war stolz darauf. Bei manchen war der Fahnenhalter abgebrochen … Die, die was demonstrieren wollten, haben eine rote Fahne rausgehängt. Das waren aber nur zwei pro WBS70-Block.

#Hoyer #DDR

Rezension zu: Rezensionsessay: K. Hoyer: Diesseits der Mauer

Rezension zu / Review of: Hoyer, Katja: : Diesseits der Mauer. Eine neue Geschichte der DDR 1949–1990

H-Soz-Kult. Kommunikation und Fachinformation für die Geschichtswissenschaften

@stefanmuelller

"Das FDJler-Bild erinnerte mich doch irgendwie sehr an Propagandabilder aus den 80ern."

Welches? Im Buch sind zwei FDJ-Bilder.

Beide passen einerseits sehr gut als Propaganda-Bilder, was aber andererseits in diesen beiden *konkreten* Fällen nicht ausschließt, dass sie authentisch sind und nichts daran gestellt sein muss.

Der Spiegel schreibt:

"Die einen sind zum Vögeln hingefahren, andere wollten ihre Gaudi

Im Sommer 1973 richtete die DDR in Berlin die Weltfestspiele der Jugend aus. Unser Autor erinnert sich an politische Debatten, lange Haare und Beatmusik."
https://www.spiegel.de/kultur/weltfestspiele-der-jugend-in-berlin-das-rote-woodstock-in-der-ddr-a-00000000-0002-0001-0000-000135112190

Klar, nichts ist/war unpolitisch. Das Private ist politisch! Alles ist komplex.

"Wir hätten uns jedenfalls in den 80ern nicht mit den Fahnen fotografieren lassen."

Wenn es ein Propaganda-Bild ist, wäre ja die erste Frage, warum hätte von euch ein Propaganda-Bild gemacht werden sollen und hättet ihr euch dann wirklich geweigert!?

Oder meinst du ein privates Foto: Sicherlich hättet ihr da keine Fahne dazugeholt. Aber wenn ihr auf dem Balkon feiert (sicherlich nicht den Tag der Arbeit) und da wäre zufällig an der Brüstung die Fahne dran: hättet ihr euch geweigert, fotografieren zu lassen oder die Bilder vernichtet?

Das rote Woodstock: "Die einen sind zum Vögeln hingefahren, andere wollten ihre Gaudi"

Im Sommer 1973 richtete die DDR in Berlin die Weltfestspiele der Jugend aus. Unser Autor erinnert sich an politische Debatten, lange Haare und Beatmusik.

DER SPIEGEL

@peer Mein Gott, Du hast ja tatsächlich das Bild aus dem Buch gefunden. Ja, ich meinte das Farb-Bild.

Das Balkon-Bild ist von 1973. Darüber habe ich gerade auch noch nachgedacht, als ich eine Rezension des Hoyer-Buches gehört habe.

1973 waren die Ost-Farbfilme nicht besonders gut. Dieses Bild ist offensichtlich gestellt mit einer ausgewählten Familie mit einem Profifotografen. Dafür wären wir nicht in Frage gekommen.

Guck Dir mal Bilder von Harald Hauswald an. Die sind großartig.

https://de.wikipedia.org/wiki/Harald_Hauswald

Der wurde allerdings auch von der Stasi verfolgt.

Das Bild ist ein Bild von einem Bild von ihm im DDR-Museum in #Eisenhüttenstadt.

#Fotografie

Harald Hauswald – Wikipedia

@stefanmuelller

"Dieses Bild ist offensichtlich gestellt mit einer ausgewählten Familie mit einem Profifotografen."

Bei Hoyer steht unter dem Balkonbild "Tag der Arbeit 1963". Also, dass dieses Ereignis gefeiert wird.

Bei der Bildagentur steht zu dem Bild dagegen folgendes:

"Eine Familie feirt auf einem mit einer DDR-Fahne geschmückten Balkon eines neuen Wohnhauses, aufgenommen 1963. Schon in den 1950er Jahren entwickelte sich der Plattenbau als industrieller Wohnungsbau, und bereits 1964 wurden 90 Prozent aller neuen Wohnungen in der DDR industriell errichtet. Die Versorgung mit Wohnungen konnte in der DDR trotz aller Anstrengungen, staatlicher und parteilicher Vorgaben bis 1989 nie befriedigend gelöst werden. Foto: Wilfried Glienke
Aufnahmedatum
01.05.1963
Bildnachweis
picture alliance / ZB | Wilfried Glienke"

-> für mich wäre es plausibler, wenn der Familie zum Tag der Arbeit die neue Wohnung übergeben worden wäre, ggf. vorab bzw. nochmal symbolisch, und das der eigentliche Anlass für die Feier hätte sein sollen

https://www.picture-alliance.com/
Mediennummer 19696036

pa ⋅ picture alliance

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17/ Das ist lustig. Mit 14 hätte ich nicht angekreuzt: „Bin Pazifist. Lasst mich mit Eurem Mist in Ruhe.“ Das man damit nicht auf die Schule kommt, auf die man will, bzw. dort nicht bleibt, hatte ich mit 13 auf die harte Tour gelernt. Hier ist der Text zum politischen Aufnahmegespräch an der #HeinrichHertzOberschule:

https://hot-climate-topics.net/2019/08/30/der-moralische-druck-der-oeko-gutmenschen-ist-ja-wie-in-der-ddr/

Und selbst wenn alle das aufrichtig ausgefüllt hätten, könnte man immer noch nicht sicher sein, dass die Zahlen, die irgendwo berichtet wurden auch denen aus den Fragebögen entsprachen.

18/ Als ich durch Zufall zu 5 DM gekommen bin, haben Kassetten keine 5 DM gekostet. Ich weiß das genau, weil ich von den 5 DM eine Kassette und einen Schlumpf für meinen Bruder gekauft habe. Dann war noch was übrig, was man für Süßigkeiten ausgeben musste, denn Wechselgeld gab es nicht.

Hab es im Ostblog aufgeschrieben:

https://so-isser-der-ossi.de/2024/12/01/westgeld/

#Hoyer

Westgeld - So isser, der Ossi

In der DDR gab es ab den 70er Jah­ren Inter­shops, in denen man für Forum­checks West­wa­ren erwer­ben konn­te. West-Geld muss­te man in Forum­checks umtau­schen. Ich habe vor dem 10.11.1989 exakt 5,01 DM beses­sen. Das kam so: Ich war in der … Weiterlesen →

So isser, der Ossi

19/ Das Kapitel über den Wehrdienst ist nicht gut, weil entweder #Hoyer oder ihre Übersetzer*innen Offiziere und Unteroffiziere durcheinandergeworfen hat. Dadurch wird das Kapitel grob irreführend.

Das mit dem System-Austricksen war auch nicht so leicht, denn es gab eine Kaderakte, die einen das ganze Leben begleitete.

https://de.wikipedia.org/wiki/Kaderakte

Wenn da drinstand: Politisch unzuverlässiges Subjekt, hat sich zu drei Jahren verpflichtet, aber Genossen XY dann den Stinkefinger gezeigt, dann wurde dit nüscht mehr.

Der Studienplatz wurde für die Zeit nach den drei Jahren Armee vergeben und zwar in der 11. Klasse. Die Zulassung war an Wohlverhalten gebunden. Das stand explizit drin. Ich suche noch nach dem Dokument. Hatte es neulich in der Hand. Hier jedenfalls erstmal, was ich aufgeschrieben habe. Inklusive Verpflichtungserklärung für Reservedienst während des Studiums:

https://so-isser-der-ossi.de/2024/12/01/wehrdienst-bei-der-nva/

Kaderakte – Wikipedia

20/ Bindung durch Isolation scheint mir nicht so ein cleverer Ansatz gewesen zu sein. Wir haben die #Asche gehasst und die Tage bis zur Entlassung gezählt.

#NVA #DDR #Hoyer

21/ Boa, das ist schräg!

Für mich war #Preußen immer #Militarismus. Dass der Erich den Kaiser zurückholen wollte, klingt für mich unvorstellbar. So ein bisschen nach Zootier. Als Kaiser hätte ich das Angebot natürlich auch auf keinen Fall angenommen.

#Hoyer

22/ Ja, der Hager war's. Ich hatte ja in 13/ ein Bild von Kai-Uwe Kohlschmidt von #Sandow gepostet. Sandow ist ein Beispiel für ernstzunehmende Musik aus dem Osten. Die hatten was zu sagen.

Und die hatten damals passend zum Bruce-Springsteen-Konzert den Titel Born in the GDR veröffentlicht.

https://www.youtube.com/watch?v=A3lDNYzf91o

Darin kam die Textzeile vor:

Wir bauen auf und tapeziern nicht mit
Wir sind sehr stolz auf #KatharinaWitt

„Wir bauen auf“ kam aus Honeckers Lieblingslied und das Tapezieren von Hager.

Dazu dann noch der Satz:

Wir können bis an unsere Grenzen gehn
Hast Du schon mal drüber hinweggesehen.

Das Lied ist von 1988 und lief wohl auch bei DT64. Die Platte konnte aber zu DDR-Zeiten nicht erscheinen.

Sandow hat das Lied nach der Wende lange nicht gespielt, weil ihnen die #Ostalgie auf den Senkel gegangen ist. Wir waren ja froh, dass die DDR Geschichte war.

Jetzt spielen sie den Song wieder.

https://www.youtube.com/watch?v=tp8CGBipITw

Sandow - Born in the G.D.R - 01

Old & great band of DDR.Good song of the album: Stationen einer Sucht, 1989

YouTube

23/ Die Frauen, die in der DDR in der Armee gedient hatten, sind nach der Wende rausgeflogen, weil die Beschäftigung von Frauen in der Armee in der Verfassung nicht vorgesehen war.

#Gleichberechtigung #DDR #BRD

#Hoyer

24/ Ich weiß noch, wie ich Ende August 1989 zu einem Konzert von #dieAnderen im #HDjT war. Toaster begrüßte uns mit dem Satz: „Schön, dass Ihr alle da seid.“ Unter normalen Umständen ein gewöhnlicher Satz, aber damals ein irrer Moment. Viele waren aus dem Sommerurlaub nicht zurückgekehrt.

Und auf derselben Seite steht auch das Richtige Datum vom Republikgeburtstag. Also alles gut und 10/ war wohl ein Versehen. Muss trotzdem noch repariert werden.

25/ Bis Dezember 1989 und Januar 1990 traten 60.000 bis 90.000 Mitglieder aus der #SED aus. Karrieristen sind eingetreten und wieder ausgetreten.

Übrigens auch das nicht so einfach. Eine Schulkameradin wollte #Medizin studieren. Sie hätte in die Partei eintreten müssen. Ist sie nicht und hat eben auch in der #DDR nicht Medizin studiert.

26/ Ja, #Wanderwitz hat seinen Job als #Ostbeauftragter nicht gemacht. Und es ist ein gutes Argument von #Hoyer, auf die Wahlbeteiligung bei der ersten freien Wahl in der #DDR zu verweisen. Die war nämlich mit 93,4% extrem hoch.

https://de.wikipedia.org/wiki/Volkskammerwahl_1990

Leider hat die Mehrheit den Anschluss gewählt, so dass es auch die letzte Wahl in der DDR war.

Volkskammerwahl 1990 – Wikipedia

27/ Die letzten beiden Auszüge in 26/ sind vom Ende des Buches. Ich bin nun durch. Ich habe es erst spät gelesen, weil ich nur irgendwie mitbekommen hatte, dass das so ein Wohlfühlbuch mit Geschichten aus dem DDR-Alltag ist und das brauchte ich nicht. Alltag hatte ich in der DDR genug. Nun gab es dieses Interview in der taz mit Katja #Hoyer und #AnneRabe und Anne Rabe hat irgendwie schräge Dinge in Bezug auf Hoyers Buch behauptet, so dass ich es dann doch mal gelesen habe.

Fazit: Ich fand es interessant, die ganzen Stufen der DDR von Anfang an bis zum Ende noch einmal zu sehen, auch die Stellen, wo man vielleicht hätte anders abbiegen können. Bzw. Erklärungen dafür, warum es eben nicht ging. Protokoll von Familie Strauß' Besuch beim Erich und das Plaudern über Kindergärten. So Zeug. Tja.

Die Rezensionen zum Buch habe ich erst danach gelesen.

Zum Beispiel diese:

https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-135972

„Den eigentlichen Kern des Buches bilden jedoch die eingestreuten mehreren Dutzend Kurzporträts einzelner Personen, die jeweils die Ausgangspunkte für das übergreifende Narrativ Hoyers bilden: dass es nämlich in der DDR-Gesellschaft eine relativ homogene, relativ unideologische und unpolitische sowie relativ zufriedene breite Mehrheit gab.“

Das wird kritisiert, aber ich muss sagen, dass das wahrscheinlich richtig ist. Ich war zum Ende kritisch und politisch und in meinem Umfeld waren das viele. Aber es gab eben auch viele, die einfach so ihr Ding gemacht haben und aber auch mit dem Staat nichts zu tun haben wollten. Und so weit ich das einschätzen kann, war das auch anders als in Nazideutschland.

Rezension zu: Rezensionsessay: K. Hoyer: Diesseits der Mauer

Rezension zu / Review of: Hoyer, Katja: : Diesseits der Mauer. Eine neue Geschichte der DDR 1949–1990

H-Soz-Kult. Kommunikation und Fachinformation für die Geschichtswissenschaften

28/ „Ausschließlich retrospektive Quellen zu verwenden und diese nicht mit zeitgenössischen Ego-Dokumenten und anderen Quellengattungen zusammenzubringen, ist als erheblicher handwerklicher Mangel einzustufen.“

OK. Das habe ich als Nicht-Fachmann nicht so gesehen. Ich dachte, ist schon ok, wenn der Rest dem aktuellen Forschungsstand entspricht. So hat sie zum Beispiel Erfahrungsberichte von Menschen, die im Grenzgebiet gewohnt haben. Die da Hochzeit gefeiert haben und einer der Gäste war abhanden gekommen. Er war aber nur mit einem Mädchen im Feld. Andererseits beschreibt sie detailliert, wie Menschen an der Grenze umgekommen sind, verblutet oder aus dem Fenster gesprungen, weil sie zu ihrer Schwester wollten, die im #Wedding lebte, aber der Hauseingang im #Osten lag.

https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-135972

Vielleicht ist es einfach nur die Frage, was an gut/schlecht-Mix sonst üblich ist und bei #Hoyer kommt die #DDR für westlichen Geschmack zu gut weg.

Rezension zu: Rezensionsessay: K. Hoyer: Diesseits der Mauer

Rezension zu / Review of: Hoyer, Katja: : Diesseits der Mauer. Eine neue Geschichte der DDR 1949–1990

H-Soz-Kult. Kommunikation und Fachinformation für die Geschichtswissenschaften

29/

„Unreflektiert und suggestiv ist auch ihre „bunte“ Bildstrecke, die mit Kurztiteln wie „Wiederaufbau Berlins“ oder „Dorffest in Thüringen, um 1965“ jegliche Art von Einordnung zum zeitgenössischen Entstehungskontext vermissen lässt. Es dominieren Motive des Glücks: Von den 22 Bildern, die Personen in Alltagssituationen erfassen, zeigen 16 lachende oder zufrieden lächelnde Gesichter. Selbst der „Grenzschutz, 1980er-Jahre“ – also die Tötungsdrohung gegen Menschen, die die DDR verlassen wollen – wird mit dem Farbfoto eines besinnlich am Grenzpfosten seine Pausenzigarette rauchenden Soldaten im Tarnanzug mit Funkgerät und dezent verdeckter Maschinenpistole illustriert.“

https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-135972

Ja, in der Tat. Das FDJler-Bild erinnerte mich doch irgendwie sehr an Propagandabilder aus den 80ern. Ansonsten ist unklar, was die Bilder im Buch sollen. Funktionärsfamilie mit Sekt aufm Balkon, vorn DDR-Fahne. Vom 1. Mai 1963.

Keine Ahnung, wie das in den 60ern war. Wir hätten uns jedenfalls in den 80ern nicht mit den Fahnen fotografieren lassen. Die wurden rausgehängt, weil das Pflicht war. Niemand war stolz darauf. Bei manchen war der Fahnenhalter abgebrochen … Die, die was demonstrieren wollten, haben eine rote Fahne rausgehängt. Das waren aber nur zwei pro WBS70-Block.

#Hoyer #DDR

Rezension zu: Rezensionsessay: K. Hoyer: Diesseits der Mauer

Rezension zu / Review of: Hoyer, Katja: : Diesseits der Mauer. Eine neue Geschichte der DDR 1949–1990

H-Soz-Kult. Kommunikation und Fachinformation für die Geschichtswissenschaften

30/ „Doch diese Methode steht längst auf dem Prüfstand. Erinnerungen geben keineswegs wieder, wie es wirklich war; sie unterliegen vielmehr vielfachen Überschreibungen, Selbstdeutungen und weben auch mal den aktuellen Stand der Medienberichterstattung ins Gedächtnis ein – zumeist unbemerkt“

Tja, kann sein. Aber auch die Zeitzeugen aus den Konzentrationslagern fanden wir wichtig. Ich habe zum Teil noch Notizen von damals. Ich hoffe, Ihr könnt mich als Zeitzeugen akzeptieren.

„weben auch mal den aktuellen Stand der Medienberichterstattung ins Gedächtnis ein – zumeist unbemerkt“

Der Witz an Hoyers Buch ist ja, dass da Sachen drinstehen, die sonst nirgendwo veröffentlicht werden. Also können die Zeitzeug*innen auch nicht den aktuellen Stand einweben. Aber vielleicht ja als Negation.

https://www.spiegel.de/geschichte/katja-hoyer-debatte-ueber-alltag-in-der-ddr-sie-wollte-den-farbfilm-nicht-vergessen-a-136b1d5f-8ce6-4ffc-8379-5fce3abf5312

Streit über deutsche Geschichte: Einseitig, grotesk verkürzt, faktische Fehler – dieses DDR-Buch ist ein Ärgernis

Die Historikerin Katja Hoyer hat mit »Diesseits der Mauer« einen Bestseller über den Alltag in der DDR gelandet. Doch sie beschönigt darin die Vergangenheit – mit fragwürdigen Methoden.

DER SPIEGEL

31/ Ja, über die 13 Bezirke habe ich mich auch sehr gewundert. Jedes DDR-Kind wusste, dass es in der DDR 15 Bezirke gab. Wir haben Berlin dazu gezählt. Vielleicht ist die 13 so entstanden, dass sich die Autorin gemerkt hat, dass man wegen des Sonderstatusses von Berlin eins abziehen musste und dann hat sie eben von 14 eins abgezogen. Auch das mit den 217 Bezirken ist natürlich Quatsch. Im Buch sind übrigens Karten von den Bezirken und Kreisen drin. Also einfach grober Pfusch.

Bei „Schutzhaft“ bin ich zusammengezuckt.

„Beamte“ war ungewohnt, aber hätte ich durchgehen lassen.

Das mit dem 4.12. wusste ich selbst nicht so genau. Damals passierte viel. Es war unübersichtlich. Aber Historiker*innen können das genau rausfinden. Sollten sie.

Das Buch ist bei Penguin Books erschienen. Nicht in einem wissenschaftlichen Verlag. Dennoch hätte das irgendwer angucken müssen. Die Autorin hätte es auch Freund*innen oder/und Kolleg*innen zum Lesen geben können. Oder ihrem Vater. Der war ja Offizier. Dann wäre das Militärkapitel nicht passiert.

Naja, ich bin jetzt jedenfalls fertig damit. Ihr könnt es selbst lesen.

Ich schreibe mal noch einen Blog-Post zu dem Gespräch zwischen #Hoyer und #AnneRabe.

32/ Ich möchte bitte als Zeitzeuge ernst genommen werden. Hier ein verstörendes Dokument, das beweist, dass es im #Osten keine Wurst gab und wir uns von Beeren im Wald ernähren mussten.

Der Autor (ich) war damals 11.

„Am Nachmittag fuhren wir durch das Sorbitztal zur Kirmes nach Rohrbach. Als wir Bratwürste essen wollten, gab es keine mehr. Wir wanderten in Richtung Wittgendorf. Am Weg standen viele Himbersträucher. Wir haben uns an den Himbeeren sattgegessen.“

#WirHattenJaNichts

Urlaubstagebuch, #Thüringen, 1979 #Sitzendorf #Hoyer #Bratwurst

33/ Aber auch im Westen war es nicht leicht, wie dieses Zeitdokument von Andreas Dorau 1981 belegt:

„Heute ist Einkauf in unserer Stadt,
Wir kaufen Gemüse und essen uns satt,
Nur ich hab kein Geld. La, la, la.“

Die beiden Dokumente fassen die Lage in Ost und West sehr gut zusammen: Im Osten hatten alle Geld, aber die Waren waren knapp. Im Westen gab es Waren, aber mancher hatte kein Geld.

=:-)

Habt Spaß!

https://www.youtube.com/watch?v=sZmsYZt3WI4

Die Doraus & Die Marinas - Einkauf

YouTube

34/ Übrigens, passend dazu #dieGuteNachricht in der taz von heute: Nur noch 5,56 Millionen Menschen in diesem Land sind überschuldet. Das entspricht 8,1 Prozent der Bevölkerung!

Das heißt, dass sie nicht nur kein Geld haben, sondern sogar noch Schulden. 8,1% der Bevölkerung! Das hätte man uns damals erzählt. Wie schlecht es den Menschen jenseits der Mauer geht.

Ich glaube, dass es das im Osten wirklich nicht gab. Oder gab es da Konsumentenkredite? Ich fand es nach der Wende kurios, dass Ossis einen Kredit aufgenommen haben, ein Auto gekauft haben und dann gegen den Baum gefahren sind damit.

https://www.taz.de/!6051171

Immer weniger Menschen in Deutschland sind überschuldet

TAZ Verlags- und Vertriebs GmbH

35/ #Hoyer schreibt im Zusammenhang mit #Intershops über die #DDR:

„Schon beim Hereinkommen war man geblendet von den grellen Farben und glänzenden Plastikverpackungen, die in der von gedämpften Farben geprägten sozialistischen Welt, wo man wenig Wert auf Werbung oder ansprechende Produktgestaltung legte, aufregend fremd wirkten.“

Es stimmt, dass die Werbung irgendwann eingestellt bzw. eingeschränkt wurde. Wozu sollte man Werbung betreiben, wenn es keine Produkte gab, die sich gegen andere durchsetzen mussten. Dass kein Wert auf #Design gelegt worden wäre, ist aber falsch. Alle, die sich mit Design auskennen, dass es diverse Klassiker aus der DDR gibt.

Das Ziel des DDR-Designs war aber ein anderes als das des West-Designs. DDR-Produkte sollten funktional und nachhaltig sein. Wegen der permanenten Ressourcenknappheit, war das schon damals ein wichtiger Punkt. Menschen sollten nicht verführt werden, irgendwelchen Schrott zu kaufen, der zwei Wochen später auseinanderfällt.

DESIGN IN DER DDR - Stiftung Industrie- und Alltagskultur

Viele bedeutende Formgestalter aus der ehemaligen DDR sind bereits älter. Ihr wertvolles Wissen und ihre persönlichen Einblicke in die ostdeutschen Designprozesse drohen verloren zu gehen. Das Gleiche gilt für zahlreiche private Archive, die in ihrem Gehalt gefährdet sind. Da das Haus der Geschichte bisher kein Interesse zeigte, ostdeutsche Nachlässe, Objekt-Bestände und Archive von Gestaltern aufzunehmen,… Weiterlesen »DESIGN IN DER DDR

Stiftung Industrie- und Alltagskultur

37/ Und? Vermisst Ihr die Werbung von Twitter auch so sehr? Dann kommt hier ein bisschen #Werbung für #DDR-#Design. Hedwig Bollhagen ist berühmt für ihr #Porzellan und ihre #Keramik:

https://de.wikipedia.org/wiki/Hedwig_Bollhagen

In bester #Bauhaus-Tradition.

Ich habe gerade diese wunderbare Blumengießkanne für #Weihnachten gekauft:

https://www.hedwig-bollhagen.de/products/giesskanne-hb-766-dekor-000?variant=43531686641929

#Geschenk Geschenkidee

Hedwig Bollhagen – Wikipedia

@stefanmuelller 8,1%? Das ist ja heftig...

@stefanmuelller

Siehst du!

@CGdoppelpunkt

Immerhin sind wir satt geworden. =:-)

Allerdings habe ich, als ich zur Armee kam 71kg gewogen. Bei 194 cm Körpergröße. (Und das ist jetzt kein Scherz.)

Auf keinem der Kinderfotos aus der #DDR konnte ich übergewichtige Kinder sehen. Die waren recht selten. Ich denke, dass die #Ernährung besser war als heute und die Lebensmittel weniger verarbeitet.

@stefanmuelller

"Immerhin sind wir satt geworden. =:-)

Allerdings habe ich, als ich zur Armee kam 71kg gewogen. Bei 194 cm Körpergröße. (Und das ist jetzt kein Scherz.)"

Also zur Musterung mit 17 Jahren steht in meinem NVA-Gesundheitsbuch, dass ich bei 183 cm nur 56 kg gewogen habe. Das war ein BMI von 16,7.

Bei der Einberufung war ich dann mindestens 2 cm größer. Und sicher auch ein paar Kilo schwerer, aber ich hatte das "Glück" immer noch weit unter 70 kg zu wiegen. Eine genaue Angabe habe ich nicht gefunden. Bei 70 kg war glaube ich jedenfalls die magische Grenze, bei der man im Gewichtstoßen eine Gewichtsstange 50 kg stoßen musste. Unter 70 kg Körpergewicht waren es nur 30 kg. Anheben konnte ich die 30-kg-Stange noch, aber in die Höhe stoßen war völlig illusorisch. Genauso, wie die 50-kg-Stange anzuheben.

Und nein, ich bin nicht immer satt geworden!

Der "Fraß" in der Schule, ohne jemanden beleidigen zu wollen (ist ja Geschmackssache), war für mich an vielen Tagen ungenießbar. Wobei jeder einzelne solcher Tage einer zu viel war!
Oft waren die Kartoffeln matchig, hatten blaue oder schwarze Stellen. So dass ich mich nicht mal an Kartoffeln und Soße satt essen konnte. Wenn es Innereien (Nierchen oder Lungenhaschee) gab, war die Soße für mich auch ungenießbar, so dass mir dann vernünftige Kartoffeln auch nicht viel genützt haben...

Ganz, ganz selten war das Schulessen von der Qualität und Quatität, dass ich mich daran satt essen konnte.

Von Bockwurst ist mir als Kind schlecht geworden. Ich habe auch so gut wie keine Wurst auf Brot gegessen. Außer Salami habe ich gern gegessen.

Ich hätte mich auch an trockenen Brötchen satt essen können, wenn ich denn welche zur Verfügung gehabt hätte. Nicht, dass es in der DDR einen grundsätzlichen Mangel an Brötchen gegeben hätte, aber es gab noch nicht an jeder Ecke einen Imbissstand. Zu meine POS-Zeit bin ich auf dem Schulweg immer an einem Bäcker in der Kastanienallee vorbeigekommen, aber das Problem war, dass man nicht einschätzen konnte, wie lange man da immer anstehen muss. Wird es nur 5 min oder 20 min dauern. Später zur EOS-Zeit gab es auf dem ca. 1stündigen Schulweg keinen Bäcker auf dem Weg.

Rückblickend würde ich sagen, dass ich sehr oft "unterzuckert" unterwegs war. Insbesondere bei zusätzlichen Nachmittagsveranstaltungen. Die mitgenommenen Schulbrote von zu Hause konnten diesen Zeitraum an notwendiger Energieversorgung überhaupt nicht abdecken. Eigentlich kaum zu glauben, wie dilletantisch sich das "System" da verhalten und angestellt hat.

Bei der Armee hatte ich dann immer genügend Zeit zum Essen und auch genügend zum Essen. In der Küche gab es Brötchen und Butter (ggf. Marmelade) soviel ich wollte (auch für die Stube). Und von zu Hause kam bspw. ungarische Salami (ein Onkel arbeitete noch als Rentner als Pförtner beim Schlachthof) und ein Hermannkuchen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_(Teig)
Jede Woche mind. 1 bis 2 Pakete von zu Hause, 18 Monate lang.

@CGdoppelpunkt

Hermann (Teig) – Wikipedia

@peer

Ehm. Ja. Ich habe auch unglaublich viel gegessen und bei der Armee hat die Zeit zum Essen nicht gereicht. Zumindest im ersten halben Jahr in Bad Düben nicht. Da war alles getaktet und auf Kommando. Ich habe mir dann Brötchen zum Später-Essen mitgenommen.

Ich war beim Arzt und die haben mir per Rezept die doppelte Ration verschrieben. Das war toll.

@CGdoppelpunkt

@stefanmuelller @CGdoppelpunkt
Die #Lebensmittel waren in der #DDR gewiss gesünder. Auch wenn es geschmacklich oft fad und durch die relativ geringe Auswahl langweilig war. Aber das, was unsere #Lebensmittel im hier und jetzt so "lecker" macht, ist eher Fluch. Denn es ist zumeist nur billiger #Zucker!
Ich kann mich noch erinnern: Meinen ersten Fastfood-Burger habe ich weggeworfen! Mein Gaumen war noch nicht an das kommende gewöhnt...

P.s. Trotzdem wünsche ich mir keine #DDR zurück.

@stefanmuelller

Und daran hat sich auch nichts groß geändert.

@stefanmuelller
"Als wir Bratwürste essen wollten, gab es keine mehr. Wir wanderten in Richtung Wittgendorf. Am Weg standen viele Himbersträucher. Wir haben uns an den Himbeeren sattgegessen.“
oder "Wie mich die #DDR zum #Veganismus verführte." 😁

(vmtl. wäre euch eine #Bratwurst damals um Einiges lieber gewesen ;)

@stefanmuelller

Vor dem von dir zitierten Satz steht im Spiegel-Artikel folgendes:

"Hier aber beginnt bereits das Problem. Hoyer möchte mit den nacherzählten Erinnerungen die Geschichte der DDR neu schreiben und >>den Ostdeutschen<< eine Stimme geben. Das ist nicht neu: Forschungsprojekte zur >>Oral History<<, also zur mündlichen Geschichte, gibt es seit Jahrzehnten. Die handelnden Personen sollen, so die Idee, nicht nur ihre persönliche, sondern auch >>die Geschichte<< aus der Erinnerung erzählen."

Ich habe das Buch von Hoyer noch nicht gelesen, aber das wäre dann auch meine Kritik, wenn das Hoyers Absicht wäre.

"Tja, kann sein. Aber auch die Zeitzeugen aus den Konzentrationslagern fanden wir wichtig. Ich habe zum Teil noch Notizen von damals."

Als Zeitzeugen für *ihre* Geschichte oder *die* Geschichte?

Die Erzählung des Zeitzeugen ist ja auch wichtig für *die* Geschichte, aber es bleibt trotzdem nur *seine* Geschichte. Das ist so ähnlich wie mit deinem "wir", das da in dem Zitat steht.

Bei einem Original-Zitat kann man sich hoffentlich denken, wie das zu interpretieren ist, insbesondere mit welchen Einschränkungen.

@stefanmuelller Das ist eine wirklich peinliche Kritik. Wie im Proseminar. Viel zu wenig schriftliche Quellen und Fußnoten, und dann auch noch „packend erzählt“, das kann ja nichts taugen.

Das tragische ist, dass der Forschungsstand in Deutschland wahrscheinlich wirklich weit über Hoyers Buch hinausgeht, aber alles was deutsche Historiker schreiben ist halt traditionell so grottenlangweilig, dass das niemand liest außer anderen Historikern.

@stefanmuelller

"Das FDJler-Bild erinnerte mich doch irgendwie sehr an Propagandabilder aus den 80ern."

Welches? Im Buch sind zwei FDJ-Bilder.

Beide passen einerseits sehr gut als Propaganda-Bilder, was aber andererseits in diesen beiden *konkreten* Fällen nicht ausschließt, dass sie authentisch sind und nichts daran gestellt sein muss.

Der Spiegel schreibt:

"Die einen sind zum Vögeln hingefahren, andere wollten ihre Gaudi

Im Sommer 1973 richtete die DDR in Berlin die Weltfestspiele der Jugend aus. Unser Autor erinnert sich an politische Debatten, lange Haare und Beatmusik."
https://www.spiegel.de/kultur/weltfestspiele-der-jugend-in-berlin-das-rote-woodstock-in-der-ddr-a-00000000-0002-0001-0000-000135112190

Klar, nichts ist/war unpolitisch. Das Private ist politisch! Alles ist komplex.

"Wir hätten uns jedenfalls in den 80ern nicht mit den Fahnen fotografieren lassen."

Wenn es ein Propaganda-Bild ist, wäre ja die erste Frage, warum hätte von euch ein Propaganda-Bild gemacht werden sollen und hättet ihr euch dann wirklich geweigert!?

Oder meinst du ein privates Foto: Sicherlich hättet ihr da keine Fahne dazugeholt. Aber wenn ihr auf dem Balkon feiert (sicherlich nicht den Tag der Arbeit) und da wäre zufällig an der Brüstung die Fahne dran: hättet ihr euch geweigert, fotografieren zu lassen oder die Bilder vernichtet?

Das rote Woodstock: "Die einen sind zum Vögeln hingefahren, andere wollten ihre Gaudi"

Im Sommer 1973 richtete die DDR in Berlin die Weltfestspiele der Jugend aus. Unser Autor erinnert sich an politische Debatten, lange Haare und Beatmusik.

DER SPIEGEL

@peer Mein Gott, Du hast ja tatsächlich das Bild aus dem Buch gefunden. Ja, ich meinte das Farb-Bild.

Das Balkon-Bild ist von 1973. Darüber habe ich gerade auch noch nachgedacht, als ich eine Rezension des Hoyer-Buches gehört habe.

1973 waren die Ost-Farbfilme nicht besonders gut. Dieses Bild ist offensichtlich gestellt mit einer ausgewählten Familie mit einem Profifotografen. Dafür wären wir nicht in Frage gekommen.

Guck Dir mal Bilder von Harald Hauswald an. Die sind großartig.

https://de.wikipedia.org/wiki/Harald_Hauswald

Der wurde allerdings auch von der Stasi verfolgt.

Das Bild ist ein Bild von einem Bild von ihm im DDR-Museum in #Eisenhüttenstadt.

#Fotografie

Harald Hauswald – Wikipedia

@stefanmuelller

Ohne die Vergleichs-Bilder-Suchen würde ich das auch nicht finden. Als die eingeführt wurden, konnte man sogar einzelne Gesichter als Vergleich vorgeben, also nach namentlich nicht bekannten Personen suchen. Das ist inzwischen für Enduser gesperrt.

Das war/ist übrigens ein Grund, warum ich in meinem Profilbild kein Portrait verwende, schon gar nicht mein eigenes. Die Fahne hat keinerlei politische Aussage. Das Foto habe ich bei meinem 1. Kameratest meiner 1. Spiegelreflexkamera aufgenommen. Und es gehört zu den wenigen, die nach einem Plattencrash erhalten geblieben sind. Zuerst habe ich es in einer internationalen Community verwendet, wo es nicht unüblich ist, dass es jeweils einen Hinweis auf die eigene Nationalität gibt.

Dieser Hinweis in eigener Sache bat sich hier an. Die KI hatte zu dem Thema anfangs auch eine recht einseitige Meinung, die ich aber sokratisch zurechtrücken konnte...

@peer So, Peer, ich muss Dir jetzt etwas Schlimmes sagen. Du weißt, dass Elon Musk am #NeuraLink-Programm arbeitet. Bei Dir ist ein Chip implantiert, der direkt mit den #KI-Systemen von Musks Partnern gekoppelt ist. Immer wenn Du Anfragen stellst, werden Deine Gedanken ausgelesen und das KI-System wird damit trainiert.

Anders sind Deine Ergebnisse nicht zu erklären.

=:-p

Ohne Quatsch: Das ist höchst beeindruckend.

@stefanmuelller

"Dieses Bild ist offensichtlich gestellt mit einer ausgewählten Familie mit einem Profifotografen."

Bei Hoyer steht unter dem Balkonbild "Tag der Arbeit 1963". Also, dass dieses Ereignis gefeiert wird.

Bei der Bildagentur steht zu dem Bild dagegen folgendes:

"Eine Familie feirt auf einem mit einer DDR-Fahne geschmückten Balkon eines neuen Wohnhauses, aufgenommen 1963. Schon in den 1950er Jahren entwickelte sich der Plattenbau als industrieller Wohnungsbau, und bereits 1964 wurden 90 Prozent aller neuen Wohnungen in der DDR industriell errichtet. Die Versorgung mit Wohnungen konnte in der DDR trotz aller Anstrengungen, staatlicher und parteilicher Vorgaben bis 1989 nie befriedigend gelöst werden. Foto: Wilfried Glienke
Aufnahmedatum
01.05.1963
Bildnachweis
picture alliance / ZB | Wilfried Glienke"

-> für mich wäre es plausibler, wenn der Familie zum Tag der Arbeit die neue Wohnung übergeben worden wäre, ggf. vorab bzw. nochmal symbolisch, und das der eigentliche Anlass für die Feier hätte sein sollen

https://www.picture-alliance.com/
Mediennummer 19696036

pa ⋅ picture alliance

@stefanmuelller

"Die, die was demonstrieren wollten, haben eine rote Fahne rausgehängt. Das waren aber nur zwei pro WBS70-Block."

Ich vermute, dass es nicht an der roten Farbe der roten Fahne gelegen haben kann, sondern höchstens an der auffälligen Abweichung von der übrigen Normalität auf lokaler Ebene.

https://www.tlz.de/leben/land-und-leute/article220892521/Erfurt-in-Farbe-Wie-Fotoamateure-vor-60-Jahren-ihre-Stadt-sahen.html

Erfurt in Farbe: Wie Fotoamateure vor 60 Jahren ihre Stadt sahen

Die Fahnen raus: Der 10. Jahrestag der DDR, der 7. Oktober 1959, sorgt für Farbtupfer in der Bahnhofstraße. Geschmückt ist an diesem Tag auch die Straßenbahn der Linie 3. Foto: Sammlung Frank Palmowski / Suttaon-Verlag

Thüringische Landeszeitung
@peer Deinen Kommentar verstehe ich nicht. Die rote Fahne haben zumindest bei uns nur die überzeugtesten SED-Genossen gehängt. Man wusste auch, wer das war.

@stefanmuelller

Achso!

Ich habe das Raushängen der roten Fahnen so verstanden, dass eben *keine* DDR-Fahne rausgehangen wurde. Und rote Fahne vielleicht, weil die Fahne von Glasnost und Perestroika ja bis auf ein kleines Detail auch im Wesentlichen rot war.

-> Ich habe deine Formulierung als oppositionelle Demonstration verstanden, nicht als besonders systemtreue.

Bis 1982 haben wir in der Schönhauser Allee (Prenzlauer Berg, Ost-Berlin) gewohnt. Da kann ich mich überhaupt nicht erinnern, wer da irgendeine Fahne rausgehangen hat. Nicht, dass es keine gab, aber an Details erinnere ich mich nicht. Wir haben im Hinterhaus gewohnt und dort sicherlich keiner Fahne aufgehangen.

Dazu wurde passen, dass wir dann nach dem Umzug in eine Neubauwohnung, die Fahne von meinen Großeltern übernommen haben. Aber auch dort kann ich mich nicht mehr erinnern, wie das mit den Fahnen genau war. Also mehrheitlich wurden Fahnen rausgehangen, auch von uns. Aber welche Bedeutung und Konsequenzen den fehlenden Fahnen nicht nur in der Theorie sondern auch in der Praxis beigemessen wurde, kann ich nicht mehr sagen.

Wenn die Panzer Tage vorher die Schonhauser Allee lang kamen, hat man das Dröhnen in der Wohnung schon von sehr weit her gehört. Als Kind fand ich das toll und bin auf die Straße gerannt...

@stefanmuelller

"… Erfahrungsberichte von Menschen … Die da Hochzeit gefeiert haben und einer der Gäste war abhanden gekommen. Er war aber nur mit einem Mädchen im Feld. Andererseits beschreibt sie detailliert, wie Menschen an der Grenze umgekommen sind, verblutet oder aus dem Fenster gesprungen, weil sie zu ihrer Schwester wollten, die im #Wedding lebte, aber der Hauseingang im #Osten lag."

Interessant. Gerade so zufällige, widersprüchliche Ereignisse lassen das für mich plausibel erscheinen.

@stefanmuelller
Klingt nach einer Leseempfehlung.

@stekopf Ja, aber manche Sachen sind peinlich falsch. Schludrig. Da würde ich mich als Historiker*in schämen. Die großen Linien sind da. Stasi, Folter, Überwachung ist alles da, aber die Zeitzeugensachen sind oft positive Stimmen. Das wird ihr vorgeworfen. Aber es sind eben schon so 576 Seiten.

Ich schreib noch ein bisschen mehr dazu.

Katja Hoyer: "Diesseits der Mauer Eine neue Geschichte der DDR 1949-1990"

Deutschlandfunk

@stekopf

Ja, sehr lustig: „Mit leichtem Rotstich.“ Und auch die ganzen Fehler werden angesprochen.

@stefanmuelller Hey warte mal. Vorsichtshalber Faktencheck. Ich habe noch niemals jemals gehört, dass Frauen in der NVA waren.

@wandenwelterer

Doch waren sie. Ich habe sie selbst gesehen. Ich war (als Unteroffizier) 1987–1989 in der Offiziershochschule #Kamenz. Dort gab es Offiziersschüler*innen.

#Hoyer hat mit verschiedenen Zeitzeug*innen Interviews geführt. Das, was im Buch steht, wird sie sich nicht aus den Fingern gezogen haben. 2000 ist jetzt auch nicht so viel.

Und in Wikipedia gibt es echt alles: https://de.wikipedia.org/wiki/Frauen_im_Milit%C3%A4r#DDR

Wikipedia schreibt, dass es in der NVA einen weiblichen Oberst gegeben hat. Das muss aber eine Turbokarriere gewesen sein, wenn erst 1984 Offiziersschülerinnen ausgebildet wurden. Vielleicht hatte sie schon als Fähnrich vorher gedient.

Frauen im Militär – Wikipedia

@stefanmuelller War mir völlig neu. Vielen Dank für Auskunft.

@wandenwelterer

Guck: Die Tierfreunde Lübben wissen Bescheid:

https://www.tierfreunde-luebben.de/44143.html

Frau Oberst war Medizinerin.

#NVA #DDR

@stefanmuelller Frauen in der BRD wurden erst 2001 nach einer erfolgreichen Klage einer Frau vor dem EuGH zu allen Diensten in der Bundeswehr zugelassen. Davor durften sie nur medizinisch Dienst tun.
@stefanmuelller
Hagers "Interview" erschien am 10. April im Neuen Deutschland. Ein Rückschlag für alle, die auf eine Perestroika in der DDR hofften. Ob das Wolfgang Heise den Rest gab? Er starb an diesem Tag.
@trimaris Ja, es war schlimm. Ich dachte ja, dass die Wahlen die letzte Chance waren. Wenn sie da zugegeben hätten, das 70% oder wie viele das auch immer waren für sie waren, dann hätten sie vielleicht noch was reißen können. Aber so, mit den nachgewiesenen Wahlfälschungen, lief es ziemlich klar auf das Ende zu. Die Frage war nur, ob mit oder ohne Blutvergießen. Wir haben im Juni bei der Armee noch die Filme aus China vom Massaker gezeigt bekommen. Teilnahme Pflicht. Eine Stunde. Ich war zum Glück im August raus, aber meine Kumpels standen vor Dresden bereit. Zum Glück ist nichts passiert.

@stefanmuelller

Als ich vor ein paar Tagen den Karton mit altem Zeugs durchgesehen habe, war ich ganz erstaunt, dass mir auf der Studien- und Stipendienbescheinigung ein *Grundstipendium* in Höhe von 280 Mark bescheinigt wurde. Ich hätte schwören können, dass es nur 200 Mark hätten sein müssen.

Es gab in den letzten Monaten eine Erhöhung:
https://deutsche-einheit-1990.de/wp-content/uploads/Stipendienanordnung-Gbl_web.pdf

-> Zeitbezug

Außerdem wurde ich bei den Schulsachen daran erinnert/korrigiert, dass der Name meiner POS "Ernst Knaack" war und nicht "Ernst Thälmann", wie mein "Unterbewusstsein" in letzter Zeit meinte.

Und das, obwohl wir den Namen erst in der Zeit meiner Schulzeit verliehen bekommen haben und dazu entsprechende Veranstaltungen liefen, in denen es intensiv um das Leben des Widerstandskämpfers Ernst Knaack ging. (Also nicht ganz unähnlich zu E. T.).

Und zu den Kassetten kann ich noch anmerken:

Es gab im Wesentlichen Eisenoxid, Chromdioxid und "reines Metall".
https://de.wikipedia.org/wiki/Kompaktkassette#Bessere_Bandtypen

Im Osten von OrWo nur die ersten beiden. Im Westen und Intershop auch Metal. Der Kassettenrekorder musste dafür aber sinnvollerweise auch geeignet sein.

Es gab definitiv keinen Einheitspreis für die unterschiedlichen Qualitäten, der bspw. durch eine unterschiedliche Aufnahmelänge ausgeglichen wurde.

Sprich, die unterschiedlichen Qualitäten hatten unterschiedliche Preise. Und die unterschiedlichen Aufnahmelänge sowieso. Also wenn, dann könnte höchstens eine der vielen Variante den angegeben Preis gekosten haben.

@peer Ja, es ist schlimm, wie sich Dinge verschieben und überlagert werden. Deshalb muss man alles schnell aufschreiben.

Es gab auch noch 120er Kassetten, aber das war eigentlich Quatsch. Die 90er brauchte man für die Platten.

@stefanmuelller

Der Text geht noch etwas weiter.

Hoyer bewertet den simplen Vorgang, dass man sich 2 bzw 4 Jahre nach einer ursprünglichen Absichtserklärung anders verhält, als man es vorher zur Protokoll gegeben hatte, als "austricksen".

Auf wen fällt das eigentlich als "blöd" zurück: auf das System, das sich so leicht "austricksen" lässt oder auf die männlichen Studierwilligen, die das nicht durchschaut und massenweise nachgemacht haben?

-> Die Darstellung ist irreführend.

In meinem (politischen) Aufnahmegespräch für die EOS habe ich mich definitv *nicht* für 3 Jahre verpflichtet. So etwas hat auch in meiner gesamten POS-Zeit keinerlei Rolle gespielt.

Mir sind jetzt zufällig wieder ein paar alte Schulsachen in die Hände gefallen. In allen Belobigungen und Auszeichnung ging es ausschließlich um fachliche und gemeinschaftliche Dinge. Das Wort "sozialistisch" taucht nicht mal als Zeichenkette irgendwo auf. Außer auf der Urkunde für das Sportabzeichen in Bronze (was ich 1 einziges Mal bekommen habe).

Für 3 Jahre hat mich einzig und allein mein Klassenlehrer an der EOS weichgeklopft. Und wie ich mir im Nachhinein ziemlich sicher bin, völlig unnötigerweise! Unnötig in dem Sinne, dass er mich auch einfach auf Grund gesundheitlich-medizinischer EInschränkungen hätte in Ruhe lassen können. Ich habe dann zwar für 3 Jahre angefangen, habe mich dann aber erfolgreich darum bemüht, auf 18 Monate heruntergestuft zu werden. Ohne irgendwelche Nachteile.

Also politisch war meine Längerverpflichtung mit Sicherheit unnötig. Die war nur für das Ego meines Klassenlehrers bzw. seine Erfolgsbilanz gut.

Wenn ich mir seine Zeugnisbeurteilungen im Vergleich zu meinen früheren Lehrern durchlese, dann liegen dazwischen Welten. Obwohl er eigentlich nicht als ideologischer Betonkopf rüberkam.

Fairerweise muss man einräumen, dass die Studienplätze rationiert waren und die Vergabe so ähnlich wie im Westen durch die ZVS ritualisert war. Jemand, der 4 Jahre NVA Offizier auf Zeit machte, konnte sich für alle Studienplätze in 4 Jahren bewerben, hatte also die volle Auswahl. Die, mit 3 Jahren NVA, konnten sich für in 3 Jahren bewerben. Wer nur 18 Monate machte, konnte sich nur noch für die übrigen Studienplätze bewerben, die noch nicht an die Abiturienten aus den Vorjahren mit 3 und 4 Jahren Armee vergeben wurden.
(Für Mädchen muss bzw. wird es ein extra Kontingent gegeben haben.)

Im Gegensatz dazu bewarben sich im Westen (ZVS) bzw. aktuell alle immer für das jeweils nächste Studienjahr. Man konnte zwar Wartesemester ansammeln und dadurch seine Chancen erhöhen, aber man konnte sich nicht für in 2, 3 oder 4 Jahren bewerben.

Insofern hat eine Längerverpflichtung nicht nur für politische Pluspunkte gesorgt, sondern die Chancen haben sich schon allein auf Grund des Prozederes verbessert.

@peer ja, zu dem ganzen Militärkapitel schreibe ich noch was. Das ist völlig misslungen/irreführend.

@stefanmuelller

Und was viele auch nicht auf dem Schirm haben, vermutlich weil die Betreffenden keine Lobby haben:

Im Westen gab es auch eine limitierende "Loyalitätsregelung" bei der Zulassung. Bei den rationierten, also zulassungbeschränkten NC-Fächern brauchten nur Deutsche untereinander konkurrieren. Wer also nicht die deutsche Staatsangehörigkeit hatte, musste sich innerhalb einer extra Ausländer-Quote bewerben.
Bekanntlich wurde und wird man nicht durch Geburt in D Deutscher, unabhängig davon, ob man 13 Jahre in D zur Schule gegangen ist und sein Abitur gemacht hat und sog. Bildungsinländer war bzw. ist.

1989 kurz nach der Wende war das noch so.

Kurz danach wurden zumindest die EU-Ausländer den Deutschen gleichgestellt und nicht mehr bei der Studienvergabe/-zulassung benachteiligt.