Das war heute ein wirklich langer Tag, aber irgendwie kann ich gerade keine Ruhe finden. Vorhin habe ich mit einer guten Freundin telefoniert, die chronisch krank ist. Aufgrund der Reform des Bürgergelds und der Berichte in den Medien hat sie jetzt unfassbar viel Angst, ihre Wohnung zu verlieren. Dabei verhält es sich so, dass sie eine volle Erwerbsminderungsrente bezieht, die sie mit Transferleistungen aufstocken muss. Wenige Jahre nach ihrem Studium erkrankte sie schwer, weshalb die Rente sehr gering ausfällt.
Sie wird das alles hoffentlich nicht betreffen, aber die Angst ist trotzdem vorhanden. Wie groß muss die Angst erst bei Menschen sein, die krank sind, aber noch keine EU-Rente beziehen? Der Weg dahin ist sehr schwer. Und wie groß muss die Angst bei Menschen sein, die Angehörige pflegen oder keine Vollzeitbetreuung für ihre Kinder in einer Kita finden können? Besonders betroffen sind Alleinerziehende, insbesondere Frauen. Und wie beängstigend muss es sein, wenn man durch eine Erkrankung, die jeden treffen kann, oder altersbedingt Hilfe im Haushalt benötigt, diese nicht mehr bekommt, weil man darüber nachdenkt die Pflegestufe 1 abzuschaffen?
Ich stelle mir die Frage, wie das alles vor unseren Augen passieren konnte, ohne dass wir kollektiv aufgestanden sind. Denn genau das müssten wir jetzt tun. Diese Regierung sägt am Sozialstaat und das kann uns alle betreffen. Angeblich können wir uns unseren Sozialstaat in dem Umfang nicht mehr leisten. Das ist kompletter Bullshit. Wir hätten schon viel früher mehr Geld in das Sozialsystem investieren müssen, dann wäre die AFD heute eine Randpartei. Die beste Brandmauer ist, Sorgen und Nöte zu verringern, nicht aber zu verschlimmern. Und in der Parteilandschaft hätte ich mir gewünscht, dass man zu seinen Werten steht und nicht in einen kollektiven Wahn verfällt, nur weil gerade mal ein Drittel der Bevölkerung das Denken komplett eingestellt hat und wie Lemminge einer Ideologie hinterherläuft, die nicht nur zum Scheitern verurteilt ist, sondern unfassbares Leid und Zerstörung mit sich bringt. Wer glaubt, dass er immer zum Wir und nicht zu den anderen gehört, wird nicht nur in einem faschistischen System erleben, dass das ein Trugschluss ist.
Ich habe den Ausdruck meiner Emotionen eigentlich gut im Griff, aber heute bin ich einfach nur traurig und unfassbar wütend. Ich denke an die vielen Menschen, die es schon schwer genug im Leben haben und nun noch mehr Ängste aushalten müssen. Zudem erleben sie, das der große Teil unserer Gesellschaft mal wieder nicht für sie eintreten wird.
Entschuldigt bitte meinen langen Beitrag und meinen letzten Satz.
Fick dich CDU und fick dich ganz besonders SPD!