Im Grunde gut: Wissensbücher des Sommers

Denke ich an den vergangenen Sommer zurück, so sehe ich das Meer, die Berge – und viele Bücher. Wie schon im letzten Jahr gehöre ich der Jury zum „Wissensbuch des Jahres“ an. Eine Auszeichnung, die die Zeitschrift Bild der Wissenschaft einmal im Jahr in verschiedenen Kategorien an Bücher vergibt, die zwischen Juni 2024 und Juni 2025 erschienen sind. Insgesamt 59 Bücher waren zu begutachten. Die Vorauswahl entstand aus Vorschlägen aller Juror:innen.

Petra Wiemann, Redakteurin und Bloggerin (Elementares Lesen) organisiert den Preis. In ihrem Blog sind alle nominierten Titel in sechs verschiedenen Kategorien aufgelistet: Bücher mit soziologischem Hintergrund, ethischen Fragestellungen, Themen rund um Digitalisierung und KI und historische Entwicklungen. Ich habe Bücher gelesen, die ich sonst vielleicht gar nicht entdeckt hätte – und genau das macht für mich den großen Reiz daran aus, Teil der Jury zu sein.

Das Ergebnis gibt „Bild der Wissenschaft“ erst im gedruckten Dezemberheft bekannt. Die Stimmen der Jury sind nun abgegeben, und ich kann einen Rückblick auf meine persönlichen Favoriten geben – der natürlich nichts über die tatsächlichen Ergebnisse aussagt. Es sind die Bücher, mit denen ich mich intensiver beschäftigt habe und die mich persönlich am meisten interessiert haben – das kann, muss aber nicht bedeuten, dass ich sie für die besten ihrer Kategorie halte.

Kriterien für ein gutes Wissensbuch

Vor der Bewertung habe ich mich selbst noch einmal befragt: Was macht für mich ein gutes Wissensbuch aus? Das sind gleich mehrere Kriterien:

  • Relevanz – kann ich erkennen, warum ich mich mit einem Thema beschäftigen sollte und was den/die Autor:in selbst angetrieben hat, gerade dazu ein Buch zu schreiben?
  • Verständlichkeit – kann ich folgen, auch wenn ich in dem Themengebiet keine Expertin bin, werde ich mitgenommen, auch wenn es fachlich wird?
  • Anschaulichkeit – bleibt das Buch theoretisch oder kann ich durch konkrete Beispiele besser verstehen, worum es geht? Ein Text wird leichter zugänglich, wenn Elemente wie Bilder, Zitate, Anekdoten oder Fragen ihn lebendiger und greifbarer machen.
  • Ansprache der Leser:innen: Schreibt der/die Autor:in für sich – oder werde ich als Leser:in mitgedacht und einbezogen? Für mich ist das ein sehr wichtiges Kriterium, denn im besten Fall gelingt es darüber, dass sich aus der Lektüre ein Dialog entwickelt, dass bei mir eigene Fragen entstehen, die mich über das Buch hinaustragen.
  • Persönlichkeit – entsteht ein solcher Dialog, möchte ich natürlich auch wissen, wer mir da begegnet. Autor:innen, die ihre eigenen Motivationen erkennen lassen, als realer Mensch mit ihrer Biografie, ihren Interessen, Vorlieben, Ansichten sichtbar werden, helfen mir, in das Gespräch einzusteigen.
  • Einordnung – hilft mir der/die Autor:in, das Wissen einzuordnen? Ich erwarte in Büchern für ein breiteres Publikum keinen kompletten Stand der wissenschaftlichen Forschung, aber eine Verortung in aktuelle Debatten und den Wissenstand zu bestimmten Themen – gerade, wenn ich mich selbst in dem Gebiet nicht auskenne. Hinweise auf die wissenschaftliche Forschung finde ich hilfreich.
  • Hält das Buch eine gewisse Spannung? Lesen ist immer wieder auch anstrengend. Wenn ich mich direkt angesprochen fühle, Teaser mich neugierig machen oder ich kleine Aha-Erlebnisse genießen kann, weil ich einer Fährte gefolgt bin, ist der Reiz höher, durchzuhalten.
  • Kreativität – gibt es etwas, das in der Darstellung besonders ist, hat das Buch eine eigene Idee, kann es mich überraschen? Das muss nicht durchgängig sein, sonst könnte es auch anstrengend werden. Mir reichen einzelne Details oder auch eine konzeptionelle Grundidee. Ich möchte erkennen, dass sich der/die Autor:in Gedanken gemacht hat und im besten Fall selbst Spaß daran hatte, etwas Neues auszuprobieren.
  • Wirkung – sehe ich nach der Lektüre des Buches ein wenig anders auf die Welt als vorher, habe ich neue Erkenntnisse mitnehmen können, Themengebiete entdeckt, über die ich mehr wissen möchte?
  • Qualität – nicht zuletzt möchte ich darauf vertrauen, dass sich der/die Autor:in intensiv mit dem Thema beschäftigt hat und nicht nur das wiedergibt, was ich bei einer einfachen Recherche selbst herausfinden könnte. Widersprüche sollten sichtbar gemacht werden, Wissen dem aktuellen Stand entsprechen.
  • Gesamteindruck – wie ist das Buch gestaltet, passt der Titel, wie sieht das Layout aus, ist es gut gegliedert und sind die Visualisierungen hilfreich?

Warum eigentlich Sachbücher lesen?

Die Arbeit in der Jury motiviert mich einmal im Jahr, eine intensive Zeit mit Büchern zu verbringen. Grundsätzlich geht es mir wie so vielen: Ich würde gerne viel mehr lesen, die Stapel ungelesener Bücher wachsen in unserer Wohnung, aber ich schaffe es nicht. Dabei lese ich zugleich sehr viel: Das ganze Internet ist voll von spannenden Texten, ich lese E-Mails, Chats und Zusammenfassungen. Und ich lese Zeitungen.

Aber durch das viele Lesen am Tag ist das Lesen von Büchern anstrengender geworden. Sicherlich hat es auch mit der Themenvielfalt zu tun, die das digitale Lesen und auch meine Arbeit insgesamt immer wieder ausmacht. Die Fokussierung auf einen einzigen Text am Abend wird zur Herausforderung, wenn der Tag vom Switchen geprägt ist – von langen zu kurzen Texten, von einem Thema zum anderen.

Urlaub ist also grundsätzlich eine gute Zeit zum Lesen, leider kann man sich beim Lesen nicht gut bewegen. Um beides zu vereinbaren, habe ich einige der Bücher gehört und wichtige Stellen noch einmal nachgelesen. Für mich eine sehr gute Kombination. Manchmal habe ich mir beim Gehen und Hören Notizen ins Smartphone gesprochen, um wichtige Gedanken nicht zu verlieren.

Meine Top 5 der Lektüre

Meine Best-of-Liste entspricht keiner Rangfolge. Ich stelle meine Favoriten hier vor und habe schon beim Lesen festgestellt, dass es einen roten Faden gibt. Erstaunlich viele Bücher beschäftigen sich damit, zu belegen, dass Optimismus, eine moralische Neigung zum Guten und die Bereitschaft zur Kooperation uns als Menschen wesentlich ausmachen. Gleich mehrere Autor:innen versuchen, neue Perspektiven aus dieser Denkrichtung zu eröffnen. Diese Bücher haben mich besonders angesprochen. Mir ist klar, dass sie nur einen Teil der aktuellen Debatten ausmachen und dass es auch düstere Bestandsaufnahmen gibt, wie etwa „Geist und Müll“ von Guillaume Paoli (2023). Ich möchte hier nicht den Anspruch erheben, eine wirkliche Übersicht zu haben. Mir ist ein Trend zu eher positiven, Mut machenden Betrachtungen vor allem unter den nominierten Titeln aufgefallen, und es gibt auch in diesem Herbst Titel, die das fortsetzen. Der Wissenschaftsjournalist Dirk Steffens zum Beispiel wird im November sein neues Buch „Hoffnungslos optimistisch“ herausbringen. Liest man die Ankündigung, so schwingt da durchaus auch ein gewisser Zweckoptimismus mit. Umso mehr haben mich die Bücher beeindruckt, die ihre Postionen auch wissenschaftlich belegen können.

Kooperation statt Wettbewerb bei Dirk Brockmann: Survival of the Fittest

Vor längerer Zeit habe ich hier ausführlicher über Dirk Brockmanns Buch über Komplexität geschrieben – es beeinflusst mich bis heute im Denken. Im letzten Kapitel hatte er damals schon einen Ausblick auf die zentrale Idee seines neuen Buchs gegeben: Statt durch Wettbewerb hat sich das Leben auf der Erde viel mehr durch Symbiosen und Kooperation weiterentwickelt. „Survival of the fittest“ ist nur ein Teil der Wahrheit der Evolution und nicht, wie lange Zeit behauptet wurde, der bedeutendste. Vielmehr müsse man sich die Evolution als „Yin und Yang“ aus beiden Prinzipien vorstellen.

Die bislang zu wenig beachtete Bedeutung von Kooperation und Symbiose weist Dirk Brockmann in vielen beeindruckenden Beispielen aus der Natur nach. Wie schon im ersten Buch bleibt die Erkenntnis jedoch nicht im Kosmos der Biologie isoliert. Dirk Brockmann lädt uns ein zu einer anderen Denkbewegung: Wir sollten Evolution als Netzwerk verstehen statt als „Baum des Lebens“, als komplexes Gewebe mit Knotenpunkten statt einer hierarchischen Struktur mit einer gemeinsamen Wurzel.

Dirk Brockmann ist kein Wissenschaftler, der in Disziplinen denkt, er überträgt diese Perspektive auch auf unser gesellschaftliches Miteinander, auf ökologische Bewegungen und auch auf unseren Umgang mit KI. Dem hat er ein eigenes Kapitel gewidmet. Denn auch zwischen Mensch und KI verwischen die Grenzen zunehmend, und auch hier scheint es weiterführender zu sein, in Kooperation und Symbiose statt in Wettbewerb zu denken. Spannend, sich das für das Verhältnis von Mensch und KI vorzustellen.

„Survival of the Fittest“ ist durch die vielen biologischen Details und Beispiele in der Lektüre auch eine Herausforderung – umso mehr war es hilfreich, immer wieder an die Hand genommen und sehr schön durch den Text geführt zu werden. Zugleich sind die Beispiele aus der Natur extrem beeindruckend. Die Zeichnungen im Buch hat Dirk Brockmann auch für dieses Buch wieder selbst erstellt. Es ist, als setze er sich neben die Leser:innen, hole ein Papier und male das noch einmal als Verdichtung auf, was er mit Worten schon sehr anschaulich erklärt. „Anregende Zusätze“ nennt das die Verständlichkeitsforschung, und diese Zeichnungen sind ein schönes Beispiel dafür, wie sie funktionieren.

Neue Denkrichtungen bei Robert Macfarlane: Sind Flüsse Lebewesen?

Robert Macfarlane gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des „Nature Writing“. Ich bin gar nicht der größte Fan des Genres. Umso mehr finde ich es interessant, wie er in diesem Buch einer zugleich juristischen wie philosophischen, auch poetischen, in jedem Fall aber dringlichen Frage nachgeht: Welche Rechte haben Flüsse, Wälder, Tiere – zusammengefasst also die Natur? Wie verändert sich unser Denken, wenn wir sie nicht mehr nur als Objekte betrachten, sondern als eigene Wesen? Auch hier also eine in unserer westlichen Kultur noch neue Perspektive des Denkens.

Macfarlane reist unter anderem nach Ecuador, wo die Rechte der Natur bereits in die Verfassung eingeschrieben sind. Das Buch liest sich als Einladung, unsere Beziehung zur Natur neu auszurichten: nicht mehr auf Beherrschung, sondern auf Verbundenheit und Respekt – eine direkte Verbindung also zu Dirk Brockmanns Buch. Besonders hat mich beeindruckt, wie sich hier philosophische Herleitungen und juristische Argumentationen mit literarischer Sprache verbinden. Das und die Begegnung mit Menschen, die sich für die Rechte der Natur stark machen, lässt die abstrakten Ideen lebendig werden. Macfarlane erreicht seine Leser:innen damit auch auf einer emotionalen Ebene.

Sumit Paul-Choudhury: „The Bright Side – eine optimistische Geschichte der Menschheit

„Optimismus ist der natürliche Zustand des Menschen“, sagt der Physiker und Wissenschaftsjournalist Sumit Paul-Choudhury und findet dafür in seinem Buch viele wissenschaftliche Belege. Umso erstaunlicher ist es, dass man den Eindruck haben kann, dass der Optimismus in unserer Zeit einen schlechten Ruf hat, mit naiv, gutgläubig bis hin zu unpolitisch gleichgesetzt wird.

Ich sehe da übrigens gerade einen Wandel, allein in den Büchern, die ich gelesen habe, gab es mindestens vier, die davon ausgehen, dass der Mensch „im Grunde gut“ sei, dass die Tendenz zu „bad news“ oftmals interessengeleitet und keineswegs wissenschaftlich belegbar sei.

Sumit Paul-Choudhury ist ebenfalls angetreten, gegen pessimistische Zuschreibungen zu wirken. „Zum Optimisten wurde ich in der Nacht, als meine Frau starb“ – einer dieser ersten Sätze eines Buchs, die man sich merken wird. Das Paradox führt zu seiner grundsätzlichen These, die so pragmatisch wie logisch klingt und die er in einem Interview folgendermaßen formuliert:

„Optimismus, das zeige ich in meinem Buch, ist deutlich effektiver als Pessimismus“.

Interview in Profil, 18.8.2025 

Sumit Paul-Choudhury legt auf Basis wissenschaftlicher Forschung nach, dass Optimismus eine zentrale und evolutionär sinnvolle Kraft im Menschen ist, gerade auch in Krisenzeiten wie Klimakrise, Kriegen oder technologischem Wandel. Er stützt sich dabei auf Forschungsergebnisse aus Biologie, Psychologie und Neurowissenschaften und erklärt, dass Optimismus uns die Kraft verleiht, auch angesichts ungewisser Zukunft aktiv zu bleiben und Veränderungen anzustoßen – was könnten wir gerade mehr gebrauchen?

Sehr angenehm finde ich, dass er sich damit deutlich von einer rein positivistischen Bewegung abgrenzt, die davon ausgeht, es komme allein auf das richtige „Mindset“ an – dann regele sich schon alles von selbst. Paul-Choudhury dagegen sieht Optimismus als eine Bereitschaft und Kraft, selbst dann aktiv zu werden, wenn der Ausgang des eigenen Engagements ungewiss ist.

Unbedingt erwähnenswert: Die deutsche Ausgabe von „The bright Side“ ist im auf allen Ebenen nachhaltig agierenden Kjona Verlag erschienen – und wurde mit einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne verbunden. Besser lassen sich Inhalt und Produkt kaum in Einklang bringen, mehr dazu in einem Bericht in der Süddeutschen Zeitung.

Ethik lernen mit Alena Buyx: Leben und Sterben

Alena Buyx ist Medizinethikerin und Hochschullehrerin. Die meisten kennen sie, weil sie in den Jahren der Pandemie den Vorsitz des Deutschen Ethikrats innehatte – und sie damals recht präsent war, als ethische Themen vermehrt die öffentlichen Debatten bewegten.

Ihr Buch macht die großen Fragen der Medizinethik praktisch zugänglich: Was heißt es, gut zu leben – und was bedeutet es, gut zu sterben? Dabei greift sie auf ihre konkreten Erfahrungen in medizinischen Einrichtungen zurück, aber auch auf spannende Diskussionen mit Studierenden, die sie als Hochschullehrerin unterrichtet. Es sind die aktuellen gesellschaftlichen Debatten, von der Organspende bis zur Sterbehilfe, die sie hier so behandelt, dass jede:r Leser:in dabei explizit angesprochen ist: Wie würden Sie entscheiden?

Bei den Fallbeispielen hat mich die Geschichte eines alten Mannes berührt, der ohne Kontakt zu Angehörigen und ohne Patientenverfügung sterben musste: Zwischen piependen Maschinen wird er künstlich beatmet, weil es keinerlei Verfügung gibt, diese lebenserhaltende Maßnahme nicht fortzusetzen. Er stirbt einsam, hat vermutlich länger gelitten, als es notwendig gewesen wäre. Sein Fall zeigt, wie wichtig es ist, eigene Wünsche schriftlich festzulegen. Dann können Mediziner:innen sich darauf berufen, wenn sie selbst es für sinnvoll halten, die Menschen vom Leiden zu erlösen. Wer vor dem Buch noch keine Patient:innenverfügung hatte, wird das nach der Lektüre vermutlich ändern wollen.

Das Buch macht ethische Fragestellungen verständlich, indem Alena Buyx uns an Dilemmata heranführt und sie an konkreten realen Fällen zur Diskussion stellt. Sie selbst als Autorin bezieht Position und macht darüber hinaus deutlich, welche ethischen Konzepte dabei Grundlage ihrer individuellen Entscheidungen sind. Die Themen, die sie behandelt, sind Fragen, die uns alle betreffen können, von Präimplantationsdiagnostik über Palliativmedizin bis hin zum Einzug von KI in medizinische Diagnostik, Therapie und Pflege. Dem letzten Thema ist ein eigenes Kapitel gewidmet, das deutlich macht, wie wichtig es ist, sich in ethischen Fragestellungen auch als Laie zu üben. Denn die technische Entwicklung wird noch viele weitere Fragen aufwerfen, für die wir uns in Denkübungen der Art, zu denen Alena Buyx hier einlädt, weiter stärken sollten.

Global denken mit Ingo Dachwitz und Sven Hilbig: Digitaler Kolonialismus

In diesem Buch analysieren Ingo Dachwitz, Tech-Journalist bei netzpolitik.org, und Sven Hilbig, Experte für Digitalisierung bei Brot für die Welt, die globalen Macht- und Ausbeutungsverhältnisse hinter der Digitalisierung. Sie zeigen auf, wie Industriestaaten und mächtige Konzerne der Tech-Branche Entwicklungs- und Schwellenländer in neue Abhängigkeiten verstricken. Dabei, so die zentrale These, wird der alte Kolonialismus in neuer, digitaler Form fortgeführt. Das Buch beleuchtet verschiedene Aspekte des digitalen Kolonialismus, darunter die Ausbeutung von Arbeitskräften im Globalen Süden, den Rohstoffabbau für digitale Technologien und die Kontrolle über digitale Infrastruktur und Daten.

„Die Digitalisierung kommt als immaterieller, körperloser Prozess daher, doch sie beruht oft auf materiellen Abhängigkeits- und Ausbeutungsverhältnissen. Statt physisches Land einzunehmen, erobern die neuen Kolonialherren den digitalen Raum. Statt nach Gold und Diamanten lassen sie unter menschenunwürdigen Bedingungen nach Rohstoffen graben, die wir für unsere Smartphones benötigen. Statt von roher Gewalt profitieren sie von Überwachung. Statt Sklaven beschäftigen sie Heere von unsichtbar gemachten Arbeiter:innen, die zu Niedriglöhnen in digitalen Fabriken schuften, um soziale Netzwerke sauber oder vermeintlich Künstliche Intelligenz am Laufen zu halten.“ (S. 11)

Das Buch zeigt eine recht düstere Analyse der Realität und fordert eine kritische Auseinandersetzung mit den globalen Auswirkungen der Digitalisierung. Dabei geben die beiden Autoren konkrete Ansätze vor, die in den politischen Debatten weiter verfolgt werden sollten – und alleine das zeigt, dass die Entwicklungen keineswegs irreversibel sind. Sie adressieren jene, die in der Digitalisierung aus einer westlich eingeschränkten Perspektive nur als Fortschritt sehen und sich höchstens um die Smartphone-Nutzung ihrer Kinder Gedanken machen. Bei den Ansätzen von Regulierung über Transparenz und Kontrolle, faire Wertschöpfung und Beachtung der Menschenrechte geht es im Gegenteil stets darum, über den eigenen Tellerrand zu schauen, die Entwicklungen in ihren globalen Auswirkungen zu betrachten – und entsprechend kritisch zu hinterfragen.

Das Buch legt genau dafür die Grundlage und lässt auch die Menschen zu Wort kommen, die aktuell die Opfer des digitalen Kolonialismus sind. Das macht die abstrakte Ausbeutung in all ihren Dimensionen fassbar – und genau deshalb halte ich das Buch von Dachwitz und Hilbig für sehr wichtig.

Digitaler Kolonialismus wurde bereits im Frühjahr für den Sachbuchpreis des Jahres nominiert, hier gibt es eine Übersicht mit Interviews mit den beiden Autoren.

Anleitung zum Guten von Rutger Bregman: Im Grund gut und Moralische Ambitionen

Wer mitgezählt hat: Das hier wäre Nummer sechs. Neben den schon genannten Büchern gehört nämlich eigentlich auch noch Rutger Bregman mit „Moralische Ambitionen“ auf die Liste meiner Lieblingsbücher. Ich sehe es aber eher als „Aktivierungsbuch des Jahres“ und damit sehr gut in der Kombination mit den anderen Titeln.

Als Wissensbuch hätte ich „Im Grund gut“ (2022) nominiert, wäre es im entsprechenden Zeitraum erschienen. Hier argumentiert Bergmann vor allem mit wissenschaftlichen Studien: Als Historiker belegt er, dass der Mensch von Natur aus kooperativ, solidarisch, eben „im Grunde gut“ ist – was ja auch die Erkenntnisse anderer Titel meiner Liste prägt.

Bregman widerlegt in „Im Grunde gut“ verbreitete negative Analysen, die Menschen als egoistisch und von Grund auf böse darstellen, indem er bekannte wissenschaftliche Experimente (zum Beispiel das Milgram-Experiment oder das Stanford-Gefängnis-Experiment) kritisch hinterfragt. Diese werden immer wieder herangezogen, um zu argumentieren, dass das Böse im Menschen angelegt sei. Er dagegen führt zahlreiche Beispiele an für menschliches Mitgefühl und die Bereitschaft zu Kooperation – auch unter schwierigsten Umständen, wie etwa Krieg und Hungersnot.

Das nominierte Buch, „Moralische Ambitionen“, knüpft direkt daran an und will aktivieren: Menschen sollten ihre Talente nicht für „Bullshit-Jobs“ vergeuden, sondern uneingeschränkt in den Dienst der guten Sache stellen. Er führt als Vorbild und zur Motivation gleich mehrere einschneidende gesellschaftliche Veränderungen an, die von einzelnen Menschen und den von ihnen gegründeten Initiativen angestoßen werden konnten: von der Abschaffung der Sklaverei bis zur Einführung des Frauenwahlrechts.

Damit steckt er den Radius viel weiter, als Menschen damit zu beschwichtigen, erst einmal im eigenen Umfeld anzufangen. Denn das könnte uns auch ruhigstellen. Bregman hat weiterreichende Ambitionen, er fordert auf, größer zu denken. Und hat selbst gleich damit angefangen: mit der Gründung der „School for Moral Ambition“ will er eine internationale Community aufbauen, die moralisch ambitionierte Menschen zusammenführt und ihr Wirken skaliert.

Optimismus, Kooperation, die Annahme, dass das Gute im Menschen als Basis angelegt ist: „Moralische Ambitionen“ ist für mich die praktische Anleitung, die die aktuellen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Erkenntnisse konsequent weiterdenkt. Erkenntnisse, die ich in den nominierten Titeln gefunden habe.

Ich empfehle beide Bücher von Rutger Bregman auch deshalb, um in der aktuell politisch schwierigen Lage besser klarzukommen. Und wenn man sich fragt, warum eigentlich Lesen: Vielleicht ist es auch dafür gut.

Disclaimer: Alle Bücher wurden im Rahmen der Auszeichnung „Wissensbuch des Jahres“ von den Verlagen zur Verfügung gestellt, mit Ausnahme von „Im Grunde gut“ von Rutger Bregman, das nicht zu den nominierten Titel zählte.

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📚 Medizinethikerin Alena Buyx spricht über die Härten wissenschaftlicher Karrieren.

• Alena Buyx kennt akademische Strukturen durch Stationen in Harvard u.a.
• Sie war Vorsitzende des Ethikrats während der Pandemie.
• Für Heilungsprozesse ist Aufarbeitung notwendig.

https://www.deutschlandfunk.de/medizinethikerin-alena-buyx-eine-wissenschaftliche-karriere-ist-ein-stahlbad-102.html

#AlenaBuyx #Ethikrat #Wissenschaft #Pandemie #Aufarbeitung

Medizinethikerin Buyx: Während Corona gelobt und angefeindet

Alena Buyx hatte den Vorsitz des Deutschen Ethikrats während der Coronapandemie. Für einen gesellschaftlichen Heilungsprozess sei Aufarbeitung nötig, sagt sie. 

Deutschlandfunk

Vormerken für den 28. August 2025 auf 3sat: mein Medien-Tipp.

Medizinethikerin Alena Buyx und Journalistin Stephanie Rohde führen das 3sat-Format "nano" fort - mit neuem Titel: "KI vs Mensch" ist das Thema des ersten "NANO Talks".

#Wissenschaft #Medien #3sat #AlenaBuyx #Nano #KI

https://www.presseportal.de/pm/6348/6049094?utm_source=digest&utm_medium=email&utm_campaign=push

Neu in 3sat: "NANO Talk" mit Alena Buyx und Stephanie Rohde

Mainz (ots) - Ab Donnerstag, 28. August 2025, 21.00 Uhr, übernehmen zwei Frauen das interdisziplinäre Gespräch "SCOBEL" in der Wissenschaftsprimetime bei 3sat: Im Wechsel...

Presseportal.de

#3sat Moderator Gert Scobel geht in den Ruhestand - ab August übernehmen Alena Buyx und Stephanie Rohde.

Senderchefin Natalie Müller-Elmau sagte: Für mich ist Gert Scobel unbestritten 'Mr. 3sat'".
https://www.dwdl.de/nachrichten/102593/buyx_und_rohde_treten_nachfolge_von_gert_scobel_bei_3sat_an/

#ÖRRbewegen #WissenHoch2 @3sat #GertScobel #AlenaBuyx #StephanieRohde

Buyx und Rohde treten Nachfolge von Gert Scobel bei 3sat an - DWDL.de

Der langjährige 3sat-Moderator Gert Scobel verabschiedet sich in den Ruhestand. Seine interdisziplinäre Talkshow wird jedoch fortgesetzt - mit neuem Namen und zwei Frauen als Moderatorin: Ab August übernehmen Alena Buyx und Stephanie Rohde.

DWDL.de

Man sollte sich früh genug mit dem Sterben befassen: Alena Buyx über existenzielle Fragen

Kai Spanke im Gespräch mit der Autorin im F.A.Z. Bücher-Podcast

https://fazbuecherpodcast.podigee.io/330-buyx

Wenn es um unsere Gesundheit geht, wir mit Krankheit konfrontiert werden, oder es um Leben und Tod geht, stehen wir vor Entscheidungen, die uns nicht selten überfordern. Die Medizinethikerin Alena Buyx greift die vielen ethischen Fragen auf, vor denen wir früher oder später alle stehen. Sie befähigt uns, eigene Einschätzungen und Positionen zu bilden und letztlich gute Entscheidungen zu treffen.

Es geht um künstliche Befruchtung, pränatale Diagnostik und Frühgeburten wie um Sterbehilfe, assistierten Suizid und Palliativmedizin. Anhand zahlreicher Beispielgeschichten führt uns Alena Buyx klar und verständlich, gleichzeitig zugewandt und empathisch durch die großen Fragen.

Ein Kompass für die existenziellen Fragen, die uns alle angehen – #Medizinethik für alle.

#AlenaBuyx #LebenUndSterben #Sterben #bücherliebe #bucherpodcast

Man sollte sich früh genug mit dem Sterben befassen: Alena Buyx über existenzielle Fragen

Von der Sterbehilfe bis zur Präimplantationsdiagnostik: Alena Buyx spricht über ethische Herausforderungen in der Medizin. Und sie erklärt, was eine gute Entscheidung ausmacht, wenn es um Leben und Tod geht.

F.A.Z. Bücher-Podcast
Einsamkeit, Sterbehilfe, schweres Leid: »Patienten haben selbst eine Verantwortung dafür, was mit ihnen gemacht wird«

Alena Buyx, ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, sagt, warum es befreiend ist, sich rechtzeitig über schwere Krankheiten und das eigene Sterben Gedanken zu machen.

DER SPIEGEL

Diejenigen, die daran Zweifel haben und nicht mit der AfD sympathisieren, sollten sich anhören, was #alenabuyx zu sagen hat.

Via @burbonk.corp.x

#AlenaBuyx, Vorsitzende vom #Ethikrat Deutschland möchte aus Kompetenzgründen ersetzt werden, würde ich meinen.

Wenn diese Darstellung stimmt, bin ich fassungslos, wie man mit dieser Einstellung an diese Stelle kommen kann:

https://blog.fefe.de/?ts=98a80a61 bzw. https://www.heise.de/news/Ethikrat-Vorsitzende-Datensparsamkeit-ist-heute-eine-irrsinnige-Idee-9737643.html

#Datenschutz #Datensparsamkeit #Privatsphäre #TI #Gesundheitstelematik #rp #rp24 #DSGVO

Fefes Blog

Pandemie: Ethikerin zieht Bilanz über Corona-Maßnahmen

Die Corona-Maßnahmen haben das öffentliche Leben enorm eingeschränkt. Die Folgen sind noch spürbar. Alena Buyx vom Ethikrat zieht eine Bilanz der Regelungen.

Deutschlandfunk

#teamdatenschutz Fragen sich 🇩🇪 🇪🇺 Gesundheitspolitiker*innen wie #lauterbach , Forscher*innen wie #AlenaBuyx und der #ethikrat wirklich ernsthaft, woher die Skepsis bei der massenhaften Verarbeitung von Gesundheitsdaten kommt? In 🇬🇧 werden Gesundheitsdaten dem Überwachungsunternehmen #palantir anvertraut. ⬇️

https://www.heise.de/news/eHealth-Umstrittenes-Unternehmen-Palantir-gewinnt-groessten-Datendeal-Englands-9537039.html

eHealth: Umstrittenes Unternehmen Palantir gewinnt größten Datendeal Englands​

Das für seine Spionage-Software bekannte Unternehmen Palantir bekommt einen Auftrag für das englische Gesundheitswesen. Bürgerrechtler und Ärzte sind alarmiert.

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