@helenasteinhaus Ich schaue gerade. Generell finde ich das ein schwieriges Thema, weil ich sowohl solche kenne, die unverschuldet in H4 bzw Bürgergeld gerutscht sind und auf der anderen Seite auch solche kenne, die Sozialleistungen missbrauchen. Ein Beispiel für ersteres ist ein Familienmitglied, welches bei Einführung von H4 gerade über 50 war und systematisch entwertet wurde, wahrscheinlich nie wieder aus dem Leistungsbezug herauskommt. Dann kenne ich einige, die krank sind und nicht arbeiten können, teilweise noch Bürgergeld und teilweise Erwerbminderungsrente bekommen. Bei manchen ist die psychische Verfassung ausschlaggebend dafür, dass sie noch keine Erwerbminderungsrente bekommen können. Aber auch Negativbeispiele sind mir bekannt, also Leute, die z. B. mit Drogen handeln und nebenbei Sozialleistungen kassieren. Das ist aber die Minderheit, ganz klar. Bei den Kranken fragt man sich mitunter, warum denen eigentlich nicht adäquat gehofen wird, um a) die gesundheitliche Situation zu verbessern und sie dann b) wieder in Beschäftigung zu bringen. Oft stehen sich die Betroffenen selbst im Weg, aber die Hilfestellung ist auch völlig unzureichend.
Man darf imho auch nicht vergessen, dass es tatsächlich Jobs gibt, wo man nicht viel besser da steht als im Bürgergeldbezug. Das gibt es wirklich. Generell meine ich, dass jemand der arbeiten geht, sich ohne staatliche Hilfe über Wasser halten können sollte. Das ist nicht immer der Fall. Entweder muss Wohngeld beantragt werden oder sogar aufgestockt werden, also Bürgergeld. Das mit dem Wohngeld ist übrigens eine Sache, die bei der Untersuchuchung, ob Arbeit sich denn lohne, vorausgesetzt wurde. Nur bezieht nicht jeder Wohngeld, der einen Anspruch darauf hätte. Wenn sich aber Arbeit für manche nur lohnt, wenn sie Wohngeld beziehen, dann läuft imho doch schon etwas falsch im System.
Und was mich persönlich bei der Debatte immer stört: Es ist immer von Vollzeitarbeit die Rede. Was ist denn mit denen, die nur einen Halbtagsjob haben? Zu dieser Gruppe gehöre ich. Mein Arbeitgeber ist staatlich (Uni), aber ich kriege da keine volle Stelle, nicht mal eine 75%-Stelle. Trotz 20 Jahren, die ich da arbeite und trotz guter Arbeitszeugnisse. Ich verdiene für den Zeitaufwand ganz okay, aber muss trotzdem in einer Sozialwohnung wohnen.
Eine andere Sache: Die sog. Fehlbelegungsabgabe wurde Anfang des Jahrtausends abgeschafft, weil es genug Sozialwohnungen gab. Nun sinkt die Zahl der Sozialwohnungen aber stetig und es gibt bei weitem nicht mehr genug davon. Eine Fehlbelegungsabgabe wurde aber nicht wieder eingeführt. Ich will gar nicht wissen, wie viele in Sozialwohnungen wohnen, die da eigentlich gar nicht mehr wohnen sollten, weil sie inzwischen genug verdienen. Das verschärft natürlich auf der anderen Seite die Not.