KI, Kinder, Kulturkampf: Eine Woche zwischen ernsthaften Fragen und bloßem Theater
Diese Woche in meiner Wochenschau: Von digitalen Schutzschildern gegen KI-Fakes bis zu hitzigen Debatten um Smartphone- und Social-Media-Verbote für Kinder. Dazu die kontroversen Vorschläge von Politikern wie Daniel Günther oder Cem Özdemir – und die Kritik nicht nur aus der Medienpädagogik, die auf Bildung statt Verbote setzt. Außerdem blicke ich auf medienpolitische Schlagzeilen, vom Genderverbot des Kulturstaatsministers über das fragwürdige Verhalten der FAZ gegenüber Brosius-Gersdorf bis zur noch fragwürdigeren Gesprächsführung von ARD und ZDF in Sommerinterviews mit der AfD. Ich schaue auf den neuen Bildfilter von DuckDuckGo, der helfen soll, echte von künstlichen Bildern zu unterscheiden. Und natürlich: ein Blick über den Atlantik, wo Trump erneut die politische Bühne zur Reality-Show umfunktioniert.
Kill Switch zur Erkennung von KI-generierten Inhalten
Eine Flut von KI-generierten Inhalten überschwemmt das Netz. Wir drohen in einem Meer aus “AI Slop“, digitalem, KI-generiertem Müll zu ersticken. Ok, ich bin da auch mitschuldig, wenn man sich meine Titelbilder anschaut, hoffe aber, dass die zu ertragen sind. Doch überall tauchen unterdessen Fake-Inhalte aller Art auf unseren Bildschirmen auf. DuckDuckGo (meine Standardsuchmaschine) reagiert darauf mit einem sogenannten Kill Switch für KI-Bilder: Nutzer können künftig in der Bildersuche KI-generierte Bilder gezielt ausblenden. Klingt simpel, ist aber ein wichtiger Schritt gegen die Vermischung von echten und synthetischen Inhalten.
Was interessieren mich Bilder, mag der ein oder andere fragen. Natürlich ist dies nur ein erster Schritt, aber ein guter Schritt, wenn solche Möglichkeiten auch in Richtung Texte, Suchergebnisse, Videos, Musik oder Rezensionen ausgebaut werden. Man wird nicht alle KI-generierten Fake-Inhalte erkennen können; ich denke aber, dass wir solche Funktionalitäten brauchen. Jeder sollte damit selbst entscheiden, ob und wie viel KI er in seinem Netzalltag toleriert. DuckDuckGo’s Bild-Filter ist eine Art Schutzschild gegen die Überschwemmung von Fake-Content – und zeigt, dass Datenschutz und Kontrolle kein Widerspruch sein müssen.
Jugendlichen Social Media und Smartphone verbieten?
Mit Interesse verfolge ich die Diskussion rund um Smartphone- und Social-Media-Verbote, die gerade heiß geführt wird. Eltern, Politikerinnen und Politiker, sogenannte Expertinnen und Experten streiten mal wieder, ob Smartphone- und Social-Media-Verbote unsere Kinder vor den digitalen Abgründen retten können.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) fordert ein Verbot sozialer Medien für unter 16-Jährige, weil die psychische Gesundheit junger Menschen „in der Krise“ sei. Auch der Grünen-Politiker Cem Özdemir unterstützt die Idee eines Verbots für Kinder unter 16 Jahren. Die Leopoldina empfiehlt strikte Einschränkungen: Kein Social Media vor 13, kein Smartphone an Schulen bis Klasse 10 – warum? Weil die psychische Gesundheit junger Menschen gefährdet ist.
Diese „Vorsorge“-Mentalität stößt auf heftige Kritik aus der Medienpädagogik. Experten warnen vor einem „fachfremden Populismus“ und verweisen darauf, dass Verbote meist nur Symptome bekämpfen, ohne die wirklichen Ursachen zu adressieren. Statt die digitale Welt auszublenden, bräuchten Kinder und Jugendliche vor allem eines: kompetente Begleitung und Bildung. Fachleute und Verbände wie das Deutsche Kinderhilfswerk fordern laut nach einer Bildungsrevolution, die Medienkompetenz systematisch fördert – von den Kindergärten bis in die Schulen.
Wir haben keine Kinder, stehen also nicht vor den Herausforderungen. Doch neige ich dazu, eher auf Begleitung und Bildung zu setzen, auch damit die jungen Leute früh notwendige digitale Kompetenzen erwerben. Vielleicht auch mal ein Thema für #9vor9 und Papabär Lars.
Fan von Altpapier 😉
Ich bin ein großer Fan und Leser von Altpapier, der täglich erscheinenden Medienkolumne des MDR, wo regelmäßig aktuelle und wichtige Themen aus der Medienwelt behandelt und kommentiert werden. Ob es um die Auseinandersetzung der FAZ mit Frauke Brosius-Gersdorf geht, um den nicht genderwilligen Kulturkampfminister Weimer oder darum, wie ARD und ZDF der AfD eine Bühne bieten – immer wieder greifen die Autorinnen und Autoren relevante Themen auf und ordnen die Themen ein. Für mich Prädikat besonders wertvoll.
Kulturkampfminister
Man fragt sich wirklich, in welchem Jahrtausend wir leben, wenn Kulturstaatsminister Wolfram Weimer ein Genderverbot in seiner Behörde einführt und allen öffentlich geförderten Institutionen empfiehlt, es ihm gleichzutun. Sogar im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk soll der „Genderzwang“ jetzt kein Thema mehr sein – obwohl ein solcher Zwang nie existierte. Meine Meinung: Hier werden populistische Scheingefechte geführt, statt sich auf wirklich wichtige Themen zu konzentrieren. Jeder soll so reden und schreiben, wie er oder sie mag.
Versagen des ÖRR bei AfD-Interviews
Bei einem anderen Thema bekomme ich mehr Puls: Die jüngsten Sommerinterviews zeigen, wie ARD und ZDF immer öfter auf dem Auge blind sind, wenn es um die Verbreitung rechter Parolen geht. Während das ARD-Interview mit Alice Weidel noch von Störungen geprägt war, lief das Gespräch mit AfD-Chef Tino Chrupalla im ZDF glatt – und das nicht zum Vorteil der demokratischen Debatte. Fragen zur realen Regierungsfähigkeit oder zur gesellschaftlichen Bedeutung der AfD fehlen, und falsche Behauptungen und Lügen bleiben unangetastet im Raum stehen. Ist das noch demokratischer Journalismus oder schon Versagen der Öffentlich-Rechtlichen?
Versagen der FAZ im Fall Brosius-Gersdorf
Es gibt Autoren wie Berthold Kohler oder Jasper von Altenbockum der FAZ, bei deren rechtskonservativen Beiträgen und Kommentaren ich mich regelmäßig ärgere. Die Berichte, Artikel und Kommentare der FAZ rund um Frauke Brosius-Gersdorf sind für mich aber jetzt der Gipfel, nein, der absolute Abgrund. Es ist schlicht eine Frechheit, Brosius-Gersdorf eine inszenierte Opferrolle vorzuwerfen. Statt über Informantenschutz zu schwafeln, sollte sich die FAZ selbst und ihren Journalismus in diesem Fall ins Frage stellen: einseitige Berichterstattung, fehlende Kontextualisierung, keine Rückfrage bei den Betroffenen. Note: Mangelhaft. Solche unlautere Berichterstattung lässt mich daran zweifeln, ob wir die FAZ weiter abonnieren sollten.
Nachtrag: Die Kampagne gegen Brosius-Gersdorf war kein Zufall, sondern Kalkül. Horst Schulte zeigt, wie Blogs Stimmungen schürten, während Politik und Medien einknickten. Lesenswert
Meinungsfreiheit à la Trump
Die Trump-Regierung hat mal wieder geliefert: In ihrem neuesten Menschenrechtsbericht attestiert sie Deutschland eine bröckelnde Meinungsfreiheit und steigenden Antisemitismus – letzterer soll laut Washington vor allem durch Migration verursacht werden. Das klingt mehr nach Verschwörungstheorie als nach seriöser Politikbeobachtung. Willkommen zurück in der Trump’schen Reality-Show, wo Fakten zur Nebensache werden und absurde Narrative das Zepter schwingen.
Das Ganze passt perfekt zu dem, was wir im #9vor9-Podcast besprochen haben: Trump inszeniert sich und seine Narrative als politisches Spektakel, das Fakten verbiegt und mit Schlagzeilen spielt. Auch die Behauptungen von Zensur durch das deutsche Gesetz gegen Hasskommentare sind Teil des Tricks, um Medien und politische Gegner mundtot zu machen – ganz im Sinne des „Great Television“-Prinzips, das Trump so meisterhaft beherrscht.
#9vor9 #Altpapier #ÖRR #FAZ #KI #Medienkompetenz #NoAfD #RealityShow #Smartphone #SocialMedia #Trump