Die Kammer des Nichts
Meister Elian war der angesehenste Weise seiner Zeit. Könige und Gelehrte reisten aus fernen Ländern an, um seine Weisheit zu hören. Eines Tages betrat ein junger Mann seinen Tempel.
„Meister“, sagte er, „wenn Gott das Universum erschaffen hat, dann muss es doch irgendwo einen Ort geben, an dem er nicht ist. Sonst wäre er ja überall – und das erscheint mir unmöglich.“
Elian lächelte. „Komm mit mir.“
Er führte den jungen Mann durch enge Gassen und hinab in die tiefsten Kellergewölbe des Tempels. Dort war es finster, kein Lichtstrahl drang hinein.
„Siehst du das?“ fragte Elian.
„Ich sehe nichts“, antwortete der junge Mann.
„Aber du bist hier, nicht wahr?“
„Ja.“
Elian nickte. „Nun sage mir: Ist Dunkelheit etwas Eigenständiges oder nur die Abwesenheit von Licht?“
Der Schüler überlegte. „Dunkelheit ist… die Abwesenheit von Licht.“
„Genau“, sagte Elian. „Nun stell dir vor, du wolltest einen Ort finden, an dem Gott nicht ist. Was wäre das? Ein Ort, an dem es keine Liebe gibt, keine Wahrheit, keine Existenz. Doch sobald du ihn betrittst, bist du dort – und du trägst das Licht mit dir. Also gibt es keinen solchen Ort.“
Der junge Mann schwieg lange.
„Aber was ist mit dem Bösen?“ fragte er schließlich. „Ist das nicht ein Ort ohne Gott?“
Elian schüttelte den Kopf. „Das Böse ist nicht die Abwesenheit Gottes, sondern die Entscheidung des Menschen, sein Licht zu ignorieren. Aber auch dort ist Gott. Denn selbst in der tiefsten Finsternis flackert irgendwo ein Funke – man muss nur bereit sein, ihn zu sehen.“
Der junge Mann verneigte sich und verließ den Tempel, mit einem Licht in seinem Herzen, das nie wieder erlosch.
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