Eine Anekdote zum deutschen Bildungssystem: 2022 sind drei Kinder aus der Ukraine nach Deutschland gekommen. Alle drei kamen an der ukrainischen Schule eher schlecht als recht zurecht, die Eltern konnten sie schulisch nie unterstützen.
Für zwei dieser Kinder haben wir damals einen Platz an einer Gesamtschule gefunden. Dort galten sie bald als Überflieger*innen. Das eine Kind ist schon im Abitur (die Lehrerschaft hat sich sehr bemüht, dass das klappt), das andere steuert zielsicher darauf zu.
Die Mutter des dritten Kindes wollte eine "gute" Schule. Geworden ist es entgegen unserem Rat ein katholisches Gymnasium. Ergebnis: dieses Kind wurde kein einziges Mal in die nächste Klasse versetzt. Jetzt wechselt es endlich auf eine Gesamtschule, was hoffentlich auch klappt, weil es sonst schon wieder nicht versetzt wird. Es muss nach drei Jahren (!) immer noch die Integrationsklasse besuchen. Zur Motivation dieses Kindes muss ich nichts sagen.
Habe eben meinem Kind erklärt, warum das so ist: Gymnasien sind für Kinder, deren Eltern die Möglichkeit haben, ihnen bei schulischen Problemen zu helfen. Wenn es Probleme gibt, dann haben sie entweder selber das Wissen, oder sie können jemanden für die Nachhilfe bezahlen. Entsprechend fühlen sich Gymnasien nicht dafür zuständig, wenn ein Kind beim Unterrichtsstoff nicht mitkommt. Gesamtschulen sind dagegen für die Kinder, die nur die Schule haben - wenn die Schule versagt, fängt sie niemand auf.
(Ja, ich bin sehr sauer auf dieses Gymnasium, dass sie das zugelassen haben. Und es ist nicht der einzige ähnlich gelagerte Fall, den ich mitbekommen habe - es sind immer die Gymnasien.)