🚨Heute veröffentlichen wir erstmals alle Prüfgutachten des Bundes zu digitaler Barrierefreiheit bei staatlichen Angeboten! Das Ergebnis: 0 % gesetzeskonform.

Die Veröffentlichung markiert einen Wendepunkt bei der Durchsetzung von Teilhabe für behinderte Menschen. Die Berichte sind das erste Werkzeug für Betroffene, um echten Druck auf die Bundesverwaltung auszuüben, die der Veröffentlichung widerspricht.

Zum Portal: https://barrieren-gutachten.de

Pressemitteilung: https://steady.page/de/bye-bye-barrieren/posts/cbafc143-3d20-484b-8bb6-dc0b4d10e3c3

Digitale Barrierefreiheit: Barrierefreiheit von Websites in Deutschland

Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) und viele weitere Behindertenverbände fordern diese Transparenz seit vielen Jahren. Jetzt ist es endlich geschafft, und es kommt noch so viel mehr dazu. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat immer wieder gebremst und möchte nicht, dass Behörden nach über 23 Jahren Stillstand „an den Pranger gestellt“ werden. Aber macht euch doch gern selbst ein Bild, wie desaströs die Situation wirklich ist. Die Regierung weiß es längst.
Der Staat versagt bei der digitalen Inklusion auf ganzer Linie. In nicht einem Fall schafft er es, seine eigenen gesetzlichen Vorgaben vollständig umzusetzen. Um diesen Zustand zu „überwachen“ finanziert er seit Jahren sogar eine eigene Behörde und die Privatwirtschaft mit Millionensummen - aber stattet die Überwachungsbehörde gleichzeitig nicht mit den Kompetenzen und Möglichkeiten aus, um was gegen das Problem zu machen. Reines Kalkül und Symbolpolitik. Die ist jetzt vorbei.

Die Veröffentlichung ist ein Riesending für informierte Klagen, fundierte Öffentlichkeitsarbeit und konstruktive Mitarbeit an der Behebung von Problemen. Und das übrigens weit über Deutschland hinaus - davon kann die ganze EU lernen und zehren.

Ich bin wirklich unendlich stolz, dass meine Arbeit im Hintergrund seit über einem Jahr jetzt solche Früchte trägt.

Wenn ihr irgendwie könnt, teilt das - sprecht darüber - und berichtet, wenn ihr ein Medium seid/habt.

This is big.

@kc Imho nicht nur bei der digitalen Inklusion, sondern bei allem, was mit diesem "Digital" zu tun hat.
ePerso - ein Flop in meinen Augen, weil man quasi fast nix damit machen kann
ePA - Datenschutzdesaster
und es lässt sich sicher sehr viel weiter fortführen.

@kc Frage: Schon die Infos an @antidiskriminierung weitergegeben?

@kc
0%?
😮
Oh, wow, das ist hart!
Und ugerecht/ungesetzlich sowieso!
@kc Ohne hier Behörden in Schutz nehmen zu wollen, möchte ich ergänzen, dass die aktuellen Regeln (basierend auf WCAG 2) eine 100 %-ige Erfüllung vor allem bei hoch interaktiven Angeboten (im Gegensatz zu rein redaktionellen Angeboten) technisch nahezu unmöglich macht, auch bei bestem Willen und viel technischem Aufwand. Früher gab es ein Punktesystem für die Qualität, heute gilt (etwas verkürzt gesagt), dass alles unter Note 1,00 quasi als durchgefallen gilt, was leider praxisfern ist. 1/2
@kc 2/2 Hinzu kommt, dass man als Programmierende von verschiedenen Prüfdienstleistern immer wieder teilweise gegensätzliche Lösungsforderungen für bestimmte Mängel bekommt. Ich freue mich darauf, wenn mit WCAG 3 meines Wissens wieder ein praxisnäheres Punktesystem kommen soll. (Und wenn gravierende Mängel in der nicht-digitalen Barrierefreiheit, z. B. monatelang kaputte Aufzüge an Bahnhöfen, ebenfalls und mehr vom Licht der Öffentlichkeit beschienen würden.)
@ujay68

Wenn es technisch nicht möglich ist ein Angebot barrierefrei zu machen, dann sollten gerade Behörden noch mal überlegen wie sie das Angebot so umbauen können, dass es auch technisch barrierefrei gemacht werden kann.

Oder was genau soll man unter "praxisfern" verstehen?

@kc
@aliceice @kc Praxisfern ist zum Beispiel, wenn die allerletzten Details, die man zu den 100% Erfüllung brauchen würde, die Entwicklungsaufwände enorm in die Höhe treiben. Das will und kann in der Regel niemand bezahlen. Anstatt zu sagen, die Entwicklung hat mit 98,5 Punkten wirklich sehr gute Arbeit geleistet und die Seite ist „sehr gut zugänglich“ (so die frühere Bewertung) heißt es heute stattdessen: durchgefallen. (Und der Aufzug ist noch mal ein halbes Jahr kaputt. 😉)
@ujay68

Was genau würde denn in so einem Fall fehlen um auf 100 Punkte zu kommen? Und warum sollte das nicht trotzdem gemacht werden um *allen* Menschen den Zugang zu gewähren?

@kc
@aliceice Das können Kleinigkeiten sein, die auch nicht unbd. die ganze Anwendung, sondern vllt. nur eine einzelne spezifische Stelle auf einer einzelnen nachgeordneten Seite betreffen, z. B. eine Tabulatorreihenfolge, die nicht ideal ist, oder etwas im Layout, das bei starker Vergrößerung (400%) eine kleine Überlappung oder einen kleinen Textbeschnitt erzeugt, was sofort als Verstoß gilt. (Es gibt hunderte von Prüfschritten, die alle auf jedes Element jeder Seite angewendet werden müssen.) 1/2
@aliceice 2/2 Und beispielsweise wegen möglicher technischer Abhängigkeiten (Weboberflächen bestehen meist aus einer großen Zahl von Fertigkomponenten aus unterschiedlichen Quellen) ist das technisch nicht immer so einfach zu korrigieren wie man sich das in einer idealen Welt wünschen würde, bzw. die Korrektur kann enorm aufwendig sein bei real existierender Software.
@ujay68
Wählt man in der Liste eines konkret aus und schaut in den Prüf Bericht dazu sieht man meist auch viele “bestanden” und nur einige wenige “nicht bestanden”. Die Aussage 0% bestanden weil einige Details nicht erfüllt werden ist schon recht fehl am Platz. Man sollte hier schon abwägen welchen Impact genau es hat. Ein nicht richtig funktionierendes umbrechen kann evtl. Durchgefallen bedeuten aber immer noch “lesbar” für Betroffene sein. 🤔
@aliceice
@ujay68
Es gibt im WCAG die Unterscheidung in A, AA und AAA. Im prüf Bericht der einzelnen Seiten steht es bei manchen an den Kategorien dran. Im Ergebnis sollte also nicht rauskommen “bestanden”/“nicht bestanden” sondern A, AA, AAA und “keines davon”. Triple A erfüllt eigentlich so gut wie niemand weil das extrem aufwendig ist. Wenn sie AA erfüllen ist das also schon richtig gut. Genau das kann man dem Pruefbericht aber nur mit Mühe entnehmen. 🤨
@aliceice
@ujay68 @kc Die meisten Angebote deutscher Behörden dürften aber eher oder ausschließlich redaktioneller Art sein. Und außer dem Bundespräsidenten hat ja keiner da was auch nur im Ansatz geschissen bekommen.

@ujay68 @kc Schon interessant wie das andere Länder schon seit Jahren besser hinbekommen, aber in Deutschland ist es unmöglich.

Es gibt natürlich immer mal Nischen wo man eine alternative Version benötigt (was ja WCAG explizit erlaubt), aber, dass es gänzlich unmöglich ist ist mir in 15+ Jahren noch nicht untergekommen.

@yatil Und wie war das so toll mit dem Punktesystem: "Wir machen nur so viel, dass 90 Punkte da sind. Das ist ja (angeblich) gut zugänglich." "Schlechte Kontraste? So what. Gehen ja nur maximal zwei Punkte weg. Da ist dann sogar noch Luft für keine Untertitel" "Können Sie uns so beraten, dass wir 95 Punkte bekommen?! Mehr wollen wir nicht machen." @ujay68 @kc
@kprobiesch Man kann jedes System missbrauchen. Was ich mitbekomme, ist die effektive Qualität durch das aktuelle System eher gesunken: Wenn 100% quasi unmöglich sind und alles unter 100% als nicht bestanden gilt, gibt es keinen Anreiz zum Beispiel 95 anzustreben. Und was hilft der Sache am Ende mehr? 95 oder keine Anstrengung?
@ujay68 Von der BITV war ein Punktesystem nicht gedeckt: Weder von der 1.0 noch von der 2.0. Wer behauptet, die effektive Qualität sei gesunken und es würde am fehlenden Punktesystem liegen, der sollte das belegen. Und wer Punktesysteme gut findet, der möge den Beweis antreten, dass die Ergebnisse valide, objektiv und reliabel sind.

@ujay68 @kprobiesch Das versuche ich in anderen Kontexten auch demnächst! “Ich bin zu schnell gefahren, aber ich habe mich zu 95% angestrengt.” Oder “95% des TÜV-Katalogs ist erfüllt, das ist doch besser als nichts.” Oder “Kann ich nur 95% der Rechnung bezahlen? Ich hab mich auch dolle angestrengt.”

Ich frag mich ob es noch andere technische Spezifikationen gibt, die man nur so pi mal Daumen erfüllen muss, oder ob das nur ein Thema ist, wenn es um Menschen mit Behinderungen geht. 🤷‍♂️

@ujay68 @kc Hinzu kommt, dass es die Suche nach besonders schlimmen/fast guten Beispielen enorm erschwert. Ich erdreiste mich als Sehende jetzt einfach mal zu spekulieren, dass es einen Unterschied macht ob gar nichts funktioniert oder ob der Cursor auf einer Suchergebnisseite am Anfang steht. (Zugegebenermaßen ist die Seite des Bundespräsidenten bei der das der größte Kritikpunkt ist auch die einzige die „im Wesentlichen“ bestanden hat.)

Um es mal böse zu sagen: Nach der Logik ist die Gutachten-Sammlung auch nicht barrierefrei:
Webaim wirft bei „Im Wesentlichen Bestanden“-Einträgen in der Tabelle einen Kontrastfehler, der auch bei visueller Betrachtung durchaus intuitiv ist (weißer Text auf gelbem Hintergrund) und der wahrscheinlich wirklich repariert werden sollte…
WAVE Report

@kc was bedeutet das denn für die künftige Umsetzung, bzw. wie ist die jetzt plötzlich möglich?
Erzwingungshaft für Behördenleitung? Yeah!
@Leija Wir können jetzt von außen einen Blick drauf haben, was wie wo vorangeht und wie viel die jeweiligen Behörden schon mal mindestens wissen. Damit können wir im erster Linie zeigen, dass der Staat seine Gesetze nicht einhält, und auf dieser Grundlage beispielsweise informierter klagen oder öffentlich drüber reden ohne irgendwas annehmen zu müssen, weil die Fachgutachten sind ja jetzt da, da steht alles drin.
@kc ja, so ist es wohl leider, wenn der Staat seine Gesetze nicht einhält, dauert es sehr lange, bis er es denn doch mal endlich irgendwie im Ansatz überprüft/überlegt/abwägt etc. pp
@kc Was sag den das @bfdi z.B. zu ihre Webseite: https://barrieren-gutachten.de/bfdi-bfdi-bund-de.html

Hattet ihr das nie als Thema @ulrichkelber ?
Digitale Barrierefreiheit: bfdi – bfdi.bund.de

@genofire @kc @ulrichkelber
Das war tatsächlich kein sonderlich gutes Ergebnis damals. Im Nachgang haben wir einige Verbesserungen vorgenommen. Unsere Webseite wurde aber seitdem nicht nochmal überprüft.

/ÖA