@sequundi @Horschtel @dielinke
Ich finde es schon etwas amüsant, dass der Spitzensteuersatz mit 45% "viel zu niedrig" ist.
Ja, da haben wir ein unterschiedliches Gefühl von Gerechtigkeit.
Ich finde es schon ausreichend, wenn jemand 45% des Verdienstes abgibt.
Davon losgelöst sind natürlich andere Fragen, warum es noch einen geminderten Steuersatz für Kapitalerträge gibt usw.
@DerAsket @sequundi @Horschtel @dielinke so Funktioniert Steuer berechnung nicht. 45% steuer heißt nicht das man 45% des Geldes abgibt, da z.B. die ersten hundert tausend Euro mit dem entsprechenden Satz besteuert wird.
Das heißt:
Eine Person mit 280.000€ Gehalt ist zwar in der höchsten Steuerklasse (45%) zahlt aber effektiv 38% https://www.finanz.de/steuern/einkommensteuer/?calc=351554
Die Berechnung der Einkommensteuer in Deutschland folgt einem progressiven Tarif. Das bedeutet, dass der Steuersatz mit steigendem Einkommen zunimmt. Über dem Grundfreibetrag wird das Einkommen mit einem Steuersatz zwischen 14 Prozent und dem Höchststeuersatz von 45 Prozent besteuert.
Mir ist das durchaus bewusst. Für den diskutierten Fall des SAP-Bosses ist er dennoch sehr nah an 45% bzw mit SolZ sogar darüber.
Nehmen wir vereinfachend an, er hat "nur" das etwa 100fache der 52.000 € (jetzt grob gerundet 5 Mio. €) und verheiratet/verpartnert ist der Screenshot der Berechnung beigefügt.
Naja, ich bin anderer Auffassung darüber, was das EStG bzw der Steuertarif leisten soll. Ich denke nicht unbedingt, dass es dazu dienen soll, demokratiegefährdende Tendenzen zu verhindern.
Aber das ist nur meine streitbare Sichtweise.
@DerAsket @malikshark Wenn jemand das Geld hat, sich Medienhäuser zu kaufen oder Lobbyorganisationen zu finanzieren, hat er/sie einen gewaltigen Vorteil darin, seine Interessen durchzusetzen.
Beispiel Julian Reichelt: rausgeflogen bei der Bild, ein paar Millionen von einem #CDU-Politiker bekommen um rechtsextremen Youtube-Kanal Nius aus dem Boden zu stampfen und die Videos werden jetzt zu hundertausenden angesehen.
Diese ungleich verteilte ökonomische Macht ist demokratiegefährdend. Da eine...
@DerAsket @malikshark "Ach, die bezahlen ja schon genug"-Ansicht zu vertreten, ist eine Ignoranz gegenüber ökonomischer Macht und eben jener daraus resultierenden Demokratiegefährdung.
Außerdem muss man beide Umverteilungsarten bedenken. Es gibt eine Primär- und eine Sekundärumverteilung.
https://www.wirtschaftslexikon24.com/d/verteilungspolitik/verteilungspolitik.htm
Steuern sind die sekundäre, die nachgelagerte Umverteilung, die den Zweck hat, was bei der Primärumverteilung schief geht, zu korrigieren.
Die Primärumverteilung ist die, die am ...
@DerAsket @malikshark ... am Arbeitsplatz stattfindet, weil Konzerne interne von der Organisationsstruktur wie eine Monarchie sind der Konzernkönig alleine über die Gehaltsverteilung entscheidet. Die entscheiden immer, dass ihre Arbeitsleistung ein X-faches mehr Wert ist, als die ihre Angestellten.
Das Konzerneigentümer sich mehrere Millionen Gehalt auszahlen, während 90% mit gerade mal 40.000 € nach Hause gehen, hat das nichts mit einet Leistungsgerechtigkeit zu tun, sondern ist ein ...
@DerAsket @malikshark ... Machtverhältnisse. Wer selbst kein Eigentum hat, kann nur die eigene Arbeitskraft verkaufen um an Geld zu kommen, was er/sie benötigt, um sich z. B. Essen zu kaufen. Es besteht somit ein Zwang, irgendwie an Geld zu kommen.
Da es mehr Arbeitslose als verfügbare Arbeitsplätze gibt, die bessere Verhandlungsposition. Will jemand einen Lohn nicht akzeptieren, weil er ihm nicht hochgenug ist, kriegt den Job jemand anders.
Deswegen gibt es auch kein Interesse, ...
@DerAsket @malikshark ... Arbeitslosigkeit abzuschaffen. Das könnte man von heute auf morgen machen, mit z. B. einer Jobgarantie. Das würde aber die Verhandlungsmacht der Arbeiter/innen erhöhen, weil wenn ein Unternehmen so schnell Ersatz finden kann, jemanden, der den Job für weniger macht, können Arbeiter/innen bessere Gehälter und Arbeitsbedingungen raushandeln.
Diese Gehaltsunterschiede, dass sich der Konzerneigentümer das größte Stück vom gemeinsam erwirtschafteten Kuchen schnappt und ...
@DerAsket @malikshark ... angestellten Arbeiter/innen nur Krümel kriegen, ist die Primärumverteilung.
Und die kann man abbauen, in dem man sich für eine höheren und ausnahmslosen Mindestlohn einführt, die Tarifbindung stärkt oder - wenn man das Problem an der Wurzel packen will - an die Mitbestimmungsrechte innerhalb der Unternehmen rangeht, sprich sich dafür einsetzt, dass es mehr Kollektivbetriebe (Englisch: worker cooperatives) gibt.
https://en.wikipedia.org/wiki/Worker_cooperative
Einfach ausgedrückt sind ...
@DerAsket @malikshark ... Kollektivbetriebe, Betriebe, die internwie ein Verein geführt werden, sprich Firmenentscheidungen werden auf Mitgliederversammlungen in demokratischen Abstimmungen getroffen, Vorstände/Chefs werden auf Zeit gewählt, usw..
Das einet mit 10 Mio. € nach Hause geht und alle anderen mit 40.000 € kriegt man halt in keiner demokratischen Abstimmung durch.
Der größte Kollektivbetrieb ist Mondragon, ca. 80.000 Mitarbeiter und ca. 11 Mrd. € im Jahr.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mondrag%C3%B3n_Corporaci%C3%B3n_Cooperativa
Vielen Dank für die ausführliche Antwort/Ergänzung.
Meines Erachtens werden allerdings mehrere Problemkreise miteinander vermengt.
Beispielsweise ist der SAP-Boss kein "Konzerneigentümer", sondern am Ende auch" nur" ein fürstlich bezahlter Arbeitnehmer. Ob das angemessen ist, müssen sich in 1. Linie die Eigentümer fragen. Wenn eine deutsche Regierung das ändern möchte, werden die Unternehmen mit Sicherheit Wege finde, diese Manager in anderen Ländern zu bezahlen.
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Ich halte das Gehalt von dem SAP-Mann und auch vermutlich Julian Reichelts als solches nicht für demokratiegefährdend. Die Gefahr bei Reichelt besteht doch darin, dass es so einen Schmutz senden kann. Da bedarf es viel mehr Kontrolle und ggf. mehr Gerichtsverfahren.
Ich bleibe auch dabei, dass eine höhere Einkommensbesteuerung unsere Demokratie retten wird. Eine rechtssichere Vermögenssteuer ist sportlich, aber womöglich machbar.
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Frag mal Astrid Lindgren, wie viel Steuern die bezahlt hat. (Na gut, die kannste nicht mehr fragen, aber ihre Wikipedia-Seite) Frag mal, wie der höchste Steuersatz in den USA war.
Und dann frag mal die #Beatles:
Danke für Deine Nachricht.
Über die Angemessenheit lässt sich wie immer vortrefflich streiten. Auf andere Rechtsordnungen schaue ich da ehrlicherweise nicht. Die haben im Zweifel auch andere Verfassungsprinzipien oder (ungeschriebene) Rechtsgrundsätze wie Leistungsfähigkeitsprinzip.
Wird ja auch keiner sagen, hey geil, in Dänemark gibt's 25% USt-Satz, das wollen wir auch.
@sequundi @DerAsket @Horschtel @dielinke
Einkommenssteuersätze jenseits der 50% haben Fallstricke, wie z.B. dass man dann je nach Progressionsrate nur ganz bestimmte Fenster von Einkommen schafft, die praktisch nutzbar sind. Aber bis 50% ist überhaupt kein Problem. (+ gerechter Anteil am Sozialversicherungssystem + Vermögenssteuer + Erbschaftssteuer + ggf. Gewerbesteuer + Verbrauchsteuern etc.)
Ceterum censeo afdem esse damnandum
@helix @dielinke Ja, das prozentuale Verhältniss würde ich auch bevorzugen. Wie du sagst gibt das dann auch Anreiz die niedrigen Gehälter in nem Verhältniss zu haben. Für die evaluierung einer genaue Prozentzahl würde ich jedoch ein Komitee vorschlagen.
BGE wäre auch eim extrem wichtiger Faktor, wichtiger/gleichbedeutend fände ich auch die Übernahme des Housing first konzepts und einen massiven Ausbau an staatlichen Sozialwohnungen um die Mietpreise schrittweise in Griff zu bekommen.
Mindestlohn sehe ich kritisch da wäre ich glaub eher für mehr Tariflöhne. Gibt sehr viele Bereiche in denen man "günstige" Arbeitskräfte benötigt und mit dem BGE und einer Reform der Steuer und Sozialbeiträge für geringe Einkommen könnte man hier eine stabile Verhandlungsposition für Angestellte schaffen die auch kleine Tätigkeiten oder Care Arbeiten umfassen.
Ein zusätzliches soziales Gesellschaftsjahr könnte hier zusätzlich unterstützen auch um Migranten besser integrieren
@jonbir
Er bekommt mit ca. 18,9M€ etwa das 363fache des **Durchschnittseinkommens** in DE von 52k€, nicht das 250fache des **geringsten Einkommens bei SAP**.
Laut Glassdoor verdient z.B. ein Facility Manager oder QA bei SAP nur 34k€ im Jahr. Der #CEO bekommt das 555fache. Sogar das 200fache wäre viel weniger 😊
Im Vergleich zu einem Azubi (14k€/y) ist es das 1350fache. Würde man das am Azubi messen, würde der CEO bei Faktor 200 "nur" noch 2,8M€ bekommen.
Exakt. Und angesichts dessen, dass er vor Trump buckelt und DEI-Initiativen in SAP stoppt verdient er 6 Wochen Dünnschiss und kein Klopapier.
@Oesterling
das eigene Unglück sich permanent anhören zu müssen, dass man sich nur anstrengen muss um soweit zu kommen, während nur eine Hand voll Menschen überhaupt soweit kommen egal wie sehr man sich abstrengt und dann auch noch die gesellschaftliche Verantwortung, die alle Arbeitnehmer tragen, verweigern?