Silke Jäger

@silkjag@reporter.social
2.5K Followers
2.3K Following
238 Posts

Medizinjournalistin. Frei. Medizin. Ethik. Gesundheit.

Ich verteile hier viele Tröts meiner Herzensprojekte @RiffReporter @Krautreporter
Verfallszeit Tröts: 4 Wochen

Plan G – Gesundheit verstehenhttps://reporter.social/@Riff_PlanG
RiffReporterhttps://www.riffreporter.de/de/autorinnen-und-autoren/silke-jaeger
Krautreporterhttps://krautreporter.de/5985-silke-jager
Nein, @tagesschau – denn die ganze Rechenmethode des #EarthOvershootDay ist Murks, und sogar verharmlosend. Ohne CO₂-Emissionen gäbe es den Machern dieses Index zufolge nämlich gar keine Überlastung der Umwelt.
Aber die Datums-Schlagzeile ist halt zu schön, wird deshalb überall reproduziert.
Ich hab das Problem mit dem #erduberlastungstag für @Spektrumverlag hier aufgeschrieben https://www.spektrum.de/news/erdueberlastungstag-fragwuerdiger-fussabdruck/2181516 der Text ist auch bei @riffreporter erhältlich https://www.riffreporter.de/de/umwelt/mythen-realitaet-erdueberlastungstag-planetarer-grenzen (Abo/Einzelkauf)
Fragwürdiger Fußabdruck

Wie misst man, wie stark die Menschheit die Erde ausbeutet? Gleich mehrere Ansätze sollen die Zerstörung greifbar machen. Doch ausgerechnet der populärste Ansatz ist fragwürdig.

Spektrum.de
Heute ist der #TagDerArbeit: Durch die #Klimakrise steigt die Gefahr von Hitze und UV-Strahlung auch am Arbeitsplatz. In Teil 1 der Serie #BetriebsKlima zeigen wir, wie Hitze die #Arbeit beeinflusst und wie sich Beschäftigte besser schützen können: #archiv https://www.riffreporter.de/de/gesellschaft/klimawandel-arbeitsplatz-hitze-uv-strahlung-gesundheitsschutz-arbeit
Klimawandel am Arbeitsplatz: Die wachsende Gefahr durch Hitze und UV-Strahlung

#BetriebsKlima-Serie (Teil 1): Der Klimawandel führt zu mehr Hitzetagen und UV-Belastung. Besonders betroffen sind Beschäftigte auf dem Bau, in der Pflege und der Gastronomie. Wie Arbeitgeber und Arbeitnehmer damit umgehen

RiffReporter
Nur zu Erinnerung: Als @bsi und @bfdi beim #eRezept wegen Sicherheitslücken das bis dahin per Gesetz notwendige Einvernehmen nicht gegeben haben, wurde ihnen dieses Recht per Gesetz genommen. Ein „Expertengremium“ solle in Zukunft bestimmen, wieviel Risiko man eingehen könne …

Achtung, langer Text

Stromausfall in Spanien – Eine Analyse

Solarenergie kommt als Gleichstrom aus den Solarpanels. Das bedeutet, sie muss in Wechselstrom umgewandelt werden. Diese Aufgabe übernimmt ein sogenannter Inverter.

Inverter müssen sich dabei auf das Stromnetz aufsynchronisieren, das heißt, sie erzeugen exakt die Frequenz, die das Netz vorgibt. Gibt es kein externes Netz, ist das nicht möglich – die Inverter wechseln dann in den sogenannten Inselmodus und erzeugen Strom nur für den lokalen Gebrauch. Wenn meine PV-Anlage beispielsweise keinen Netzstrom hat, kann sie das Haus nicht versorgen, aber Strom über zwei Notstrom-Steckdosen bereitstellen.

Die Frequenz im Netz beträgt in der Regel 50 Hertz. Diese schwankt jedoch – mal etwas mehr, mal weniger. Aus physikalisch-technischen Gründen steigt die Frequenz, wenn zu viel Strom das ist, also zu wenig Strom verbraucht wird, und sinkt, wenn zu viel verbraucht wird.

Um das Netz zu schützen, verfügen Inverter über einen Notabschalt-Mechanismus: Steigt die Frequenz über eine festgelegte Grenze (meines Wissens bei 50,2 Hertz), wechseln sie ebenfalls in den Inselmodus.

Der spanische Energiemix ist ungewöhnlich: viel Kernenergie und viel erneuerbare Energie. Ein Großteil der erneuerbaren Energie stammt wiederum aus der Solarenergie – logisch bei dem Klima.

Kernenergie hat zwei wesentliche Eigenschaften: Zum einen sind Lastwechsel nur sehr langsam möglich, zum anderen produziert ein Kernkraftwerk auch bei Teillast nahezu dieselben Kosten wie bei Volllast. Das bedeutet, man möchte diese Kraftwerke möglichst konstant mit voller Leistung betreiben.

Am Montag ergab sich nun eine besondere Situation: viel Sonne, guter Wind. Schon ab 9 Uhr konnte der gesamte Energiebedarf Spaniens durch Kern- und erneuerbare Energien gedeckt werden. Es wurde sogar mehr Strom erzeugt als benötigt, sodass man begann, so viel wie möglich zu exportieren. Alles, was sich einfach abschalten ließ, wurde abgeschaltet – aber die Kernkraftwerke wollte man aus den oben genannten Gründen nicht drosseln.

Dann geschahen zwei Dinge: Eine Leitung nach Frankreich fiel aufgrund eines Feuers aus, und auf einer anderen Leitung kam es wetterbedingt zu Resonanzen.

Bis hierhin ist das alles belegbar – nun folgt die Spekulation:

Diese Instabilitäten führten dazu, dass der Strom nicht mehr ausreichend abfloss. Die Frequenz im Netz stieg an – und überschritt die kritische Grenze von 50,2 Hz. Viele Solaranlagen schalteten deshalb in den Inselmodus. Zu diesem Zeitpunkt machten sie fast 15 GW Leistung aus, knapp 60 % der Gesamtenergie – und waren schlagartig weg.

Plötzlich fehlten zwei Drittel der Energie. Weder Windkraft noch Kernenergie oder Speicher konnten das auffangen – im Gegenteil. Um Schäden zu vermeiden, gingen auch die Kernkraftwerke in eine Notabschaltung. Das ist besonders problematisch – dazu später mehr. Innerhalb von Sekunden brach das gesamte Netz zusammen. Die Solaranlagen waren bereit, konnten sich aber auf kein Netz mehr synchronisieren.

Alles war dunkel. Auch Portugal und Südfrankreich wurden vom Netz genommen, da sie bis dahin vom spanischen Export profitiert hatten. Das europäische Stromnetz reagierte und warf Spanien aus dem Verbund. In Südfrankreich konnte das Netz dank eigener Reservekapazitäten und Hilfe anderer Länder schnell wiederhergestellt werden. In meiner Heimautomatisierung konnte ich beobachten, wie die Frequenz dort kurz abfiel, bevor die eigene Leistung hochgeregelt wurde.

Portugal traf es härter: Das Land verfügt nicht über die Reserven Frankreichs und ist zudem deutlich kleiner. Von außen konnte niemand helfen – Spanien ist der einzige Nachbar.

Neustart des Netzes – warum das so schwierig ist

Ein solches Netz wieder hochzufahren ist kompliziert – aus zwei Gründen:

  • Erzeugung und Verbrauch müssen stets im Gleichgewicht bleiben. Andernfalls droht erneut ein Zusammenbruch.
  • Kernkraftwerke lassen sich nicht sofort wieder hochfahren. Nach einer Abschaltung leiden sie unter anderem an einer sogenannten Xenonvergiftung (eines der Probleme beim Reaktorunfall von Tschernobyl), die erst abgebaut werden muss. Deshalb sind sie auch zwei Tage später noch offline.

Die Lösung besteht darin, das große Netz in viele kleine Abschnitte zu unterteilen. Für jedes Teilnetz wird zuerst Kapazität aufgebaut, dann wird es ans Netz genommen – und so weiter. Das dauert Stunden. In der Zwischenzeit zieht die Sonne weiter, und selbst wenn die Solaranlagen wieder ans Netz angeschlossen werden, liefern sie längst nicht mehr so viel wie zuvor – und ab etwa 20 Uhr gar keinen Strom mehr.

Spanien brauchte also Hilfe aus dem Ausland. Man verband das Land schrittweise wieder mit dem europäischen Netz – zunächst nur mit kleinen Teilregionen. Ohne diese Hilfe wäre Spanien vermutlich noch immer ohne Strom. Der Strom kam daher zuerst in grenznahen Regionen wie Barcelona zurück, während Portugal am längsten unter dem Ausfall litt.

Anmerkungen

  • Für die Größe des Incidents war die Behebung insgesamt schneller als ich erwartet hatte. In San Sebastian war nach 2h wieder Strom (zum Vergleich: Es gab in Wismar und Umgebung letztes Jahr 45min Stromausfall, weil ein Umspannwerk gewackelt hatte) und nach 23h in Portugal. Ich hatte mit 1-2 Tagem gerechnet.
  • Es war der größte Stromausfall in Europa seit 40 Jahren. Wenn die Annahme stimmt, dass er durch Klima-Ereignisse mit ausgelöst wurde, ist eine Modernisierung des gesamten Stromnetzes für besseren Umgang mit Schwankungen unumgänglich. Dazu gehört auch die geforderte Einführung von Stromzonen in Deutschland.

Tja, so wie zu erwarten war, haben die Versuche, während der Testphase die Sicherheitsprobleme der #ePA zu beheben, nicht das gebracht, was #Lauterbach versprochen hatte.

Die Expert:innen des Chaos Computer Clubs hatten darauf auch früh hingewiesen.

Deshalb hier noch mal der Hinweis auf meinen Text, der die grundlegenden Probleme erklärt.

From: @silkjag
https://reporter.social/@silkjag/114421362513206957

Silke Jäger (@silkjag@reporter.social)

Expert:innen des Chaos Computer Club hatten im Dezember einige schwerwiegende Sicherheitslücken präsentiert. Deshalb sollte die Testphase auch dafür genutzt werden, die Probleme zu beheben. Fachleute bezweifelten allerdings von Anfang an, dass sie sich in der kurzen Zeit lösen lassen. 7/15

Mastodon
#Wissenschaft unter Druck: Im Weltklimarat IPCC versuchen Regierungen, unliebsame Wahrheiten aus dem #Klimabericht zu streichen. Klimaphysiker Reto Knutti erklärt im Interview mit @christianschwaegerl, was das für den #Klimaschutz bedeutet: https://www.riffreporter.de/de/umwelt/ipcc-klimawandel-regierungen-wissenschaft-konflikt
Machtkampf im Weltklimarat: Wenn Regierungen Wissenschaft zensieren wollen

Klimaforscher schlagen Alarm: Einige Länder versuchen massiv, die Arbeit des IPCC zu beeinflussen. Im Interview erklärt Professor Reto Knutti, warum das für den globalen Klimaschutz gefährlich werden könnte.

RiffReporter
In kaum einem anderen Bereich wurden Menschen (insbesondere aus Osteuropa) mehr ausgebeutet als in der deutschen Fleischindustrie. Der neue Fleischminister der CSU, Alois Rainer, verspricht jetzt billigeres Fleisch für alle. Man ahnt, wohin das führt.
Ernährung - Künftiger Agrarminister Rainer für Fleisch in Kindergärten und Schulen

Der designierte Bundeslandwirtschaftsminister Rainer hat sich dafür ausgesprochen, Fleisch nicht von den Speiseplänen an Kindergärten und Schulen zu streichen.

Die Nachrichten

5 Jahre lang haben @irishinneburg und ich @Riff_PlanG gemacht. Es war eine gute, lehrreiche, inspirierende Zeit – und ein gutes Stück Arbeit.

Wir hoffen, dass Plan G dem ein oder der anderen schwierige Gesundheitsentscheidungen erleichtert hat.

Schade, dass auch die schönen Dinge und sinnvollen Projekte mal zu Ende gehen. Für Plan G ist es jetzt so weit. 😢

Unsere Texte bleiben online. Und Iris und ich machen mit anderen Sachen weiter. Ich werde aber die Zusammenarbeit sehr vermissen!

Heute endet für mich ein wichtiger Abschnitt: @silkjag und ich lassen @Riff_PlanG auslaufen, weil wir künftig andere berufliche Schwerpunkte setzen werden.

Ich bin sehr dankbar für die gemeinsame Zeit mit meiner fabelhaften Kollegin Silke und alles, was ich dabei gelernt habe.

Und danke an alle, die Plan G unterstützt und unsere Artikel gelesen haben – und natürlich auch für alle kritischen Diskussionen hier auf Mastodon. Damit habt ihr unser Projekt bereichert!