Letzte Woche fiel der Wirkungsgrad unserer Brauchwasserwärmepumpe (BWWP) erstmals deutlich unter 1, nämlich auf 0,92. Das wird sicherlich viele überraschen, denn laut Datenblatt der BWWP sollte der COP so zwischen 3 und 4 liegen, also aus 1 kWh Strom ca. 3 bis 4 kWh Wärme machen.
Lügt also das Datenblatt der BWWP? Nein, ich gehe davon aus, dass die BWWP mit Hilfe von 1 kWh Strom aus der Luft tatsächlich 3-4 kWh Wärme entnimmt und diese in den Warmwasserspeicher "pumpt". Aber: was ist, wenn man das Warmwasser nicht entnimmt; oder nur wenig Warmwasser entnimmt? Dann kühlt das Wasser natürlich langsam auch wieder ab, und die BWWP hat umsonst das Wasser erwärmt.
Ob eine BWWP Sinn macht, hängt aber davon ab, wieviel Warmwasser (also wieviel Wärme) man aus dem Warmwasserspeicher ENTNIMMT, und wieviel elektrische Energie man dafür aufgewendet hat.
Wir haben daher Anfang des Jahres einen Wärmemengenzähler an der BWWP verbaut. Dieser misst wieviel Warmwasser entnommen wird (und Kaltwasser nachströmt), und die Temperaturdifferent zwischen Warm- und Kaltwasser. Daraus lässt sich dann die entnommene Wärmemenge berechnen.
Seitdem erfassen wir wöchentlich die entnommene Wärmemenge (in kWh), die entnommene Warmwassermenge (in m³) und die aufgenommene elektrische Energie (in kWh). Unsere Vermutung war, dass der Wirkungsgrad (COP= entnommene Wärmemenge / aufgenommene elektr. Energie) höher ist, je mehr Warmwasser entnommen wird, und niedriger ist, je weniger Warmwasser entnommen wird. Das leuchtet ja auch ein: wenn man gar KEIN Warmwasser entnimmt, aber die BWWP das Wasser im Speicher warm hält, dann geht der COP gegen Null. Entnimmt man immer sofort das fertig erwärmte Wasser, dann hat es keine Zeit zum Abkühlen und der COP geht somit gegen seinen max. Wert, der wie gesagt zwischen 3-4 liegen sollte.
Wie schlecht dieser Wirkungsgrad aber bei uns ist, hat uns überrascht. Im Mittel liegen wir bei einem COP von ca. 1,35 und letzte Woche ist er sogar unter 1 gerutscht.
Woran liegt das, bzw. wie kann man das ändern? Unsere BWWP läuft im Prinzip den ganzen Tag, nur nachts ist sie mal für 3h aus. Aber wir brauchen auch tagsüber immer mal wieder Warmwasser. Meist nur zum Geschirr spülen oder Händewaschen. Aber manchmal eben auch mehr, z.B. weil ein Kind beim Autofahren mal wieder gekotzt hat und in die Wanne muss. Die BWWP also nur für wenige Stunden am Tag laufen zu lassen, funktioniert bei uns nicht. In Haushalten, in denen NUR zu festen Zeitpunkten Warmwasser benötigt wird, z.B. jeden Tag abends duschen und tagsüber sonst nicht, da würde der COP sicherlich auch anders aussehen.
Trotzdem sind wir zufrieden mit der BWWP. Wir haben damit vor drei Jahren einen über 30 Jahre alten Gasbrenner ersetzt, der deutlich ineffizienter war. Mit dem jetztigen Wissen würden wir aber bei unserem Verbrauchsverhalten dann eher auf Durchlauferhitzer (DLE) setzen. Zumindest die Teile des Hauses, die wir noch ausbauen, werden dann DLE erhalten. Das hat auch noch weitere Vorteile:
(1) Legionellen. Die BWWP hat einen Warmwasserspeicher, in dem sich Legionellen bilden können. Das hat man bei DLE nicht.
(2) Installationsaufwand. Bei DLE brauchen wir nur eine Kaltwasserleitung verlegen. Für die Wasserversorgung via zentraler BWWP im Keller müssen Kalt- und Warmwasserleitungen verlegt werden; ggfs. sogar Zirkulationsleitungen.
(3) Verluste. Die BWWP hat über den Speicher und die Warmwasserleitungen immer Verluste. Bei DLE ist die entnommene Wärmemenge dann also sogar noch geringer als im Vergleich zur BWWP.
(4) Komfort. Ein DLE liefert immer sofort Warmwasser. Die BWWP braucht einige Stunden, um den Speicher wieder aufzuwärmen. Wenn also dochmal mehrere Leute nacheinander duschen/baden wollen, kann es bei der BWWP passieren, dass die letzten nur noch Kaltwasser haben. Das passiert bei uns sogar gar nicht so selten.
Aber wie gesagt, der schlechte Wirkungsgrad liegt u.a. auch an unserem Verbrauchsverhalten. Bei euch kann das alles ganz anders aussehen. Schreibt doch mal in die Kommentare, wie das bei euch ist.
Wir empfehlen jedenfalls allen, die eine BWWP nutzen, mal einen Wärmemengenzähler einzubauen. Das gibt sehr interessante Aufschlüsse.
