1/ Wisst Ihr, was heute vor 35 Jahren war? Der zweite Oktober. Und an diesem Tag gab es massiv gehäufte Angriffe von Neonazis auf Flüchtlingsheime, Wohnheime von Vertragsarbeiter*innen und linke Wohnprojekte. Die Polizei hatte leider, leider keine Zeit, weil sie die Vereinigungsfeierlichkeiten in Berlin absichern musste und hat das auch so kundgetan.

https://zweiteroktober90.de/ueberblick/

Auf der Web-Seite könnt Ihr Euch Karten ansehen, wo die Überfälle stattfanden. Das war das gesamte Bundesgebiet und Nazis aus dem Westen kamen auch in den Osten, wo sie dann zusammen mit Ostnazis agiert haben.

Vereinigt. In nationalem Taumel.

#nazis #DeutscheEinheit #Wiedervereinigung

2/ Und wisst Ihr, was heute vor 35 Jahren war? Die #Wiedervereinigung bzw. der Anschluss der #DDR.

Und wisst Ihr, wer gefeiert hat? Die Neonazis. Und wisst Ihr, wer das sehen konnte? Die ganze Welt. Es wurde im Fernsehen übertragen.

Das Bild ist aus einem Museum. Hier die Bildbeschreibung im Museum:
„Fernsehaufnahme, 03.10.1990 Landesarchiv Berlin, Die Feierlichkeiten am Tag der Deutschen Einheit 1990 werden lange vor allem mit der Erzählung eines kollektiven Freudentaumels verknüpft. Tatsächlich zeigt sich am Abend in Berlin ein gemischtes Bild. Im Publikum des Festaktes auf der Reichstagswiese sind auch viele Neonazis und Reichsbürger:innen versammelt, die unter anderem die Flagge des Deutschen Kaiserreiches schwenken. Besuchende der Veranstaltung beschreiben eine aggressive und bedrohliche Stimmung. Die Brisanz der Lage ist zudem am hohen Polizeiaufgebot abzulesen, das die Feierlichkeiten absichern soll.“, Museum Utopie und Alltag, #Eisenhüttenstadt.

Und auch die Ausstellungsmacher*innen reden von kollektivem Freudentaumel.

#DeutscheEinheit

3/ Die Menschen, die die friedliche Revolution in der DDR gemacht hatten, waren aber überhaupt nicht unbedingt für eine #Wiedervereinigung, jedenfalls nicht auf die Art und Weise. Im Dezember kam Kohl in die DDR und wurde in Dresden mit fliegenden Fahnen, Deutschlandfahnen empfangen. Progressive Gruppen organisierten in Berlin eine Anti-Kohl-Demo. Siehe Demoaufruf.

Die Volkskammerwahlen wurden von der #BRD massive beeinflusst, weil sie entweder Blockparteien oder die neu gegründete #SDP finanziell, mit Papier oder sonst wie unterstützten. Irgendwie fand man das normal, weil es ja ein Land war, aber eigentlich war das eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten der DDR.

Unerwarteterweise bekam die CDU 40% der Stimmen und landete weit vor den anderen Parteien. Die Regierung hat dann die DDR abgewickelt und den Beitritt organisiert.

https://de.wikipedia.org/wiki/Volkskammerwahl_1990

#DeutscheEinheit

4/ Die Kiste war verfahren. Die Menschen wollten den Wohlstand, den sie nach Maueröffnung im Westen bewundern konnten. Sofort. Ein Wahlslogan der CDU war: Keine sozialistischen Experimente.

Die Menschen auf der Demo in #Dresden riefen: „Kommt die D-Mark, bleiben wir, kommt sie nicht, gehen wir zu ihr.“

#JochenSchmidt hat in #Hoplopoiia geschrieben: „Ich war überzeugt davon, dass, wenn die Mauer fiele, überhaupt niemand mehr im Lande bleiben würde, dann müssten sie drüben eine eigene bauen.“

Letztendlich musste es wohl so laufen, wie es gelaufen ist. Für ein selbständiges Land mit eigener Wirtschaft und Währung hätte man einen Kurs von 1 zu 3 oder schlechter gebraucht. Das war nicht vermittelbar.

Was man jetzt machen könnte/müsste ist eine gemeinsame Verfassung und eine bessere Beteiligung aller Menschen im Land an politischen Prozessen (#Bürgerräte).

5/ Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, Lieber Herr Merz, ja, wir haben Angst. Vor Ihnen. Weil sie 2 Millionen Menschen für linke Spinner halten und dann mit der #noAfD gemeinsame Sache machen, weil Sie und Ihre Regierung neue Gaskraftwerke bauen wollen, statt Erneuerbare auszubauen und damit unser Zukunft und die unserer Kinder gefährden, weil sie den Sozialstaat zurückbauen wollen, weil …

Und unser Aufbruch begann nicht vor 35 Jahren, sondern vor 36 Jahren und ich werde nie vergessen, dass #DT64 am Tag der Volkskammerwahlen im März 1990 um 18:00 ein Lied von Ton Steine Scherben spielte: Der Traum ist aus.

40% der Ostdeutschen hatten eine ehemalige Blockpartei gewählt, die den Namen Ihrer Partei trug und auch von ihrer Partei im Wahlkampf unterstützt wurde.

https://www.tagesschau.de/tagesthemen/video-1511582.html

#Wiedervereinigung #Merz #CDU

Einheitsfest in Saarbrücken zum Tag der Deutschen Einheit

Einheitsfest in Saarbrücken zum Tag der Deutschen Einheit

tagesschau.de

6/ Echt jetzt? Die Wessis feiern im am weitesten vom Osten entfernten Bundesland alleine die #Wiedervereinigung, ohne einen Ossi einzuladen? Konnten sie wirklich niemanden finden, der ein paar Worte zur Einheit sagt? Vielleicht sogar etwas Kritisches?

Das Ganze ist in etwa so komisch, als würde #Merz mit seinen Kumpels den #Frauentag feiern.

Das alles 35 Jahre nach der Einheit. Und dann wundern sich Menschen, dass im Osten von solcher Politik niemand mehr etwas hören will und manche dann die Schlumpfpartei von Bernd Höcke wählen?

Das ist genau der Punkt: Die nehmen den Osten ernst. Sie loben ihn, sie erzählen den Leuten dort Märchen und sie können das, weil sie noch nicht regieren. Aber die, die regieren, sollten auch auf den Osten achten. Die Missachtung dauert jetzt lange genug an und niemand merkt es auch nur. Also niemand von den Ungekränkten aus dem Westen.

Stellt Euch einfach vor, Eure Partner*in wäre maximal eingeschnappt. Was würdet Ihr tun? Erst mal ganz ruhig, oder? Wertschätzung, Beziehungsarbeit. Nicht mit Paul*ine losziehen und mit der Eure Ehe feiern. Ohne Partner*in, weil die ja relativ unbedeutend ist und nervt, und irgendwie auch langweilig ist, weil Ihr schon so lange zusammen seid.

#Osten #Westen #Nazis #nonazis

Immerhin waren Leute aus dem Saarland dabei. Das Saarland hat ja auch mal eine Zeit lang nicht zur BRD gehört und ist erst im Zuge der kleinen Wiedervereinigung 1956 zur BRD gekommen.

Fun Fact: Es gibt Leute, die glauben, dass das Saarland francophon wäre. Dabei wird dort ganz normal Deutsch gesprochen.

@stefanmuelller

@hallunke23

=:-) „ganz normal Deutsch“

Ich hab mal in Saarbrücken gearbeitet. Wir standen vor dem Hela und haben zwei Frauen zugehört, die sich unterhielten. Sie waren schwarz und wir haben darüber nachgedacht, was das wohl für eine Sprache sein könnte. Französisch war es nicht, das war klar. Nach einer Weile kamen wir drauf: Es war Deutsch im lokalen Dialekt.

Übrigens gibt es sehr schöne Verbalkomplexe dort. Die Verben sind in einer anderen Reihenfolge als im Standarddeutschen.

@stefanmuelller Was ist das für ein absurder Gedanke 🙄

Man feiert doch nicht einen erfolgreichen Beutezug und lädt sich dazu die Ausgebeuteten ein, damit die die tolle Stimmung mit anderen Perspektiven infragestellen und vermiesen.

Dann schmecken Sekt und Häppchen doch nur noch halb so gut.