RE: https://bsky.app/profile/did:plc:2ivi7uc4hfnwdpcdnu7ivvv6/post/3m5rdu4yfjs2v
Geht's noch???
Zitat des Tages:
"Auch in Deutschland sollte die Musterung als Service angeboten werden – quasi als kostenfreier staatlicher Fitnesstest."
Der Wehrbeauftragte des Bundestags, Henning Otte (CDU), in der Rheinischen Post vom Mittwoch über »helle, freundliche Räume« und »kompetente Personalexperten« des schwedischen Militärs
Reflexe der Aufmerksamkeitsökonomie
Je grausamer und verbrecherischer, umso stiller …
mit Update 3. 11.
Ist es launig? Oder sarkastisch? Wolfgang Storz/bruchstuecke reflektiert über die Reflexe der Öffentlichkeit auf “unseren” superintelligenten Bundeskanzler: “Regieren mit Wortfetzen”. Nicht abwegig. Dennoch behaupte ich, dass seine bornierten sauerländischen Reflexe ihm selbst, und noch mehr seinem Berater*innen*stab, einen Streich gespielt haben. Denn was Storz und ich seit Jahrzehnten über den Kerl wissen, das erkennen jüngere Teile der Öffentlichkeit erst jetzt durch sein Tun und Stammeln. Und es mobilisiert ganz offenbar nicht nur seine eigenen Leute. Manche linke Bescheidwisser kräuseln ihren Bauchnabel darüber, dass sie statt mitzumachen lieber lästern, wie lange sie bescheidwissen, was viele jetzt erst merken. Klassisches Eigentor im politischen Prozess.
Zum gegenwärtigen Funktionieren der inländischen Aufmerksamkeitsökonomie gibt es einen interessanten Versuch materialistischer Analyse von Raphael Wolter/Junge Welt: “Zwischen Kommerz und Widerstand – Fußball und Klassenkampf: Zur gesellschaftlichen Logik eines populären Spiels” Durchaus lesenswert und nur wenige Tage verfügbar, weil dann in einem Paywallarchiv beerdigt. In meinen Augen ist Wolters Materialismus allzu mechanistisch gedacht. Aufmerksamkeit ist zwar nicht physisch greifbar, aber eine reale Währung der Medienökonomie. So wie es unsere Daten in der Digitalökonomie sind, die derzeit die Machtverhältnisse auf dem Planeten nicht umstürzt (im Gegenteil), aber umgräbt und betoniert.
Null Reflexe zur »größten humanitären Krise der Welt«
Es ist ja – leider – schon bemerkenswert, wenn überhaupt ein deutsches Medium einen Pups zum Sudan lässt. Das sind aktuell – ein seltenes Gespann – der Deutschlandfunk und die Junge Welt. Der DLF interviewte gestern mitten in der Nacht (6.50 h) meinen alten Jungdemokraten-Freund Volker Perthes, dessen Stimme mir besorgniserregend brüchig klang, was aber auch am geäusserten Inhalt liegen dürfte:
“Sudan-Experte Perthes: Den Kriegsparteien muss man die Ressourcen entziehen – Laut Einschätzung des Politologen Volker Perthes werden beide Kriegsparteien im Sudan aus dem Ausland unterstützt, etwa von Ägypten. Erst wenn man ihnen Ressourcen wie Geld und Waffen entziehe, könne der Krieg gestoppt werden.” Audio 13 min.
Die gleiche Botschaft mit anderen Worten verkündet sehr kursorisch auch Luca Schäfer/Junge Welt, der regelmässig für die “News-Fabrik” (G. Kolonko) telepolis schreibt: “Sudan: Golfkapital am Nil – Sudan: Kriegsverbrechen von RSF-Miliz durch Vereinigte Arabische Emirate ermöglicht”. Auch dieser Text wird in einigen Tagen digital verschwinden.
Warum so wenig Lärm in der deutschen Aufmerksamkeitsökonomie über diese verbrecherischen Massenmorde? These: weil die hiesigen Herrschenden darüber noch glücklicher sind, als über die Menschenrechtsverbrechen des Despoten Erdogan (mit dem, das nur zur Erinnerung, schon die kürzlich hier in Bonn gefeierte Angela Merkel eifrig gedealt hatte). Denn wirkungsvoller können Flucht und Migration aus Südsudan, Somalia, Eritrea, Äthiopien, Ostkongo u.v.a. wohl kaum unterbunden werden. Warum also laut lamentieren? Die Waffenlieferanten und Diktatoren beider Seiten (Vereinigte Arabische Emirate einerseits, Ägypten andererseits) sind öffentlich proklamierte “beste Freunde” der hiesigen Herrschenden.
Lasst sie mal machen. Es trifft doch nur Schwarze und Moslems …
Update 3.11.
NRW-Liminski – zu schmerzfrei, zu blöd oder zu rechts?
Nathanael Liminski, NRW-Stastskanzleichef, kenne ich nicht persönlich. Als ich 1990 anfing im NRW-Landtag zu arbeiten, hiess der Amtsinhaber Wolfgang Clement. Roland Appel weiss mehr über den, und die Extradienstautoren Wolfgang Lieb und Christoph Habermann noch mehr als Roland. An Clement als Widerpart – ob in der Opposition, in der Koalition, oder sogar als Parteigenosse – konnte (und musste) mann wachsen. Anders war der nicht auszuhalten.
Wie mag es bei Liminski sein? Mir wird berichtet, dass er grüne Landtagsabgeordnete – auch rudelweise – am Nasenring durch die politische Arena zu ziehen vermag. Ob das mehr über die oder ihn sagt? Sagen Sies mir. Der Verdacht liegt nahe, dass er – schon allein um in dieses Staatsamt zu gelangen – nicht allzu blöd sein kann.
Also schmerzfrei und rechts? Als bekennender Christ mit all den SM-Faktoren dieser Religion sollte ihm Schmerz nicht fremd sein. Was also sagt das über ihn? Macht er also sähr gärne mit, als Lokomotive der »größten humanitären Krise der Welt«? Oder hat ihm nur eine*r eine Falle gestellt? Eine beliebte Düsseldorfer Gewohnheit.
Ich fürchte das Schlimmste.
Das heute erfolgte WDR5-Interview mit Volker Perthes hat er wahrscheinlich nicht mehr gehört: “Sudan: ‘Bürgerkrieg voll entflammt’ – Die RSF-Miliz hat die Stadt Al-Faschir im Sudan eingenommen und verübt Massaker an Zivilisten. ‘Es geht um Mord, Vergewaltigungen und Plünderungen’, sagt Politologe und Diplomat Volker Perthes – und erklärt die Hintergründe des Machtkampfs im Land.” Audio 6 min., 1 Jahr verfügbar.
Zitat des Tages :
"Die müssen ersetzt werden."
Patrick Sensburg, Chef des Reservistenverbandes der Bundeswehr, am Mittwoch gegenüber dem RND über die 1.000 getöteten oder verwundeten Soldaten an der »NATO-Ostflanke«, mit denen er im Kriegsfall pro Tag rechne
Ach nee 👀
Zitat des Tages :
"Das kann bei Auslandseinsätzen etwa bei der Kommunikation mit der lokalen Bevölkerung hilfreich sein."
Der private Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR) teilt am Donnerstag mit, warum die Bundeswehr mehr Menschen mit Migrationshintergrund mit ihren »interkulturellen Kompetenzen und Sprachkenntnissen« braucht.
mit Update Sonntagvormittag
Nur ein klitzekleiner szenischer Ausschnitt, der aber anschaulich und nachvollziehbar macht, warum der antifaschistische Widerstand in Deutschland schon einmal gescheitert ist: Christian Stappenbeck/Junge Welt: “Linke Publizistik: Späte Erfüllung – Für die »alte« Weltbühne der Weimarer Zeit standen die wohlbekannten Namen Tucholsky und Ossietzky. Wem aber verdankte die Leserschaft das Weiterbestehen ab 1933? Es waren Wilhelm S. Schlamm und Hermann Budzislawski. Geschichte einer lebenslangen Feindschaft”
Autor Stappenbeck, Vater der bekannteren Schauspielerin dieses Namens, benennt – und das zieht sich nicht unbedingt durch das ganze publizierende Medium – sowohl die Fehler der Sozialdemokrat*inn*en als auch der Kommunist*inn*en. Von denen die Betreffenden kaum geahnt haben dürften, dass sie über 60 Mio. Tote zur Folge haben sollten – durch den Sieg und die Verbrechen des deutschen Faschismus.
Diese Lektüre, die ich dringend empfehle, ist nur wenige Tage verfügbar, weil die Junge Welt sie dann in einem Paywallarchiv versenken wird.
Sind “wir” wieder auf ähnlichem Weg? Ich weiss es nicht. Was zu sehen ist – das ist sowohl kapitalismus- als auch faschismuskompatibel – ist eine Restrukturierung deutscher Oligarchie. Die aktuelle Politik der Bundesregierung ist allein daran ausgerichtet, und folgt – statt auch nur den Versuch zu unternehmen, das zu steuern – entsprechenden ökonomischen Impulsen.
Die angebliche Kompetenz der gewählten Politiker*nnen leuchtet der ziemlich verzweifelte Falk Steiner/heise aus: “Kommentar: Chatkontrolle – Ganz hartes Aufwachen für Anfänger – Die Bundesregierung schafft es nicht, die Stimmung im Land zu lesen. Wie sehr das Digitale politisch ist, lernt sie gerade per Crashkurs”.
Und den ökonomischen Strom erkennen Sie bei Sophia Zimmermann/heise: “Umbruch bei Aleph Alpha: Gründer geht, Schwarz-Gruppe rückt vor – Europas KI-Hoffnungsträger unter neuer Führung: Nach dem Rückzug von Gründer Jonas Andrulis übernehmen Manager mit enger Bindung zur Schwarz-Gruppe.”
Was hier unter der Regentschaft des “reichsten Deutschen” passiert, der heute schon Privateigentümer der Stadt Heilbronn ist, das hatte Thomas Knüwer schon vor einem Jahr kommen sehen.
Wird das CDU, CSU und AfD freuen? Wahrscheinlich muss es das. Besser als kalifornisch oder chinesisch ist es hingegen nicht im geringsten. Wenn es schlecht läuft, ist es weit schlimmer und gefährlicher. In Geschichte hatte ich eine 1.
Update Sonntagvormittag
Hören Sie ergänzend auch Roberto Simanowski/DLF (verärgernderweise wieder ohne nachlesbares Manuskript): “KI und Werte: Die Verbesserung der Welt durch die Hintertür der Technik – Künstliche Intelligenz lernt nicht nur Sprache, sondern auch Weltbilder. Zwischen ‘woken’ Maschinen, westlichem Werteexport und rechter Gegenwehr entbrennt ein Kulturkampf um die Frage: Wer bestimmt, was eine gerechte, neutrale KI ist?” Audio 30 min.
Weil das Manuskript online fehlt, hier das Zitat der ausführlichen Programmankündigung: “Künstliche Intelligenz lernt nicht nur Sprache, sondern auch Weltbilder. Zwischen ‘woken’ Maschinen, westlichem Werteexport und rechter Gegenwehr entbrennt ein Kulturkampf um die Frage: Wer bestimmt, was eine gerechte, neutrale KI ist?
Die Maschine ist höflich, hilfsbereit – und nicht neutral. Was wie ein technisches Detail anmutet, entpuppt sich als ideologischer Brennpunkt: Die Frage, welchen Werten KI-Sprachmodelle verpflichtet sein sollen oder verdeckterweise schon sind, führt mitten hinein in einen globalen Konflikt um Macht, Moral und kulturelle Deutungshoheit.
In einer Zeit, in der Konzerne wie OpenAI oder Meta sich bemühen, ihre Systeme ‘weniger links-liberal’ erscheinen zu lassen, wird deutlich: Künstliche Intelligenz ist nicht nur Werkzeug, sondern auch Weltbild – trainiert auf Sprachkorpora, gefiltert nach Wertmaßstäben, kuratiert von Entwicklerinnen und Entwicklern mit impliziten Haltungen.
Doch wessen Werte sollen zählen? Die Sorge vor einem westlich geprägten digitalen Kulturimperialismus trifft auf eine laute Reaktion aus den USA selbst: Rechte Stimmen werfen ChatGPT ‘Wokeness’ vor, sprechen von Zensur und Meinungslenkung, während Kritiker im globalen Süden die subtile Reproduktion westlicher Normen in KI-Systemen anprangern.
Zwischen algorithmischer Feinjustierung und gesellschaftlicher Fundamentaldebatte zeigt sich: Der Streit um KI ist längst ein Stellvertreterdiskurs über unsere Vorstellung von Gerechtigkeit, Freiheit und Zukunft. Technik wird zur Bühne – und zur Hintertür, durch die sich Weltverbesserung ebenso wie Weltanschauung schleichen kann.”
Simanowskis Schlussbemerkungen (im Audio) werden bildhaft unterstrichen durch diesen “Monitor”/WDR-Beitrag: “Die Macht der Tech-Giganten: Trumps Waffe gegen Europa – Deutsche Behörden und Unternehmen sind fast vollständig abhängig von US-Tech-Giganten wie Microsoft, Google oder Amazon. Für US-Präsident Donald Trump ist das eine mächtige Waffe in möglichen Handelskriegen. Im schlimmsten Fall droht Deutschland und Europa ein ‘digitaler Blackout’. Experten warnen davor, dass Deutschland gegen solche Angriffe nicht gewappnet ist.” Video 10 min.
Wie oben schon bemerkt: “vollständig abhängig” von “deutschen” Oligarchen zu werden, ist nicht die Lösung, sondern verschlimmert die Lage eher noch. Ist auch nicht die Intention der Autor*inn*en.
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#Generalstreik in #Griechenland:
Aufstand gegen »Sklavenarbeit«
Die vielen zehntausend Lohnabhängigen, die am Mittwoch in Athen und anderen Großstädten auf die Straße gingen, sehen das allerdings anders. Statt die Einkommen zu erhöhen und den Menschen endlich ein würdiges Arbeits- und Familienleben zu ermöglichen, zwinge die Regierung die Beschäftigten in Industrie, Einzelhandel und Landwirtschaft zurück in eine Lohnknechtschaft