A-Piece-of-History-every-day 2025 – Teil 7 (Gergovia und Alesia)
Keine Sorge, es soll gar nicht wirklich um eine Geschichtsstunde um die Schlachten von Gergovia und Alesia gehen. (Aber lest gern De Bello Gallico). Sondern um effektives und effizientes Worldbuilding. Die Asterix-Comics von Coscinny und Uderzo sind darin nämlich eine absolute Meisterklasse! Sowohl im Mikro- als auch im Makrokosmos. Und die Welt wird dabei mühelos und nachhaltig erklärt und aufgebaut.
Der Makrokosmos
Ganz Gallien ist von den Römern besetzt. Ganz Gallien? Nein.
Die Prämisse von Asterix ist genial einfach und direkt für Rollenspiel nutzbar. Die ganze Welt wird unterdrückt und nur eine kleine Gruppe leistet Widerstand. Das könnte auch Star Wars oder ein Cyberpunk-Szenario sein. Für sich allein stehend ist die Weltbeschreibung extrem dystopisch und wirkt nahezu ausweglos. Asterix geht das ganze natürlich sehr humorvoll an. Trotzdem kann/soll/darf die Grundprämisse nicht umgestoßen werden. Die Gallier werden es nie schaffen, die Welt von den Römern zu befreien, obwohl das vermutlich dank Zaubertrank in ihrer Macht läge. Aber das würde das „Setting“ kaputt machen.
Die Protagonisten ziehen immer wieder aus, um den Leuten, die unter der Unterdrückung leiden, beizustehen. Wir haben eine tolle, episodische Spielwiese vor uns, die immer wieder auf einen bekannten Feind zurückgreifen, aber die Schauplätze beliebig wechseln kann. Das ist brilliant.
Der Feind ist nicht gesichtslos, sondern hat mit Julius Cäsar ein extrem scharfes Profil (dass auch auf Münzen besonders beeindruckend aussieht). Es gibt ehrgeizige Römer ebenso wie die, die keinen Ärger und einfach nur nach Hause wollen. Das ist immens wichtig und wird sehr oft vergessen.
Die Schauplätze sind stark überzeichnet. Wenn die Gallier in England sind, wird dort natürlich Tee getrunken, auch wenn es absoluter Anachronismus ist. Man versteht innerhalb von 3 Sätzen, wie die Region „tickt“, in der sich die Protagonisten aufhalten. Das ist zwar reduktiv aber sehr gut für episodisches Spiel.
Die Welt hat einen einfachen, einprägsamen und starken Hintergrund. Hier kommen Gergovia und Alesia ins Spiel. Wir wissen, die Gallier blicken voller Stolz auf Gergovia, wo die Gallier die Römer vernichtend schlugen und berufen sich auf diese „Tradition“. Sie hassen es, an Alesia erinnert zu werden, als ihr Anführer Vercingetorix seine Waffen niederlegen und ganz Gallien (nicht ganz) an Cäsar übergeben musste. Gergovia = gut, Alesia = schlecht. Das ist unfassbar effektives Worldbuilding. Es gibt den Galliern zwei gemeinsame, kulturelle Erinnerungen, die sehr kraftvoll sind.
Der Mikrokosmos
Das kleine gallische Dorf ist ein exzellentes Beispiel für eine Home-Base im Rollenspiel. Jede Episode startet dort und fast jede Episode endet dort auch wieder. Und zwar mit dem rituellen Festbankett.
Generell passieren in dem Dorf immer wieder die gleichen Dinge. Verleihnix streitet sich mit Automatix, Majestix fällt vom Schild und fürchtet sich vor Gutemine, Troubadix darf nicht singen und Methusalix ist alt. Das ist keine Schwäche, sondern eine Stärke. Die Home Base soll Sicherheit geben und ein Ankerpunkt sein. Das ist sie, weil sie sich nicht verändert, egal was die Gallier auf ihren Abenteuern außerhalb des Dorfes erleben.
Es gibt noch ein paar mehr Charaktere mit Namen im Dorf, aber die sind deutlich weniger wichtig. Asterix gelingt es, mit sehr wenigen Charakteren eine glaubhaftere Siedlung darzustellen als vielen Romanen auf hunderten von Seiten. Wir als Leser und Leserinnen sind sehr nah dran am täglichen Geschehen. Das kleine gallische Dorf hat nichtmal einen Namen! Und trotzdem ein irre scharfes Profil.
Nun ist es für Rollenspiel keine neue Erkenntnis, dass man einigen NPCs ein Profil und Beziehungen geben sollte, um eine Siedlung lebendig zu machen. Aber wie oben erwähnt: Asterix ist hier eine absolute Meisterklasse!
Wenn euch in der Literatur irgendeine Siedlung mit besserem Profil als das kleine gallische Dorf bekannt ist, sagt mir gern Bescheid. Ich bin gespannt!
-Seba
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