Ach Leute, wir müssen mal wieder über die Sache mit den Bildbeschreibungen reden. Na ja, eigentlich eher über das Drama, das daraus gemacht wird. Nein, ich meine nicht Hollywood-reif mit Explosionen und Lovestory, sondern diese traurige Reality-Soap hier im Internet.
Denn offenbar gibt’s da draußen eine erstaunlich große Anzahl an Menschen, die sich zur heiligen Inquisition berufen fühlen und Menschen direkt angehen, sobald jemand einen Post mit Grafik, aber ohne Bildbeschreibung hochlädt. ZACK – Urteil gefällt: ‚Egoistisch! Selbstgerecht! Wahrscheinlich auch noch jemand, der beim Rewe an der Kasse vordrängelt!‘
Klar, ich finde das auch nicht gerade das Sahnehäubchen der Inklusion, eher so die labbrige Salatgurke im Fastfood-Menü der Rücksichtnahme. Aber gleich mit Mistgabeln und Fackeln losrennen? Ernsthaft?
Was mich besonders "beeindruckt": Manche feiern sich regelrecht dafür, dass sie diese "Unmenschen" blocken. Da wird geblockt, was das Zeug hält – als gäbe es Bonuspunkte auf Karma oder wenigstens ein gratis Filterkaffee bei der nächsten Moral-Olympiade.
Spoiler: Gibt’s nicht.
Und ganz ehrlich, nur weil jemand keine Bildbeschreibung postet, ist die Person noch lange kein schlechter Mensch. Vielleicht hat sie einfach eine... sagen wir... zutiefst bekloppt beschränkte Einstellung zu genau diesem einen Thema. Kommt vor. Haben wir alle mal irgendwo. Manche halt beim Thema Inklusion, andere bei Ananas auf Pizza.
Aber, wir leben glücklicherweise in einem Land, in dem Meinungsfreiheit noch was zählt, auch wenn das für manche anscheinend nur gilt, solange die Meinung in ihr Weltbild passt. Ich kann diese verschiedenen Sichtweisen tolerieren.
Tolerieren heißt aber nicht, dass ich’s gut finde. Emotionale Zen-Meisterschaft habe ich nämlich noch nicht freigeschaltet, danke der Nachfrage.
Was mich aber WIRKLICH wütend macht?
Diese übertrieben coolen, sarkastisch grinsenden Gestalten, die sich dann auch noch unter der Gürtellinie über Menschen lustig machen, die sich aktiv für Barrierefreiheit einsetzen.
Wow. Ganz großes Kino. Da stehen die Argumente auf dem Niveau einer matschigen Socke im Regen, und trotzdem fühlen sich einige wie intellektuelle Freischwimmer auf Weltrettungsmission.
Und warum? Weil sie offenbar aus Prinzip gegen alles sind, was andere mit Überzeugung tun. Kennt man schon. Das waren dieselben Leute, die in der Pandemie „ICH LASS MIR MEINE FREIHEIT NICHT NEHMEN!“ geschrien haben, während sie auf dem Weg zum Aluhutbastelkurs waren.
Also nochmal zum Mitschreiben:
Ja, ich finde Posts mit Grafiken ohne Bildbeschreibungen ausgrenzend und selbstgerecht. Nein, ich finde es nicht in Ordnung, Menschen persönlich anzugehen, weil sie keine Bildbeschreibung machen. Das ist übergriffig, respektlos und meist völlig daneben. Man kennt die Leute ja nicht, man weiß nicht, was dahinter steckt. Vielleicht Faulheit, vielleicht Unwissen, vielleicht einfach ein beschissener Tag => Dazu bitte auch den Kommentar von @sandfrog https://fedimonster.de/@sandfrog@social.grautier.eu/114522758827017102 beachten.
Alles nur Mutmaßung. Und was passiert bei Mutmaßungen? Genau, man landet im guten alten Schubladendenken.
Was man stattdessen tun kann?
Sich generell für Bildbeschreibungen starkmachen, laut, sichtbar, klar. Aber ohne dabei Brücken abzufackeln, die man eigentlich bauen sollte.
Und wer sich über Aktivist*innen auf billigstem Niveau lustig macht, ist schlicht unsympathisch. Da braucht man keinen moralischen Zeigefinger. das erledigt die eigene Ausstrahlung ganz von selbst.
Denk mal drüber nach. Oder auch nicht. Aber beschwer dich dann bitte nicht, wenn du in der nächsten Debatte wieder am Kindertisch sitzt.
#Bildbeschreibungen #SagIchTrotzdem