Eine Hausaufgabe
Eine Freundin schickte mir das Bild im Anhang zu. Das war eine Aufgabe für die Tochter in der 7. Klasse des lokalen Gymnasiums:
Absolutismus vor der Haustür
PRÄSENTATION:
Informiere dich über die Porzellandmanufaktur Kupfermühle Flensburg (1687), die Fayence Manufaktur Schleswig (1755) und die Fayence Manufaktur Rendsburg (1764).
Wähle eine Manufaktur aus und erstelle eine kleine Collage, die die Geschichte, die Produkte und Arbeitsweise sowie die Bedeutung der Manufaktur für die Region darstellt.
Was erinnert heutzutage noch an die Manufakturen aus dem 17./18. Jahrhundert?
Die Tochter kam zu Ihr, da sie nix zu Porzellanherstellung in Flensburg finden konnte. Und sie sollte sich doch darüber informieren. Das kann ich sehr gut nachvollziehen, denn Porzellan in Flensburg im 17. Jahrhundert wäre eine echte Sensation von Weltrang:
Am 15. Januar 1708 gelang es dem Apotheker Johann Friedrich Böttger und Ehrenfried Walther von Tschirnhaus in der Jungfernbastei der Festung Dresden, das erste europäische Hartporzellan zu erzeugen.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Porzellan#Die_Erfindung_des_europ%C3%A4ischen_Hartporzellans
Fayencen, ja die kann es geben, aber kein Porzellan ist zu der Zeit dokumentiert. Fayence ist Ton (porös) mit Glasur (dann wasserdicht), 2x gebrannt (erst der Ton und dann die Glasur) und dickwandig. Porzellan ist eine besondere Mischung von Kaolin, Feldspat und Quarz, mit einem 1300ºC Brennprozeß, gesintert, ohne Glasur wasserdicht und kann so dünn geformt werden, daß es durchscheinend ist.
Die Manufakturen in Rendsburg und Schleswig erzeugen Fayencen, an der Grenze zur Entdeckung der Porzellanherstellung, haben meines Wissens aber auch nie Porzellan hergestellt.
Schon von der Logik her, macht es wenig Sinn, dass sich eine Kupfermühle mit dem Thema beschäftigt. Der Overlap zwischen beiden Produktionstechniken ist eher gering. Auch die Geschichte der Mühle gibt wenig Anlass an eine solche Verwendung zu glauben.
Die Frage macht wenig Sinn und ich fragte mich an der Stelle, ob da nicht eine Halluzination in der Aufgabe gelandet ist. Der Schreibfehler im Text spricht eher dagegen.
Interesant ist in dem Kontext, dass Schülerinnen und Schüler durchaus Texte mit Bezug auf eine "Porzellanmanufaktur Kupfermühle Flensburg" abgaben und diese auch Bilder von dort erzeugten keramischen Produkten enthielten. Hier steht durchaus zu erwarten, dass diese Antworten mit der KI erzeugt wurden und dort Halluzinationen einfach zu weiteren Halluzinationen geführt haben.
Mein Text hier soll kein Dissen der Lehrerin sein. Ich fände es toll, wenn man genau daraus ein "teachable moment" macht, der vor allem auf zwei Punkte abzielt:
- Es ist absolut legitim die Annahmen einer Aufgabe in Frage zu stellen.
- Eine KI kann falsche Ausgaben erzeugen. Die Wahrscheinlichkeit dafür steigt enorm an, wenn man falsche Annahmen in diese hineinsteckt.