Unsere Städte sind so geplant, dass Kinder in Warnwesten als legitime Lösung erscheinen.

@matthiasdrexel Wohne ggü einer Grundschule, bin jedes einzelne Mal schockiert, wenn ich die Kids in Warnwesten sehe.

Wieso stellt das niemand/die wenigsten infrage?

@somlu1968 Grundschule ist nochmals eine andere Liga. Hier kenne ich das nur von Kindergärten
@matthiasdrexel @somlu1968 aber geht es bei Kindergärten nicht eher darum, dass die Erzieher zum Beispiel auf dem Spielplatz ihre Gruppe im Auge behalten können. Hätte man sich auch auf gleichfarbige T-Shirts einigen können.
@matthiasdrexel Ich glaube nicht, dass Kindergruppen in anderen Ländern, die eine weniger autolastige Verkehrsinfrastruktur haben, immer ohne Warnwesten vor die Tür gehen. Wenn wir nicht Autos komplett abschaffen, wird es Begegnungen mit zu Fuß Gehenden geben, bei denen ein bisschen zusätzliche Sichtbarkeit nicht unhilfreich ist. Abgesehen davon können Kinder auch Radfahrenden oder anderen Verkehrsmitteln in die Quere kommen (bzw. umgekehrt). Zudem helfen Warnwesten dem Personal, auf einen Blick zu erkennen, welche Kinder zu ihrer Gruppe gehören. Insofern fällt es mir ein bisschen schwer, mich über Warnwesten aufzuregen.

@SaySimonSay
Du glaubst, dass es weltweit keine Kinder gibt, die nie ohne Warnweste rausgehen?? Das ist doch ein bisschen sehr pessimistisch.

Ein Beispiel, meine Kinder, in Wien. Die sind im Kindergarten mit Warnweste auf Ausflüge gegangen, aber eher weil der Kindergarten viele kleine Warnwesten mit Logo gekauft hatte, die auch verwendet werden wollten. Da gab's auch andere Kindergärten mit gleichen kleinen Rucksäcken mit Logo für die Kinder, oder kleinen Kappen.

In der Schule oder Nachmittagsbetreuung oder sonst irgendeiner Gruppenaktivität seit sie sechs Jahre alt sind tragen sie nie Warnwesten. Und privat schon gar nicht.

Wer ein in knalligen Farben gekleidetes Kind mit reflektierender Tasche nicht sieht, wird das selbe Kind mit zusätzlicher Warnweste auch ignorieren. Das ist pure Täter-Opfer-Umkehr.

@matthiasdrexel

@dasgrueneblatt Nein, das ist ein Missverständnis. Ich glaube, dass Gruppen von (Klein-)Kindern auch dann häufig (aber natürlich nicht immer) Warnwesten tragen, wenn sie in Gebieten unterwegs sind, in denen kein (motorisierter) Verkehr stattfindet. Es verdeutlicht die Gruppenzugehörigkeit, auch für andere, und erhöht die Sichtbarkeit in unübersichtlichen Situationen. Das ist ja erst mal nichts Schlechtes.

Ich finde es ein bisschen heftig, jede Person, die einen Unfall mit einem Kind verursacht, als 'Täter*in' zu bezeichnen. Kinder verhalten sich im Verkehr oft relativ unberechenbar. Und sie sind nicht immer in knalligen Farben gekleidet (wo eine zusätzliche Warnweste in der Tat nicht viel helfen würde). Wenn ich gerade mit dem Fahrrad um die Ecke komme, wenn ein Kind auf die Straße springt, bringt auch die Warnweste nichts mehr. Aber in einer anderen Situation habe ich eventuell noch eine Sekunde mehr Zeit zum Reagieren, wenn ich einen orangefarbenen Punkt im Augenwinkel sehe.

Insofern denke ich: Es ist eine kleine Sache, die auch in einer menschenfreundlich geplanten Stadt ein paar Vorteile bieten kann, wenn man mit einer Gruppe von Kindern unterwegs ist.

@matthiasdrexel

@SaySimonSay
Du bist in Deutschland? Ich kenne nur die österreichische Gesetzeslage, aber die ist eindeutig:

§3 (2) StVO" Der Lenker eines Fahrzeuges hat sich gegenüber Personen, gegenüber denen der Vertrauensgrundsatz gemäß Abs. 1 nicht gilt [Anm: das sind u.a. alle Kinder], insbesondere durch Verminderung der Fahrgeschwindigkeit und durch Bremsbereitschaft so zu verhalten, daß eine Gefährdung dieser Personen ausgeschlossen ist."

Wenn eines so schnell um die Ecke kommt, dass es nicht mehr bremsen kann, falls hinter der Ecke jemand ist, dann ist das "der Täter".

Wenn eines so schnell fährt, dass nur mehr knallorangefarbene Dinge rechtzeitig wahrgenommen werden können, dann ist das bei einem Zusammenstoß "der Täter", und es haben nicht alle nicht-knallorangenen automatisch Teilschuld. Und Kinder schon gar nicht, weil siehe oben.

Für Kinder gilt nach der österreichischen StVO sogar ein "unsichtbarer Schutzweg", also es ist sozusagen überall Zebrastreifen und sie dürfen überall drübergehen (dass das nicht so gelebt wird, ist die andere Seite).

@matthiasdrexel

@dasgrueneblatt In Deutschland steht so was Ähnliches in der StVO:

§3 (2a) "Wer ein Fahrzeug führt, muss sich gegenüber Kindern, hilfsbedürftigen und älteren Menschen, insbesondere durch Verminderung der Fahrgeschwindigkeit und durch Bremsbereitschaft, so verhalten, dass eine Gefährdung dieser Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen ist."

Ich will daraus keine Grundsatzdiskussion machen, aber man könnte argumentieren, dass Warnwesten genau dazu beitragen, dass ich so früh wie möglich erkenne, dass dort eine Gruppe ist, bei der ich mich entsprechend verhalten muss.

Aber wie gesagt, muss keine Grundsatzdiskussion werden, insofern okay für mich und schönen Abend noch.

@matthiasdrexel

@SaySimonSay @dasgrueneblatt @matthiasdrexel ich finde ihr habt beide valide Punkte.
Ich finde nicht, dass es einen irgendwie aufregen sollte, wenn Menschen Warnweste tragen wollen oder nicht, ist letztlich sowas wie die Helmdebatte light. Trotzdem ist Fakt, dass die derzeitige Infrastruktur weniger Verkehrssicherheit für nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmende bietet und das den einzig richtig wirkungsvollen Hebel darstellt, etwas zu ändern.
@SaySimonSay @matthiasdrexel
Aufregung über #Kleinkinder in #Warnwesten ist nicht der Punkt, diese sind so sinnvoll oder so sinnlos wie #Fahrradhelme. Die Aufregung gilt dem Design der #Verkehrsinfrastruktur, die genau deinen Reflex als sinnvoll erscheinen lässt. Damit halsen wir Kindern ein Bringschuld auf, während jeder Trottel, der mit 18 zum Führerschein einen Sehtest absolviert hat, noch mit 95 und 3/4-blind mit 3to Stahl und 400PS frei zwischen diesen Kindern herumdüsen darf.
@Josef_K_Punkt @SaySimonSay @matthiasdrexel gebe dir ja recht, dass es auch anders schön wäre. Ich trage mit Vorliebe Rucksack und Jacken, die von anderen als „grell“ empfunden werden. Lange war mir das nicht bewusst, seit ich Kinder habe, mache ich es aber absichtlich als Vorbildfunktion und auch damit niemand, der mich mal totfährt, sich mit „konnte ich nicht sehen“ rausreden kann.
Abgesehen von Verkehrsplanung und -Infrastruktur finde ich es in der dunklen Jahreszeit sogar als Fußgängerin krass, wie „unsichtbar“ sich viele Mitmenschys kleiden. Eher Ninja als Verkehrsteilnehmer.

@nerdfall Ich wundere mich darüber, dass andere Verkehrsteilnehmende von manchen offenbar nur als Wahnsinnige wahrgenommen werden, die es in Kauf nehmen, ohne Rücksicht und mit Höchstgeschwindigkeit andere tot zu fahren. Die allermeisten möchten, egal mit welchem Verkehrsmittel sie unterwegs sind, niemanden umfahren. Verkehrsinfrastruktur ist dabei ein wesentlicher Aspekt, um gefährliche Begegnungen zu vermeiden. Und wir sind uns einig, dass die in vielen Ländern nicht gut ist.

Aber Kinder sind Verkehrsteilnehmende, die sich etwas anders verhalten als viele andere. Insbesondere in Gruppen ist das Verhalten oft nicht vorhersagbar. Und egal, wie gut die Infrastruktur ist, wird es immer Begegnungen von Verkehrsteilnehmenden geben. Wenn man dann eine Situation entschärfen kann, indem man (kleine) Kindern Warnwesten tragen lässt, finde ich das okay (noch abgesehen von den anderen Vorteilen, die solche Westen bieten, wenn man mit Gruppen unterwegs ist).

@Josef_K_Punkt@sueden.social @matthiasdrexel

@SaySimonSay Mein Menschenbild ist zwar grundsätzlich positiver. Aber die vorhandenen wenigen „Wahnsinnigen“, Senilen und Rücksichtslosen sind leider genauso Teil des Problems, wie die Infrastruktur.Also wirklich in die Augen schauen und dem Radfahrer die Vorfahrt nehmen, bei Rot über die Ampel brettern, egal ob da schon Fußgänger grün haben und gehen oder vor Zebrastreifen extra Gas geben.
Es gibt sie, leider.
Da hilft aber auch keine Warnweste o.ä.

@matthiasdrexel

@matthiasdrexel "geplant"? eher "ungehindert wuchern lassen"
@dasgrueneblatt naja. Viele Planungen sind schon Absicht. Wie zB der von mir hier schon oft genannte Spielplatz am Musilplatz der einfach meinen geregelten Zebrastreifen hat. Und als er wegen einer Baustelle einmal kurz einen hatte, war der schneller wieder weg als die Baustelle...

@matthiasdrexel Das mit dem Zebrastreifen ist arg.

Ich glaub aber schon, dass hinter der schauderhaften Entwicklung zur "autogerechten Stadt" in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kein bewusst kinderfeindlicher* Masterplan gesteckt hat.

Aber leider reicht es ja völlig, bei ungleicher Machtverteilung den Dingen ihren Lauf zu lassen.

* menschen-, tier-, pflanzen-. lebenssfeindlich, stinkig, grauslich, giftig, hässlich und überhaupt

Fahrraddemo und Gedenkmarsch nach tödlichem Unfall in Hürth

Nach einem tödlichen Unfall Anfang Juni in Hürth demonstrieren am Mittwoch viele Menschen am Unfallort. Der solle sicherer werden.

wdr.de
@Kampfteppich @matthiasdrexel In Deutschland tragen Kitakinder und Grundschulkinder immer Warnwesten. Weil wir eine für Kinder höchstgefährliche Infrastruktur für Autos geschaffen haben. 🤬😡😢
#50Kinder 😥