„»Ich will dir etwas verraten, was du aber keinem erzählen darfst. Kannst du ein Geheimnis für dich behalten?«

Das Mädchen nickte heftig.

»Weißt du, ich war nie der Beste in meiner Klasse. Da gab es immer ein paar Mädchen und Jungen, die viel besser waren als ich. Aber das darfst du keinem weitererzählen. Versprochen?«

Die Kleine nickte. Sie starrte ihn an und fragte so leise, dass man sie kaum verstehen konnte: »Warum sind Sie dann der Präsident geworden und nicht der Klassenbeste?« “

Fängt gut an. Das #Narrenschiff von #CristophHein.

#DDR #Geschichte

2/ Bin jetzt so in der Mitte vom #Narrenschiff von #ChristophHein. Ist ganz gut.

Es geht auch um die verschiedenen Aufstände im Ostblock.

In Wikipedia steht zum Posener Juni 1956:

„Dennoch sind die Ereignisse des Posener Juni, wie die Erhebung auch genannt wird, in Westeuropa und dem Rest der Welt relativ unbekannt.“

Davon wusste ich allerdings auch nichts. DDR, Ungarn, CSSR, ja. Polen war nicht bei mir angekommen. 1981 schon. Da war dann auch die Grenze nach Polen dicht. 1984 sind die ersten wieder gefahren.

https://de.wikipedia.org/wiki/Posener_Aufstand_(1956)

Posener Aufstand (1956) – Wikipedia

3/ Über einen Ökonomieprofessor im ZK der SED: „Emser hatte überdies geäußert, die private Motorisierung der gesamten Bevölkerung, sei eine Fehlentwicklung, ein höchst überflüssiger und schädlicher Luxus, der die Natur beeinträchtige und die Umwelt zerstöre. Für ihn war das private Auto eine Ausgeburt kapitalistischen Gewinnstrebens.“

Er hat sich gegen Autos ausgesprochen und ist damit fast in Ungnade gefallen.

#Narrenschiff

4/ Ha ha, den kannte ich noch nicht.

„die Deutschen sind die Erben von Karl Marx, die drüben haben „Das Kapital“ bekommen und wir „Das Elend der Philosophie“.“

#DDR #Narrenschiff #ChristophHein

5/ Das ist einfach sehr gut. Wenn jemand wissen möchte, wie die #DDR war, dann soll er oder sie das #Narrenschiff von #ChristophHein lesen. Er begleitet einige Familien durch die gesamte DDR-Zeit. Es werden sehr schön die Zwänge geschildert. Parteimitgliedschaft, Ersatzparteimitgliedschaft in einer der Blockparteien. Zensur, Gängelung, wie Menschen in die Partei reingekommen sind und dann ihr Wohlstandslevel halten wollten und sich auf Unanständigkeiten eingelassen haben.

Eine #AnneRabe wird nie solche Romane schreiben können. Da ist sie gaaaaanz weit weg davon. Mehrere Jahrzehnte und mindestens die Distanz Wismar Berlin. Und ihre Eltern waren systemtreu, Christoph Hein war auf der anderen Seite.

Na, egal.

In der Mitte des Buches steht ein Hinweis, dass die folgenden vier Seiten im Gegensatz zum restlichen Buch nicht verbürgt sein. Da geht es um die Tochter von Walter Ulbricht. Wenn also der Rest verbürgt ist, wüsste ich gern, wer die Personen waren.

Markus Fuchs ist einfach und lustig.

Aber wer war der Ökonomieprofessor? Wer der Shakespeare-Experte?

Weiß das jemand?

Auf alle Fälle ein #Lesetipp!

6/ Schade, dass es schon vorbei ist. Also nicht die #DDR, sondern der Roman über die #DDR von #ChristofHein: #Narrenschiff.

Was mich etwas erstaunt hat: Dieses Buch scheint nie ein*e Lektor*in in der Hand gehabt zu haben. Ich habe extra noch mal nachgeguckt: #Suhrkamp und dann einer von vielen Roman von Christoph Hein auf der #SpiegelBestsellerliste. Wieso hat weder der Autor noch der Verlag das Buch noch mal durchgelesen, bevor es in den Druck ging?

Es geht alles vor die Hunde …

Wenn Ihr wollt, kann ich Beispiele liefern.

@stefanmuelller

Klar, wollen wir!

Meinst du solche Klopper, wie von bzw. bei Hoyer, dass das Grundgesetz bereits 1933 galt und dem Bundespräsidenten Notstandsbefugnisse einräumte, von denen Hindenburg Gebrauch machte, obwohl er Reichspräsident war?

Irgendwie schwer vorstellbar, wie solche Fehler überhaupt passieren können. Und auch, dass man konkret diese beim Korrekturlesen nicht wahrnimmt. Bei vielen anderen wäre ich dagegen eher sehr gnädig. Wenn die Informationsaufnahme und -verarbeitung bei jemanden sehr Fehlertolerant ausgelegt ist, fällt es natürlich umso schwerer, jeden auch noch so irrelevanten Fehler zu finden...

@stefanmuelller

hat jetzt nichts direkt mit Heins Roman zu tun:

Im Original lautet der Satz bei Hoyer übrigens:

"An increasingly feeble-minded Hindenburg agreed and used the emergeny powers that Article 48 of the constitution afforded the German President to sign the infamous Reichstag Fire Decree. "
(lt. zugänglicher Wiedergabe beim Unternehmen des "Teufels", aber für solche Zwecke kann man es vielleicht ganz gut nutzen)

Und DeepL liefert eine ebenso gute Übersetzung wie das Übersetzer-Duo von Hoyer: Franka Reinhart, Henning Dedekind.

Spontan hatte ich gedacht, da haben es sich die Übersetzer aber sehr einfach gemacht und ein Übersetzungsprogramm die Arbeit für sich machen lassen. Aber es ist auch nicht auszuschließen, das es anders herum ist. Denn Übersetzungsprogramme berücksichtigen inzwischen auch tatsächliche Übersetzungen und passen sich diesen an. Aber eigentlich ist auch egal bzw. ein Henne-Ei-Problem. Wie vermutlich auch sonst bei der sog. KI....

@stefanmuelller

und wenn ich schonmal dabei bin:

Für Hoyer ist die Weltzeituhr ein turret.

Man muss den "Übersetzern" dankbar sein, dass sie daraus keinen Revolver, sondern nur einen Turm gemacht haben.

Nichts gegen den Einsatz von Tools, aber auch wie beim Hammer und Meißel, mit denen man auch filigranste Kunstwerke schaffen kann: es kommt darauf an, wie man mit diesen umgeht.

@peer Ah. Irgendwie war ich erschüttert, dass die Historikerin was vom Grundgesetz geschrieben haben soll. Aber das waren die Übersetzer*innen. Aber man würde ja auch denken, dass die Autorin das nochmal liest, bevor es in den Druck geht. Das hätte sie sicher gemerkt.

Bei Hein ging es nicht um inhaltliche Fehler, sondern um Formulierungsfehler, falsche Pronomina, falsche Großschreibung. Dinge, die normalerweise der Lektor fängt.

@stefanmuelller Ich habe einige Zweifel. Vielleicht habe ich etwas überlesen, aber es ist eine spezielle soziale Gruppe, die in dem Roman herumläuft. Nicht repräsentativ für die DDR-Bevölkerung, und einige Probleme sind eher Luxus-Probleme.
Und ich hab selten einen Roman kennen gelernt, wo ich mich wirklich mit keiner der Figuren identifizieren konnte. Schade.

Okay, ich bin aus dem Westen und insofern kein Experte; ich habe aber in den Osten hineingeheiratet, und meine Frau sieht es ähnlich.

@stefanmuelller Ich lese jetzt Der Turm.
@JanetGrBr Der Turm ist sehr gut. Sein Autor ist inzwischen leider auf Abwege geraten. Also lieber in der Bibliothek ausleihen. Geht auch digital.

@stefanmuelller Ich habe es gebraucht bei Rebuy gekauft.

Übrigens finde ich das Buch nicht sehr gut geschrieben. Besonders die kursiv gedruckten Teile sind fast unlesbar.

@stefanmuelller

Ja, Markus Fuchs ist Markus Wolf, offenbart Hein in einem Spiegel-Interview.
https://www.spiegel.de/kultur/christoph-hein-ueber-den-osten-von-der-ddr-wird-nichts-bleiben-sie-wird-vergessen-werden-a-2358a728-5146-4e6c-8349-10a2c0b87522

Und darin stellt Hein es so dar, dass er Wolf erst nach 1989 (!) kennengelernt hat und sie sich ein paarmal (!) getroffen haben.

"SPIEGEL: Haben Sie sich das ausgedacht?
Hein: Nein, so war es.
SPIEGEL: Woher wissen Sie das?
Hein: Markus Wolf hat es mir erzählt."

Wolf als "Tschekist" der alten Schule aka "Kämpfer für den Frieden" bürgt quasi mit seinem guten Namen!

Wobei ich keinen Grund habe, den Sachverhalt, um den es in dem Interview geht, anzuzweifeln.

Aber ansonsten halte ich die Argumentation ganz grundsätzlich für ziemlich naiv.

Autor Christoph Hein über den Osten: »Von der DDR wird nichts bleiben. Sie wird vergessen werden«

»Das Narrenschiff«, so nennt Christoph Hein die DDR in seinem neuen Roman. Hier spricht der Autor über den Irrsinn der ostdeutschen Wirtschaftspolitik und wie es war, mit dem Chef des Auslandsgeheimdienstes Kaviar zu löffeln.

DER SPIEGEL