Es geht nicht nur um Sprache. Diese Regierung bekämpft queere Sichtbarkeit und damit queere Existenz. [1]
Mit Verboten und aggressiven unsachlichen Kampagnen gegen geschlechtergerechte Sprache werden queere Menschen staatlicherseits (!) zurück in die Unsichtbarkeit gedrängt. Nicht-binären / agender Menschen wird mindestens indirekt die Existenz abgesprochen. Ihre (sprachliche) Sichtbarkeit wird als gesellschaftlichsschädlich markiert.
Die Kampagnen gegen Regenbogenfahnen senden ziemlich unverhohlen dasselbe Signal: Wir wollen euch nicht im öffentlichen Raum sehen. Eure Sichtbarkeit ist unnötig / schädlich / undemokratisch / wasauchimmer.
Das ist keine Scheindebatte und kein Nebenschauplatz, den man als linke Person einfach ignorieren kann. Das ist aggressiver rechter Kulturkampf auf Kosten von eh schon marginalisierten Menschen. Das gefährdet Menschen, die eh schon prekär leben. Das befördert stochastische Gewalt.
Zugegebenermaßen geht es dabei *auch* um politische Ablenkungsmanöver, und es ist auch richtig, nicht über jedes hingehaltene Stöckchen zu springen. Die ostentative Coolness, mit der viele Linke solche queerfeindlichen Kampagnen durch souveräne Gleichgültigkeit wegignorieren wollen, finde ich trotzdem ernüchternd.
Wenn deine eigene Existenz nicht in Frage gestellt wird, kannst du vielleicht gelassen wegschauen und hoffen, dass das alles von selbst verschwindet. Das ist aber eine verdammt privilegierte Perspektive. Solidarität sieht für mich anders aus.
[1] Ich nenne nicht nur die Union, weil ich vonseiten der SPD nicht wirklich aktiven Widerspruch beobachte.