@afelia
Sich mit Situationen zu befassen, die man nicht aus eigener Kraft in absehbarer Zeit verändern kann: Darüber kann man (auch körperlich) krank werden.
Und wenn das dann noch faschistoide Situationen sind, welche das Ziel haben, die Gesellschaft zu ihrem Nachteil zu verändern (z.B. Project 2025), so ist man als einzelne Person zudem noch machtlos.
Nicht so machtlos, wie's auf den ersten Blick erscheint. Dazu ein passendes Zitat von einer großen System-Denkerin:
"We can't impose our will on a system. We can listen to what the system tells us, and discover how its properties and our values can work together to bring forth something much better than could ever be produced by our will alone."
- Donella H. Meadows, Thinking In Systems: Eine Einführung (Deutsch: Die Grenzen des Denkens).
@afelia
Ich fürchte allerdings, dass eine systemkritisch Analyse etwas arg Anspruchsvolles ist, dass nicht nur das System "Presse" (was auch immer mit diesem ebenfalls in Auflösung befindlichen Begriff gemeint sein kann) überfordert ist, sondern ich könnte z.B. Luhmann-artige Sachstandsbeschreibungen schlicht nicht verstehen.
Es stimmt allerdings, dass berichtende Medien wegen diesen Mangel an aktuell angemessen griffigen Begriffen sträflich auf Persönlichkeitsbetrachtungen zurück fallen.
@afelia
Es gibt zwar einfache griffige Kategorien, die anwendbar sind: Faschismus und deren Bekämpfung, Demokratie und deren Feinde. Und der Elefant im Raum ist natürlich die Kapitalismuskritik. Diese sind jedoch mit sovielen leeren Hülsen behaftet, dass damit ablenkende Nebendikussionen ausgelöst werden.
Hinter den treffend Worten, die Du in Interviews findest, stecken m.E. soviel abgewogene, hart erarbeitete Bergiffssuchen, die den Alltagsjournalismus überfordert.
Das ist die Medienkrise.
Zum Einen sind tatsächlich die ständigen Fotos dieser mächtigen Individuen, die täglich viel Aufmerksamkeit erhalten, eine verstärkende Selektion im Bewusstsein der Massen, die zu einer fixierten Wahrnehmung verleitet. Dabei steht die Fassade meist im Fokus.
Welche Zusammenhänge aber im Hintergrund diese Machtkonzentration einiger weniger bedingen und welche Motive grundlegend sind, ist meist weniger bekannt.
...
... Viele wird es auch sehr erstaunt haben, dass plötzlich scheinbar die gesamte Tech-Elite aus Kalifornien den Rechtsruck in den Staaten sponsort.
Systemisch betrachtet, sind besonders mächtige Personen diejenigen, die den größten Einfluss nehmen.
Daher lohnt es sich, da mal genauer hin zu schauen. Empfehlen kann ich Dokus von arte.tv und die Beiträge von Deutschlandfunk.
Interessanter Gedanke, doch ich glaube es fällt Vielen einfach schwer einen Schritt zurückzutreten und sich einen Überblick zu verschaffen.
Für Pressemedien ist das vermutlich nicht griffig genug. Nur wirkliche Aufreger animieren genug Leser/Hörer dabei zu bleiben um genug Werbeplätze zu verkaufen. Selbst der ÖR behandelt solch komplexe Themen eher im Politmagazin als in kurzen Nachrichtensendungen.
@afelia
System- und Komplexitätsforschung gibt es seit den 1940er Jahren - es ist ein Skandal, dass nichts von alledem seither Eingang in die Allgemeinbildung gefunden hat (außer in ein paar eher elitären Einrichtungen).
Der Grund ist ganz sicher nicht, dass es so schwierig zu verstehen wäre ...
Über die wahren Gründe ließe sich ein ganzes Buch schreiben. Leider fehlt mir das Talent dafür. Aber das Material dazu könnte ich liefern.
Die Presse "versagt" nicht. Sie macht genau das, was sie soll. Die naive Masse von der Realität ablenken und den StausQuo einer nutzlosen, raffsüchtigen Minderheit verteidigen.
Dafür dürfen dann so nutzlose, parasitäre Witzfiguren wie U. Poschardt Ferrari fahren, finanziert von Millionen, um ihren Lohn und ihre Rente geprellten Arbeitnehmern.
Vielen Dank dafür!👍