Pauline Jäckels und die sehr geschätzte @sis_yphos diskutieren in der taz über #Kriegsdienst und #Freiheit.

1) Finde ich es sehr merkwürdig, dass zwei #Frauen darüber diskutieren, ob #Männer für die Freiheit sterben sollen.

Das ist ungefähr so, als würden zwei Männer über #Abtreibung diskutieren.

Unpassend, oder? Es sind die Bäuche und die Leben der Frauen, geht uns als Männer nichts an. Außer vielleicht, wenn es um #Verhütung geht.

Auch wäre es dann nur ihre Freiheit, denn die Männer wären ja gestorben. Wenn es überhaupt klappt.

2) Argumentiert Simone Schmollack damit, dass Ole Nymoen ja noch jung ist und die Unfreiheit nicht erlebt habe. Die #Unfreiheit in der #DDR sei schlimm gewesen. Dem kann ich nur zustimmen. Ich bin auch sehr froh, dass die DDR vorbei ist, die Überwachung, die Gängelung, die Zersetzungsmaßnahmen gegen die Opposition. Die allgegenwärtige Indoktrination und Propaganda. Angefangen im Schulunterricht, nicht endend an der Universität. Die damit verbundene Dummheit und Sturheit, die die Fehler nicht erkennen oder zugeben wollte.

Aber: Simone hat auch keinen Wehrdienst erlebt, sie hat keinen Krieg erlebt. Und sie und unsere Töchter werden das hoffentlich nie als Soldat*innen erleben müssen. Sie werden nicht gezwungen sein, andere Menschen zu töten.

Ich kenne einen Menschen, der Scharfschütze in der Wehrmacht war. Er hat dann Dinge gesagt wie: Maschinengewehre sind humanere Waffen. Er meinte wohl besser für Schützen. Wahrscheinlich haben ihn diejenigen, die er erschossen hat, sein ganzes Leben lang verfolgt. Er hat sie gesehen. Er hat ihre Gesichter gesehen, bevor er sie zerschossen hat.

Ein Maschinengewehr macht so Sperrfeuer und erwischt mal ab und zu jemanden, aber er hat gezielt getötet.

Ich würde lieber selber sterben oder in Unfreiheit leben, als andere Menschen zu töten. Wer weiß, wer der gegenüber ist? Warum steht er dort? Hat ihn jemand geschickt? Kam er aus eigenem Antrieb? Muss ich ihn töten? Ist er ein schlechter Mensch? Wer wird um ihn trauern?

https://taz.de/Ole-Nymoen-und-die-Frage-des-Krieges/!6082529

Ja, ich weiß, Ihr nennt #Pazifismus #LumpenPazifismus, aber wenn Ihr die Frage, ob Ihr bereit wärt zu töten, für Euch entschieden habt und mit Euch im Reinen seid, dann Glückwunsch für Euch.

Ole Nymoen und die Frage des Krieges: Kampflos in die Unfreiheit?

Der deutsche Bestseller-Autor Ole Nymoen will nicht für sein Land kämpfen und würde dafür ein Leben in Unfreiheit in Kauf nehmen. Ein Pro und Contra.

TAZ Verlags- und Vertriebs GmbH

@stefanmuelller

Einige Bemerkungen:

In der Bundeswehr (und sehr vielen anderen Armeen) sind auch Frauen. Also dürfen die selbstverständlich mitreden.

Diktaturen mit Wehrdienst zu vergleichen ist in einer Armee wie der Bundeswehr völlig unsinnig. Du warst nicht in der Armee einer Demokratie, deshalb kannst du auf dieser Seite nicht mitreden. Ich war zum Glück nicht in einer Diktatur deshalb kann ich da nicht mitreden. Ich kann aber sagen: die Bundeswehr ist (war zu meiner Zeit) alles andere als eine Diktatur.

Im massiven §5-Fall, also einem Angriff der Nato durch einen fremden Staat, zur Zeit kommt da nur Russland in Frage, stirbt man als Soldat und als Zivilist. Das war im modernen Krieg schon immer so und das wird sich auch nicht ändern.

Krieg ist nie human. Diktaturen sind auch nie human.

Ich nehme den Notwehrparagraphen in Friedens- und Kriegszeiten für mich in Anspruch.

Noch etwas zur Diskussionsführung:

Im letzten Absatz machst Dich selbst zum Opfer, indem Du andersdenkenden, also Nichtpazifisten aggressiv unterstellst, wie sie Dich einordnen. Ich lasse mir von Dir nicht vorschreiben, Dich für einen Lumpen zu halten.

Die implizite Unterstellung, dass man als Nichtpazifist ein (Un)Mensch ist, der nur nicht tief genug nachdenkt, steckt im "Glückwunsch".

Dabei ist es ja ein Glückwunsch an Dich selbst, denn Du hast Dich ebenso entschieden (lieber zu sterben), Du bist mit Dir im Reinen. Im Gegensatz zu mir als simplen Menschen als guter Mensch.

Noch was zu Nymoen: ich habe im DLF u.a. ein längeres Interview mit ihm gehört. Ich unterstelle ihm, dass er auf Kosten anderer weiter bequem in einer Nichtdiktatur leben will. Unabhängig von vorgeschobenen moralischen Fragen.

@sis_yphos

@OhWeh In der Diskussion geht es um #Wehrpflicht bzw. dann irgendwann später mal darum, wer zum Krieg eingezogen wird. Für Frauen gab es in Deutschland nie eine Wehrpflicht. Hüben nicht und drüben nicht. Wenn eine Frau zur Armee möchte, kann sie das. Das ist Teil der Gleichberechtigung und war in der DDR auch schon so inklusive Offizierslaufbahn. Als Frau muss man aber nicht.

Ich war nicht bei der Bundeswehr, weiß also nicht, wie es in einer demokratischen Armee mit Nazi-Netzwerken ist, aber ich habe schon in der Schule gelernt, Euch mit automatischen Waffen zu töten. Ich habe das abgelehnt, denn ich bin davon ausgegangen, dass die Menschen im Westen uns genauso wenig töten wollten, wie ich sie.

Wenn man dieses Argument versteht, weil wir doch alle Deutsche sind, aber irgendwie findet, das sei mit Russen oder Chinesen anders, dann ist man ein Nationalist und Rassist.

Ansonsten war es Teil der ätzenden Propaganda und Indoktrination im Osten, dass die Mädchen uns in der Schule dazu drängten, „freiwillig“ drei Jahre statt der obligatorischen 1 1/2 zur Armee zu gehen. Ich werde die Situation nie vergessen: Die 11 Klasse saß im Kreis (Es waren alle in der FDJ.) und jemand fragte: „Na, Stefan? Was tust Du für den Frieden?“ Jetzt sollen die Männer halt für die Freiheit kämpfen. Immerhin konnte man im Westen verweigern. Im Osten gab es Gefängnis für Totalverweigerer.

Der #Lumpenpazifist kam aus dem Artikel. Und dann hat es der Hashtagvorschlag bei mir noch mal getriggert. Die Diskussion ist ja inzwischen alt. Auch wir beide haben darüber schon oft gesprochen. Ich weiß, das #Pazifismus nicht einfach ist, es ist irgendwie eine Luxusposition. Aber die Glückwünsche sind durchaus ernst gemeint. Wenn man sich entschieden hat und damit leben kann, ist das prima. Es kann nur sein, dass man dann, wenn man wirklich getötet hat, ein psychisches Wrack ist. Das nennt sich posttraumatische Belastungsstörung. Dann ist man ein Held oder eine Heldin, aber es ist wahrscheinlich schlimmer als wenn man gefallen wäre.

@sis_yphos

@stefanmuelller

Die Wehrpflichtdiskussion ist wie die Kernkraftdiskussion. Eine Armee braucht gut ausgebildete Menschen, die mit hochkompliziertem Equipment umgehen können. Allein so ein kombiniertes Thermo-/Nachtsicht-/Taglicht-"Fernglas" mit dutzenden Gimmicks will immer wieder benutzt sein, das geht nicht mit Reservisten. Außerdem besteht das Problem der letzten Wehrpflicht immer noch. Wenn nur 20% eingezogen werden, dann muss nur einer klagen und das Kartenhaus fällt zusammen.

Das Trauma, wenn man nicht verhindert hat, dass jemand getötete/gefoltert wurde kann genauso groß erwachsen.

Der Rest deines Textes zeigt Diktaturerfahrung mit Traumata. Ich bin heilfroh, war ich auf der anderen Seite.

Bei mir gäbe es einen Grund, nicht zur Armee zu gehen (bin ja eh zu alt): Verteidigung OK. Aber kein Dienst für z.B. Sicherung billiger Rohstoffe, für Unsinn von Trump, etc. Schon der Afghanistan Einsatz hatte mit Verteidigung nichts zu tun.

@sis_yphos

@OhWeh

„Diktaturen mit Wehrdienst zu vergleichen ist in einer Armee wie der Bundeswehr völlig unsinnig.“

Auf welcher Basis? Viel totalitärer kann in Leben und Entscheidungsfreiheit von Menschen kaum eingegriffen werden, als durch den Zwang zum #Wehrdienst oder erst recht durch Aktivierung.

Es ist nur in Strafvorschriften vorgesehen, dass ein (Zwangs-) Rekrut nicht mitmacht.

@stefanmuelller @sis_yphos

@Saupreiss

Es gibt keinen Wehrdienst es gab auch in der BRD keinen der nicht verweigert werden konnte (sagen wir mal ab 1980).

Ich meine aber sowieso den (freiwilligen) Dienst in der Bundeswehr, da gibt es zwar klare Hierarchien und Anweisungen, aber immer auch das Beschwerderecht beim Wehrdienstbeauftragten. Das wurde zu meiner Zeit von den Vorgesetzten sehr ernst genommen. Dementsprechend ging es bei uns im Dienst (ich war einfacher Soldat) korrekt zu.

Auch in innerhalb der BW gilt der Rechtsstaat, im Gegensatz zu Diktaturen.

. @stefanmuelller @sis_yphos

@OhWeh

12a GG lässt lediglich Gewissensgründe zu, was ein winziger Teil des Spektrums ist.

Was abzulehnen ist, sind derart heftige Eingriffe in ein ganzes Bündel Grundrechte gegen selektive Gruppen, um die Interessen anderer Gruppen durchzusetzen; inklusive der Fiktion, Angehörige dieser Gruppen würden „ihrem“ Land irgendetwas schulden.

Da segnet auch die Staatsräson nicht das Mittel.

@stefanmuelller @sis_yphos

@Saupreiss

Wie oben geschrieben, mir ging es um den zweiten Absatz.

Bei "dem Staat etwas schulden" sind wir vermutlich nicht weit auseinander.😉

@stefanmuelller @sis_yphos