Liebes #MFB,

was mache ich mit dem Schwarz (-und-Weiß-Denken) am #Karfreitag?

Was bedeutet mir, einer nicht getauften, buddhistisch praktizierenden Akademikerin mit starker Affinität zur Klimagerechtigkeitsbewegung und humanistisch-demokratischen Werten die totale Ablehnung eines Feiertags bei den meisten meiner Couleur?
Es bereitet mir Unbehagen. Weil ... (1/4)

Weil darin ein individualistisches Machtdenken aufscheint, das völlig ausblendet, dass das nicht nur "die Kirche" ist, die hier wirkt. Sondern eine Geschichte, die Generation um Generation von Menschen in unsere Kultur in ihren Werten maßgeblich geprägt hat. Das Christentum hat eine starke politische Macht entfaltet, es wirkt seit 2000 Jahren in unserem Kulturraum. Und all die Menschen, die sich davon inspirieren ließen, Künstler*innen, aber auch Denker*innen, ... (2/4)
verdienen eine Würdigung. In ihrem Glauben an das, was für sie handlungsleitend war (nicht zuletzt, dass es mehr gibt, als die Angst vor dem individuellen Tod). Ich stelle nicht infrage, dass die Kirche obsolet ist und eine grausame Geschichte hat. Aber es reicht mir nicht, darauf zu verweisen! Die Würdigung dessen, was Generationen prägend und unter teils großen Opfern (wie kommt es, dass es verpönt ist, über diese Art von Opfer zu sprechen?) getan haben, erfordert in meinen Augen eine ...(3/4)
Würdigung. Ihres Glaubens daran, dass der Tod nicht alles ist. Und dann kann man darüber sprechen, ob es noch zeitgemäß ist, einen toten Mann am Kreuz als Symbol für Hoffnung zu nehmen. Das ist nicht lapidar. An was glauben wir? Was ist für uns in Anbetracht des unfassbaren Leidens um uns herum hoffnunggebend?
Ich wünsche mir so sehr eine ernsthafte Auseinandersetzung darüber. (4/4)

@kallioke Ich bin Bibelleser, und kein Christ, Jude oder Muslim mehr. Und ich glaube an ein Leben vor dem Tod. Ich glaube, dass es in der Bibel um einen abstrakten Gott geht, der nicht von Menschen zu Herrschaft, Ausbeutung und Versklavung missbraucht wird. »Ich bin, die ich bin, und der ich sein werde.« Das ist der einzige Gottesname, den die prophetische Opposition zulässt, und auch den auszusprechen ist verboten, stattdessen adonai, der Herr. Alles Andere sind Titel. Die Göttin der Bibel ist die Göttin des Exodus in die Freiheit. Amos lässt den Gott der Bibel sagen: Ich hasse, ich verabscheue eure Feste, eure Opfer kann ich nicht riechen. Das Recht soll vielmehr fließen wie Wasser, Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Strom.

Es gab schon früher Menschen, die das verstanden haben. Thomas Müntzer. Tucholsky: Die Bibel ist ein radikales Buch, die Ausführungsbestimmungen lindern nachher Manches. Der antikapitalistische Dr. Martin Luther King. Ton Veerkamp, erst vor Kurzem gestorben. Gegenwärtig Dick Boer.

@kallioke Noch paar mehr: Karl Marx, Marie Veit, Dorothee Sölle.
@kallioke
Mir bereitet diese Ablehnung auch Unbehagen.
Ich vermute, es wird einfach nicht verstanden, worum es geht. Die Kirche weiß es selbst nicht mehr wirklich - Glauben auf Kita-Niveau.
Nimmt man das Ganze spirituell in die Tiefe mit, findet sich das, was sich im mystischen Kern JEDER Religion wiederfindet. Universell.
Man schaue sich z.B. die Erleuchtungserfahrung im Zen an: Sie wird das "Große Sterben" genannt.
Sterben hinein ins eigentliche Leben.
Durchbruch vom Dunkel ins Licht.

@speybridge

Ja, so nehme ich das auch wahr. Danke für die Replik.

@kallioke
Es gibt leider nicht viele, mit denen man sich auf dieser Ebene bewegen kann.
So lange dieses "Glauben AN etwas" im offiziellen religiösen Leben vorherrscht und gepredigt wird, kommen die Leut' aus dem Dualismus nicht raus und bleiben an der Oberfläche hängen, die nichts bietet außer blöden unglaubwürdigen konkretistischen Details.
@kallioke
Ich bin leider Symbollegastenikerin bei diesen Emojis. Was soll das ausdrücken?

@speybridge

"Mastolove" - ich wollte meine Begeisterung mit einem Herz zum Ausdruck bringen, für die Antwort, ganz besonders für den Verweis auf Dualismus und Konkretismus (hedonistischen Materialismus möchte ich ergänzen).

@kallioke
Danke! 🤗
Schön, Dich hier zu treffen.