Heute ist ein Gedenk- und Feiertag in #Serbien, der historische, religiöse und nationale Ereignisse symbolisch vereint, weshalb die Student*innen auch zu einer großen Demo in Belgrad aufgerufen haben, bei der viele Menschen erwartet werden. Werde (heute leider nicht von vor Ort) immer wieder ein paar Einblicke im Laufe des Tages teilen, was sich in Belgrad abspielt.
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Dejan Mihajlović (@dejan@d-64.social)

Attached: 2 images Die Student*innen haben gestern Abend über ihre Social Media-Accounts ein Ultimatum, in Form eines offenen Briefes an die Regierung in #Serbien, gestellt, das am Samstagabend (am Tag der großen Demo in Belgrad) abläuft. Ihre beiden Forderungen sind: • Neuwahlen • Räumung des besetzten öffentlichen Parkes (und der Straße) vor dem Parlement #DemokratieVereint

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Seit nun SIEBEN MONATEN dauern die Proteste in Serbien an, blockieren Student*innen ihre Fakultäten und werden von der Zivilgesellschaft mit wesentlichen Ressourcen unterstützt. Wobei sich die Zivilgesellschaft seit der letzten großen Demo am 15. März selbst auch organisiert und einschaltet. Das Vučić-Regime hat im Vorfeld wieder das bewährte Playbook eingesetzt: Züge+Busse nach und in Belgrad wurden aus "Sicherheitsgründen" eingestellt.
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Dejan Mihajlović (@dejan@d-64.social)

Srbijavoz (serbische Deutsche Bahn) erhielt zufälligerweise heute, einen Tag vor der großen Demo in Belgrad, eine anonyme Bombendrohung (Sprengsätze in allen Zügen, auf allen Bahnstrecken), weshalb der gesamte Personenverkehr vorübergehend eingestellt wurde, bis alles überprüft werden konnte. Wie vor der großen Demo am 15. März, wodurch den Menschen der Weg in die Hauptstadt erschwert werden sollte.🤷‍♂️ #Serbien #DemokratieVereint

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Menschen daran zu hindern nach Belgrad zu kommen, war das letzte Mal schon wenig wirksam. Student*innen haben über Social Media Mitfahrgelegenheiten (auch Übernachtungsöglichkeiten) organisiert.

Was, neben den vermehrten Verhaftungen von Student*innen, im Vorfeld "neu" war, war die rhetorische Radikalisierung des Vučić-Regimes gegenüber den Student*innen, die medial massiv verstärkt, gestreut wurde und vor wenigen Wochen mit Nazi-Vergleichen begann und zu »Terrorismus« und »Genozid« führte.
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Die Student*innen haben auch angekündigt, Flyer auf der Demo zu verteilen, die Infos über eine Mailingliste enthalten, mit der sie einen direkteren Kontakt zu den Bürger*innen aufbauen, ermöglichen wollen, um sie über alle künftigen Aktionen, wie z.B. die Organisation von Wahlen, zu informieren.
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Die vom Regime Platzierten/Bezahlten aus dem Park vor dem Parlament haben bei sich einen »Literarischen Abend« angekündigt. Das ist "witzig", weil dort Schlägertruppen hausieren. Die Installation von Kameras auf den Straßenlaternen könnte aber bedeuten, dass sie Vučić besuchen kommt, was er in Aussicht stellte.
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Eigentlich hatte Vučić vor langem angekündigt, heute sein Buch vorzustellen, in dem er erklärt, wie er die vom Ausland finanzierte Revolution besiegt hat und das ihm nach auch ein Weltbestseller werden wird. Daher wird auch vermutet, er könnte vielleicht dort daraus vorlesen. Andererseits rechnet niemand mit wirklich mit einem, diesem Buch.
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Wie kreativ, klug, wirksam usw. Student*innen Social Media nutzen, ist ein Kapitel für sich. Ihre Beiträge sind sehr durchdacht und gut gemacht. Hier wird z.B. die Strafprozessordnung – Artikel 286 zitiert, bei der es um die Möglichkeit der Überwachung (Telekommunikation) durch die Polizei geht.
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Hier der Zeitplan für die heutige Demo in Belgrad. Dass sie erst um 18 Uhr beginnt, ist sicher auch dem Umstand geschuldet, dass viele erst nach Belgrad fahren und in die Innenstadt laufen müssen, da Züge und Busse vom Regime eingestellt wurden. (Bin auf die Choreografie um 19:27 Uhr gespannt.)
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Ok, es geht noch schäbiger. Jetzt werden auch Busse, die zur Demo nach Belgrad fahren, von der Polizei aufgehalten bzw. etwas länger kontrolliert. Diese Info stammt vom Account der naturwissenschaftlichen Fakultät bzw. von Student*innen, die sich in so einem Bus befinden (Übersetzung siehe ALT).
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Bürger*innen aus Novi Sad machen sich jetzt auf den Weg zur großen Demo nach Belgrad. Die Taxifahrer*innen des SOS-Taxis haben sich organisiert und bieten allen einen kostenlosen Transport. Ihnen haben sich weitere Bürger*innen angeschlossen, die Plätze in ihren privaten Autos angeboten haben.🫶🏻✊🏻
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Vučić hat natürlich wieder mal gelogen und macht eine Gegendemo bzw. hat er viele Menschen bezahlt und nach Belgrad karren lassen, damit sie in den von ihm besetzten Park (zum »literarischen Abend«) gehen. Damit ist klar, dass er heute die Eskalation wünscht. Auch Polizeifahrzeuge wurden auf dem Weg nach Belgrad gefilmt.
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(Das macht einen schon extrem wütend.) Alle Fahrer*innen der Straßenbahn, Busse und Trolleybusse in Belgrad wurden angewiesen, ihre Fahrzeuge heute stehen zu lassen. Diese städtischen (blauen) Busse werden jetzt verwendet, um Vučićs gekauften Support in die Stadtmitte zu seinem Park zu fahren.
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Es wurden auch Biker*innen gefilmt, die zu Vučićs Park fahren. Was darauf deutet, dass er den studentischen Protest (mit Biker*innen als Verbündete) äußerlich wieder kopiert: Ein klassischer autokratischer Move ist, die eigenen Leute in Proteste zu schmuggeln, die eine Eskalation provozieren.
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Die Zivilgesellschaft Belgrads hat sich aus allen Stadtteilen auf den Weg zur Slavija in die Stadtmitte gemacht, wo um 18 Uhr die große Demo beginnt. (Viele, die ich kenne, sind schon in der Stadt, weil sie am 15. März gelernt haben, wie voll es werden kann und man deshalb früher da sein muss.)
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Auch die (echten) Biker*innen, die seit vielen Monaten enge Verbündete der Student*innen sind, sind auf dem Weg zur Demo. Weil Student*innen immer wieder von Autos angefahren und verprügelt wurden, haben sie ihre Motorräder als Schutzwall bei Protesten aufgebaut und sind als Bodyguards aufgetreten.
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Man kann dann hier sehen, wie Provokationen seitens der Personen aussehen, die das Vučić-Regime im Park vor dem Parlament platziert hat. Die Journalist*innen von N1 werden beim Berichten vor dem Park bei der Arbeit gestört. Der angekündigte »literarische Abend« scheint wenig literarisch zu sein.
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Die Biker*innen kommen gerade an der Slavija an. So langsam füllt sich die Innenstadt von Belgrad. #Serbien #DemokratieVereint
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Student*innen haben vorhin die Regierung als nicht legitim bezeichnet und am Ende des offiziellen Programms ihre Ordner-Westen abgelegt (Protest damit beendet). Es sind aber nicht wie am 15. März alle nach Hause gegangen. Polizei steht nun schützend vor Vučićs Park und seinen angekarrten Leuten. Es gab auch schon erste Gewaltszenen. Stimmung ist sehr angespannt.
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@dejan Danke für Deine Updates! 🙏

@DieWespe @dejan

Dem Dank schließe ich mich gerne an 👏🏻👏🏻👏🏻

@cleverle @DieWespe @dejan Vielen Dank für all deine Infos.
Gerade läuft ein Bericht auf Arte in deren Nachrichten Magazin Arte Journal.
Danke @arte für den Bericht.

@dejan Aha, wieder sandwichčari oder sogar bivočari.

(Bei mir im Job machen sie viele aus Ex-Jugoslawien über die lustig…)

@dejan wie immer, vielen Dank für die Einblicke.