Welche Frage(n) wolltet ihr schon immer mal zum Thema Schattenbibliotheken (z.B. Sci-Hub oder LibGen) stellen? Besucht uns am Mittwoch oder Donnerstag zwischen 12:45 und 13:45 am #bibliocon25 Posterstand und fragt! đŸ€“
Wir (Nina Gerlach, @benkaden , ich und weitere) freuen uns darĂŒber, ein Poster prĂ€sentieren zu dĂŒrfen, an dem wir seit dem @leibnizopenscience Barcamp #oscibar2024 gearbeitet hatten - eine Open Educational Resource (OER) zum Thema Schattenbibliotheken. https://doi.org/PQHD

@Lambo @benkaden @leibnizopenscience

Ich halte Paywalls fĂŒr problematisch und auch die Schattenbibliotheken finde ich nicht unproblematisch.

Woher weiß ich, dass da nicht Fake Artikel enthalten sind?

Wenn ich kein Abo bei den Orginal Seiten habe, kann ich nicht wissen und nicht prĂŒfen, ob ich dort nicht vielleicht ein Fakeartikel abrufe, der so gar nicht auf der Originalseite veröffentlicht wurde.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ...?

@Rene_M_G @benkaden
Danke fĂŒr den Kommentar! Um's einordnen zu können: Kannst du bitte Beispiele dafĂŒr nennen, also FĂ€lle, in denen Fake-Artikel z.B. ĂŒber Sci-Hub oder LibGen verbreitet wurden? Falls es journalistisch oder wissenschaftlich dokumentiert nichts gibt, gerne auch erstmal anekdotisch, wenn dir das z.B. selbst schon mal passiert ist.
Übrigens kann und soll dich dieses Poster nicht davon abbringen, Schattenbibliotheken problematisch zu finden - wir behaupten nichts gegenteiliges.

@Lambo @benkaden

Damit damit sprichst du direkt den wunden Punkt an.

Ich kann es nicht prĂŒfen ohne Abo. Aufgrund der Medienvielfalt, wĂŒrde es sicherlich auch ein teures Unterfangen werden. Sich umfassend zu informieren wird immer mehr zu einem Luxus, sowohl finanziell als auch zeitlich.

Wer prĂŒft die EintrĂ€ge in eine Schattenbibliothek und wie kann Vertrauen hergestellt werden?
Welche "Schattenbibliothek" ist vertrauenswĂŒrdig? Wie wird das sichergestellt, in Zeiten eines hybriden Krieges?

@Rene_M_G @Lambo @benkaden Hier könnte man natĂŒrlich auch entgegnen, dass man das ohne Schattenbibliotheken genausowenig ĂŒberprĂŒfen kann. Die Alternativen sind also: sicheres lack of information vs. potenzielle misinformation. Eine naheliegende Lösung: Open Access.

@awinkler @Lambo @benkaden

Ich verstehe worauf dein Argument abzielt und auch das ist eine Möglichkeit der Desinformation.

Eine Schattenbibliothek erweitert jedoch den Möglichkeitsraum, von Desinformation.

Wie du prÀferiere auch ich Open Access, doch da bleibt das Spannungsfeld der Finanzierung von arbeitsintensiven Inhalten und das scheint mir kein einfach zu lösendes Problem.

@Rene_M_G @awinkler @Lambo

Ich halte das Szenario einer Manipulation von Artikeln in Schattenbibliotheken zwar nicht fĂŒr ausgeschlossen, aber fĂŒr sehr unwahrscheinlich. Der Aufwand fĂŒr die Erstellung und Streuung und der potentielle Ertrag, d.h. dass jemand diese Artikel auch wirklich findet und "nachnutzt", dĂŒrften in keinem VerhĂ€ltnis stehen. Sci-Hub hat meines Wissens auch keinen allgemeinen Upload-Button. Dadurch sind die Manipulationsmöglichkeiten ebenfalls begrenzt.

@Rene_M_G @awinkler @Lambo

Zur QualitĂ€tsprĂŒfung: Jeder wissenschaftliche Text sollte ohnehin kritisch und auf PlausibilitĂ€t hin gelesen und bewertet werden.

Über OpenAlex kann man sich auch Kontextinformationen zu Autor*innen und Zitationen heranholen. Das hilft bei der EinschĂ€tzung.

Generell halte ich die Gefahr einer Manipulation wissenschaftlicher Diskurse durch predatory journals oder gefĂ€lschte Zeitschriften bzw. "fake paper" ĂŒbrigens fĂŒr deutlich höher.

https://www.nature.com/articles/d41586-023-03464-x

How big is science’s fake-paper problem?

An unpublished analysis suggests that there are hundreds of thousands of bogus ‘paper-mill’ articles lurking in the literature.

@benkaden @Rene_M_G @awinkler @Lambo

In wieweit genau diese Paper-mill-paper in den Schattenbibliotheken vertreten sind, hat glaube ich noch keiner untersucht, oder kennt jemand eventuell eine Studie?

@nina @benkaden @awinkler @Lambo

Bedenkenswerte Nebeneffekte

"The investigation revealed that 84.83% of the retracted articles available on Sci-Hub do not have any indication of their retracted status."
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/39743744/

"The persistence of error: a study of retracted articles on the Internet and in personal libraries"
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC3411255/

https://greenelab.github.io/scihub-manuscript/v/8fcd0cd665f6fb5f39bed7e26b940aa27d4770ba/

ZurĂŒckgezogene Studien schlecht identifizierbar
https://irishinneburg.de/zurueckgezogene-studien-schlecht-identifizierbar/

https://blogs.lse.ac.uk/impactofsocialsciences/2023/10/25/sci-hub-presents-a-paradox-for-open-access-publishing/

An analysis of availability and implications of unlabeled retracted articles on Sci-Hub - PubMed

This study underscores the crucial need for stringent implementation of regulatory measures on retraction suggested by the Committee on Publication Ethics (COPE) or newly published National Information Standards Organization (NISO) recommendations.

PubMed

@Rene_M_G @nina @awinkler @Lambo

Das stimmt.

Interessanterweise sind die Schattenbibliotheken somit das einzige halbwegs systematische Archiv fĂŒr die Volltexte der "retracted articles" und damit eine wichtige Quelle der Wissenschaftsforschung.

@benkaden @nina @awinkler @Lambo

So könnte man es sehen, wenn sie denn identifizierbar wÀren.

Doch das ist eben nicht der Fall. Wie aus den verlinkten Artikeln sichtbar haben selbst die kostenpflichtigen genau dieses Problem und kommen dem nicht bei.

@Rene_M_G @benkaden @nina @awinkler
Das Problem der Nachvollziehbarkeit formaler Retractions (wie @benkaden schon andeutete: bei weitem nicht alles, was "Fake" ist, wird auch zurĂŒckgezogen) ist mit System wie CrossRef Crossmark seit Jahren gut gelöst. CrossMark hĂ€ngt aber in keiner Weise an Paywalls, sondern kann frei via API angezapft werden. Der Retraction-Status ist nĂ€mlich relevant in den Augenblick, in den ich etwas referenziere - und nicht irgendwann möglicherweise lange davor.

@Lambo @nina @awinkler

Danke fĂŒr die ErgĂ€nzung.

Das Hauptproblem, das vermutlich auch @Rene_M_G umtreibt, bleibt aus meiner Sicht, inwiefern Nicht-Expert*innen, die Schattenbibliotheken ja auch gern nutzen, diese Effekte (und Lösungen) kennen, verstehen und reflektieren. Also, wenn man so will, die schattenbibliotheksspezifische Informationskompetenz. Was uns ja zurĂŒck zum Anliegen des Posters bringt...

@benkaden @nina @awinkler @Rene_M_G
Ja, und die kritischen Fragen hierzu sind auch absolut willkommen! Wir kennen die Diskussion ĂŒber die Informationskompetenz, die erforderlich ist, um verschiedene Plattformen/KanĂ€le richtig zu nutzen, u.a. aus der Diskussion hier in Deutschland zu Covid19-Themen 2020ff. in Bezug auf Preprint-Repositorys. Diese bieten einen Mehrwert fĂŒr die Wissenschaftskommunikation - aber wir sollten wissen, wie sie funktionieren, um sie richtig zu benutzen.