Deutsche Medien, wir müssen reden.

Jetzt online:
Mein Vortrag „Verlorenes Medienvertrauen, gefährdete Demokratie?“ auf der @republica 2025.

Thema: die deutsche Berichterstattung über Palästina und Israel. Und ihre Auswirkungen auf Vertrauen in Medien, Zusammenhalt und Demokratie.

https://www.youtube.com/watch?v=XhDy5JG6Xks

Ein Thread:

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re:publica 25: Nadia Zaboura - Verlorenes Medienvertrauen, gefährdete Demokratie?

YouTube

„Be truthful, not neutral."

Entlang von 2x6 zentralen Mustern journalistischen Fehlverhaltens sprach ich auf der europaweit größten Konferenz für die digitale Gesellschaft vor einem wachen und wertschätzenden Publikum.

Der Vortrag kann ab jetzt gesehen, gehört und konstruktiv debattiert werden.

Sowohl auf der übergeordneten, sprich mediensystemischen Ebene, als auch auf der Detailebene lassen sich analytisch eine Vielzahl von Mustern dieser „journalistic malpractices“ feststellen:

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Sie verstoßen allesamt gegen journalistische Professionalität, Integrität und Ethik.

Auch die binäre Aufteilung in „pro-israelisch“ und „pro-palästinensisch“ ist journalistisch deutlich problematisch und erzeugt eine vermeintlich eindeutige Frontstellung zwischen denen, die sich in „pro-humanistischen“ Allianzen gegen „Anti-Humanismus“ wehren - gleich welcher Religion & Ethnie.

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Viele konkrete Anschauungsbeispiele aus dem deutschen Nachrichtenjournalismus standen dann im Mittelpunkt - hier illustriert am Beispiel eines nicht-gekennzeichneten Zitats eines ausländischen Armeesprechers (die zeitgleich auch eine Falschaussage darstellt) sowie eine 1:1 Stenographie der selben Militärkommunikation im @ZDF

Aber auch zahlreiche Beispiele der ARD @tagesschau sowie weiterer reichweitenstarker Medienformate wurden auf der Bühne sichtbar gemacht und analytisch diskutiert.

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Deutsche Medien jedoch können sich ein solches Vorgehen - zumal entgegen jeglicher fachlichen Analyse aus der Wissenschaft und konstruktiver Kritik aus dem Publikum - nicht erlauben und so weiter Medienmisstrauen erzeugen.

Denn Vertrauen fließt, findet andere Ausdrucksformen und andere Ziele. Damit verliert eine Gesellschaft jedoch den gemeinsam geteilten Informationsraum und damit die Grundlage, die informationelle Basis für das tägliche Aushandeln und Erschaffen unserer Demokratie.

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Was müssen Medien jetzt tun, um dem deutlichen Medienmisstrauen gegenüber der deutschen Nahost-Berichterstattung angemessen zu begegnen? (Vgl. die neuen Erhebungen der Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen von u.a.
@tanjev, mit nur 27% Vertrauen gegenüber der deutschen Nahost-Berichterstattung gegenüber 47% allgemeinen Medienvertrauen bei wichtigen Dingen)

Die Antwort: Ein Journalismus auf dem festen Boden von Völkerrecht, Menschenrecht und Menschenwürde als zivilisatorischer Rahmen.

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Veränderung - Aufarbeitung - Konsequenzen

Drei zentrale Bedingungen öffneten zum Schluss einen Möglichkeitsraum.

Und: eine Zukunft, in der Journalisten und Journalistinnen - insbesondere Medienverantwortliche - das aktiv erzeugte und verantwortete Medienmisstrauen wieder umkehren können - sodenn sie nicht sich selbst und damit einen der zentralen Grundpfeiler der Demokratie obsolet machen wollen.

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Zum Schluss zwei Zitate.

Den Anfang macht Publizist Roger Willemsen (er fehlt) - hier in Bezug zum „War on Terror“ von 2011, passend jedoch auch in einer Gegenwart, die den Status Quo der deutschen Nahost-Berichterstattung ebenfalls im Kern trifft:

"Man ist umgeben von Publizisten, medialen Vertretern, die bereit sind, in einer Notsituation Grundüberzeugungen des humanen Zusammenlebens, auch des demokratischen, zu veräußern. Das ist für mich ein bleibender Schrecken."

(Kulturzeit, 2011)

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Und ein Zitat der Journalistin
Christiane Amanpour von
CNN, das aufzeigt, womit Journalismus ehemals angetreten ist und - wenn in der Breite angewandt - die deutsche Nahost-Berichterstattung wieder so zu ändern vermag, dass sie es in der Breite wieder verdient, Journalismus genannt zu werden.

"Be truthful. Not neutral."

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An dieser Stelle ein Dank an alle, die sich dem Thema und seinen umfassenden Herausforderungen für Medien-, Institutionen- und damit Demokratievertrauen geöffnet haben.

Die hinsehen. Und die den Weg mitgehen & mitgestalten hin zu einer journalistisch seriösen Berichterstattung.

Die Missstände nicht nur erkennen. Sondern sie aktiv ansprechen & konstruktiv Veränderungen bewirken wollen - oftmals entgegen erheblicher systemischer Widerstände:

Menschen aus Medien, Wissenschaft, Gesellschaft

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Für alle, die unabhängige, machtkritische Medienkritik einer Einzelperson unterstützen und weiter ermöglichen möchten:

https://paypal.me/medienanalysen

(Ja, ich bin dran an einer Alternative!)

@nadia_z

das am NOK rauszuarbeiten ist sicher exemplarisch (und nicht falsch)

das liess sich auch schon während Covid, für die Berichterstattung über Klimaproteste (erst FFF, später LG) oder über den Themenkomplex "Migration" beobachten.

@nadia_z
Da bekommt "Better together" auch noch einmal eine viel größere Bedeutung, als es eine nicht geringe Mehrheit auch nur im Geringsten zu erfassen vermag. So meine Einschätzung wie Eindruck, im Kontext dieses Morgens und meinem Medienüberblick.
@nadia_z
Sehr guter Ansatz, und eigentlich ein Drama, daß darauf noch mal explizit hingewiesen werden muß.
Ich hatte mal eine hohe Meinung vom Journalismus hier, die ist überholt.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen eher Schlagzeilen (um nicht den Begriff "Propaganda" zu verwenden, wenig sachdienliches zur Klärung komplexer Zusammenhänge oder Falschaussagen.
Gilt ebenso für die Themen Sozialleistungen, Russland, USA, Beschäftigungsquote und Arbeitszeit, ....
@nadia_z @republica Danke dir für den Vortrag, Nadia, und Hut ab, dass du das trotz Kürzung der Vortragszeit so umfassend aufbereitet hast.
@nadia_z @republica Ganz toller und wichtiger Vortrag. Danke Danke.

@nadia_z @republica Vielen Dank für den Vortrag und die minutiöse Gegenüberstellung in- und ausländischer Berichterstattung.

Leider beschränkt sich das Versagen des deutschen Journalismus nicht auf dieses eine Thema. Die Muster – vielen Dank für die Systematisierung – sieht man bei anderen Themen auch. Die spezielle "deutsche Geschichte" kann nur bei diesem Thema als Erklärungshilfe herhalten. Warum aber versagt der Journalismus auch bei anderen Themen? Gibt es da Forschungsansätze?