@afelia Das kommt gerade auf diesen Post natürlich etwas blöd, aber ich möchte dich nur bitten hier nicht von männlich "gelesenen" Menschen zu sprechen. Das ist wahrscheinlich nicht das was du meinst.
"männlich gelesen" bedeutet ja, das eine Person von anderen als "männlich" "wahrgenommen" wird. Das betrifft auch viele Frauen oder andere Nicht-Männer, genauso wie es einige Männer ausschließt. Das "gelesen" hat zwar legitime Anwendungsfälle, wenn man bspw. darüber reden möchte, dass man als trans Mann endlich passing ist (also als männlich gelesen wird), aber es ist hier keine gute Formulierung... weil sie eben bspw. auch einige Frauen in die gleiche Kategorie "irgendwie doch schon ein Mann" steckt.
"Männer" ist hier ein vollkommen korrekter Begriff und benötigt den Zusatz "gelesen" nicht.
~ ein manchmal als männlich gelesenen Nicht-Mann 🩵🤍🩷
@afelia Sicherlich, aber insb. deshalb weil man dich kennt und du eine wirklich tolle Person bist! Aber die beschriebene Problematik bleibt und Posts sehr ähnlicher Natur werden auch von soft-TERFs geschrieben :/
[längere Erklärung aus Betroffenensicht im Thread gleich, will hier nicht direkt eine Wall of Text posten]
@afelia TERFs die wissen, dass sie mittlerweile nicht mehr einen Post schreiben können wie:
> ... von einem (auch transidentem) Mann ...
... oder ...
> ... von einem (biologischen) Mann ...
... ohne direkt geblockt zu werden, nutzen daher mittlerweile gerne Begriffe wie "AFAB" oder "AMAB" an dieser Stelle – oder eben "männlich gelesen".
Und dann wird sich immer darauf berufen, dass das ja eine vermeintlich "korrekte" Aussage sei, bzw. präziser (weil, wie du ja schon sagtest: Man kann das Geschlecht ja nicht erraten), und sogar trans inklusiver. Das Problem daran ist, dass es genau auf die falsche Art trans inklusiv ist. Wir werden genau dann mitgemeint bzw. mit erwähnt, wenn man negativ Beispiele aufzeigen möchte, wie Mansplaining: Dort werden dann z.T. trans Frauen (wenn nicht passing) inkludiert und trans Männer exkludiert. Und dann auch eben nicht auf Basis der Eigenidentifikation sondern der Fremdidentifikation, wenn es bei trans sein genau aber um eben die Selbstidentifikation geht und Transphobie darum, diese abzusprechen.
Wir haben hier eine Art unangebrachte Über-Präzision, die am Ende gefährlicher für uns ist als eine gewisse Ungenauigkeit. Gerade im Kontext von Mansplaining auf die Existenz von trans Menschen hinzuweisen assoziiert uns notgedrungen damit.
1/x
@afelia Wenn "wir" Inklusion fordern, dann meinen wir ja nicht Erwähnung in jedem Satz – dann wären TERFs z.T. maximal inklusiv, denn auch "transidente Männer" (für trans Frauen) "inkludiert" uns ja. Will heißen: Diese Art von Inklusion & Präzision ist gefährlich und wird auch oft gegen uns bewusst eingesetzt.
Ein anderes Beispiel – ebenfalls oft nicht böswillig! – ist ein Text wie
> Weiblich gelesene Person für Job X gesucht
Auch hier wird explizit auf die Existenz von trans Personen hingewiesen, und oft meinen die Personen auch trans Frauen (egal ob passing oder nicht) und sogar trans Männer (obwohl die oft genug nicht weiblich gelesen werden). In dem Fall ist das also nicht "überpräzise" und gefährlich sondern sogar schlicht falsche Präzision
Generell habe ich, und andere betroffene, einen Anstieg an dieser Floskel beobachtet und das macht mich/uns bedenklich. Es ist kein Begriff den wir – außer in sehr bestimmten Kontexten – selber benutzen und aus der Community kommt, sondern von extern um über uns zu schreiben. Einen ähnlichen Effekt sehen wir auch bei AFAB/AMAB um eben, wie beschrieben, vermeintlich neutral und objektiv zu schreiben. Und dann sind halt trans Frauen eben wieder AMAB, wie Männer, und trans Männer AFAB, wie Frauen. Inklusiv und trotzdem destruktiv :/
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@afelia Ich wollte dich eigentlich auch gar nicht so zutexten, ich hoffe du verzeihst mir das 🙈
Nur irgendwie müssen wir Bewusstsein dafür schaffen, dass diese Floskeln tlw. mehr harmful sind als inklusiv und ich tue mich oft schwer darin mich kurz zu fassen. Und ich wollte lieber meine Sichtweise genau erklären als, dass durch eine zu verkürzte Variante am Ende dir aus Versehen Böswilligkeit vorzuwerfen.
Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht warum diese "gelesen" Floskel gerade so populär wird. Ob das in DEI-Kursen gelehrt wird und darüber dann in die Masse getragen o.Ä.? Innerhalb der Community wird das jedenfalls eben nicht benutzt bzw. nur darüber geredet dass das jetzt oft von anderen gesagt wird :/