Radio im Eimer
Ein Leserbrief in der taz https://taz.de/!6066662/ (dort Abschnitt "Störsender") erinnerte mich an die Bedeutung des einfachsten Kommunikationsmittels nach dem #Drahttelefon, #Dosentelefon und dem Vier-Augen-Gespräch.
In Zeiten des #Internet's denkt kaum jemand über den technischen und #Material - #Aufwand nach, den das weltumspannende Netz erfordert; kaum jemand kennt die simple Technik, die einem #Rundfunk- / #Amateurfunk-Sender und dazu passenden #Empfänger zugrundeliegt. (Ich habe übrigens die erste #Prinzipschaltung eines simplen Senders im ersten #Physik - #Schulbuch gefunden, das in meinem Gymnasium verwendet wurde. Damals noch mit einer #Röhre https://de.wikipedia.org/wiki/Elektronenr%C3%B6hre als Verstärkerelement)
Inzwischen sind in Deutschland und vielen anderen Ländern die "klassischen" Radiobereiche #Mittelwelle und #Langwelle fast völlig außer Betrieb gesetzt. Immerhin: Der Langwellensender #Droitwich in England https://de.wikipedia.org/wiki/Sender_Droitwich lebt noch.
Universitäre #Forschung und industrielle #Entwicklung haben zu einem Verfahren geführt, das die klassische #Rundfunktechnik mit der #Internettechnik verbindet: #WebSDR https://de.wikipedia.org/wiki/Software_Defined_Radio http://websdr.org/ .
Funktionsweise:
Irgendwo auf der Erde steht eine Radioempfangsstation mit Antenne, hochmoderner digitaler Empfangstechnik (nicht bloß einer "Röhre"), einem angeschlossenen Internetserver, der Aufträge entgegennimmt und ausführt.
Welche Aufträge?
Zum Beispiel:
1. "Stell mal die Frequenz 198 kHz (des Senders Droitwich) ein und übertrage die volle Bandbreite (AM) oder nur das obere Seitenband (USB) oder das untere (LSB)."
Oder:
2. "Zeig mir das Signal des Zeitzeichensenders #DCF77 auf der Frequenz 77,5 kHz (bei #Mainflingen bei Frankfurt/Main)."
(Die übliche englische Schreibweise "77.5" beachten!)
Jeder Sender hat aufgrund internationaler Abmachungen für seinen Anwendungszweck nur eine bestimmte Sendeleistung und Reichweite. Deshalb kann man nicht überall auf der Erde jeden beliebigen der x-tausend Sender auf diese Weise empfangen. Dafür ist die Technik inzwischen aber weltweit vertreten: http://kiwisdr.com/public/ .
Wenn man sowohl die alte Radiotechnik als auch die moderne Internettechnik kennengelernt hat, weiß man beide zu schätzen. Das heutige Anspruchsdenken, alles mitzukriegen und nichts zu verpassen, überall mitreden und in Höchstgeschwindigkeit neueste Nachrichten raushauen zu können, war damals nicht möglich. Üblicherweise wurden Briefe geschrieben; heute steigt das Briefporto, weil nur noch offizielle Dokumente und Paketsendungen körperlich transportiert werden.
Mit dem Geschwindigkeitswahn kam die Gedankenlosigkeit.
-- #Klimawandel? MEIN Anteil ist doch winzig.
-- Die Behauptung ist falsch? Hab ich doch im #Internet genau so gefunden.
Vor 90 Jahren mußten die Menschen im begrenzten Rahmen mit lautstarken Ansprachen in Stadien oder landesweit über - damals relativ starke - Radiosender zu Untaten angestachelt werden; heute reicht ein Smartphone mit der passenden Äpp.