Susanne Richter

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Geschlechterforscherin und Soziologin
Webseitehttps://www.uni-hildesheim.de/zfg/team/dr-susanne-richter/

Anlässlich des Weltfrauentages wurden Prof. Dr. Antje Langer und ich von der Pressestelle der Universität Paderborn interviewt. Es wurde ein Gespräch über unsere Perspektive als Geschlechterforscherinnen auf die besorgniserregenden aktuellen Entwicklungen in den USA wie auch bei uns. Wir haben auch über unserProjekt GeFoWiss sprechen, das Forschende aller Fächer darin unterstützt, Geschlechteraspekte und Inhalte der Gender Studies in ihren Projekten umzusetzen.

https://www.uni-paderborn.de/nachricht/146006

„Wir haben es mit einer grundsätzlichen Infragestellung von Wissenschaft zu tun“: Interview zum Internationalen Frauentag 2025

Am 8. März ist Internationaler Frauentag. 1911 ins Leben gerufen, gibt es eine Reihe von Entwicklungen, auf die seitdem insbesondere die Geschlechterforschung blickt. Einiges wurde erreicht, an anderen Stellen gibt es Nachholdarf. Aktuell – zum Beispiel in den USA – zeichnen sich Entwicklungen ab, die Gleichstellungsbemühungen konterkarieren und bereits Erreichtes rückgängig machen.

Uni Paderborn
Wahrscheinlich hab ich jetzt schon mehr drüber nachgedacht als die Leute, die diese Liste geschrieben haben.
Dafür ist aber auch das Sprechen über diese Kategorien notwendig, um sie gesellschaftlich entstehen zu lassen. Wenn nun das Regime sich selbst das Benennen von "women" und "female" oder auch das Behaupten und Konstruieren von race verbietet - wie wird dann diese Ordnung aufrechterhalten? Zeigt sich hier ein neuer Ansatz zu Herrschaft? Und ist dieser als Defensivstrategie zu großen diskursiven Erfolg von feministischen Benennungen & damit Unsichtbarmachen naturalisierender Ordnungen zu verstehen?
Auch wenn es dem Regime bestimmt zu viel Konsequenz unterstellt, finde ich interessant, dass mit dem Versuch, die marginalisierten Kategorien komplett zu entnennen, ein komplett anderer Ansatz zeigen würde. Feministische Theorie geht davon aus, dass die zweigeschlechtliche Ordnung und die Binarität der Kategorien 'Mann' und 'Frau' Fundament der Machtverhältnisse der historischen (und gegenwärtigen) hierarchischen Geschlechterverhältnisse sind.
Für mich der interessanteste Gedanke: Ich frage mich, ob sich hier nicht etwas Neues zeigt: Wir kennen historisch als wichtigen Teil der Konstruktion und Unterdrückung marginalisierter Kategorien, wie Frauen und Schwarzen Menschen das wissenschaftliche Sprechen über diese Kategorien und das - auch wissenschaftliche - Konstruieren dieser Gruppen als vermeintlich minderwertig usw, was die Herrschaft legitimiert.
Gebannt sind auch: "women" (aber nicht "woman"), "racial", "racially", "raceism" (aber nicht race). What is that about?
Sowieso. Obwohl die Liste so umfassend brainstormig wirkt, würden mir auf Anhieb Begriffe einfallen, die ich eigentlich vermisse: Patriarchy, sexism, oppression, zum Beispiel.
Das kann man an vielen Begriffen argumentieren, mir sind da besonders "status" und "systemic" aufgefallen.
Mir fällt auf, wie inhärent widersprüchlich die Liste ist. Einerseits sind präzise verschiedene Konjugationen durchdekliniert (diversified, diversify, diversifying), was seltsam sorgfältig wirkt und ja nicht-progressive Verwendungen des Wortes 'divers' noch ermöglichen könnte. Andererseits wird hier heftig mit dem Vorschlaghammer gearbeitet das m.E. eigentlich interessante ist ja gerade, wie viel nicht dezidiert progressive Forschung betroffen ist.
Natürlich ist das Flood the Zone with Shit und soll vor allem schockieren und ist in dieser Form vielleicht (hoffentlich) nicht wirklich langfristig gültig. Natürlich ist es irrational, mit richtig heißen Nadeln gestrickt und man kann die Goldwaage eigentlich im Schrank lassen. But still.
Ich versuche mir gerade, mir in einem ruhigen Moment die Listen mit Trumps Banned Words für wissenschaftliche Publikationen anzusehen. Hier ein paar Gedanken dazu (ein Thread):