Sinnbild für das Sinnlose: zwei riesige Kreuzfahrtschiffe fahren tausende Kilometer übers Meer mit einem Haufen CO2-Ausstoß - und das völlig leer, ohne Passagiere. Ziel: zwei große temporäre Hotels zu bilden im Hafen von Belém, Brasilien, um dort all die vielen Teilnehmenden der #COP30 zu beherbergen, die in der kleinen Stadt, die für solche Veranstaltungen gar nicht gerüstet ist, sonst nicht unterkommen würden. Na, Hauptsache, sie waren alle dabei und taten so, als ob sie was tun würden.
https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/gesellschaft/id_100989020/klimakonferenz-in-brasilien-belem-empfaengt-die-welt-mit-kreuzfahrtschiffen.html
Kreuzfahrtschiffe vor Belém: Klimagipfel in Brasilien droht Blamage durch Klimaskandal

In Belém trifft sich die Welt, um das Klima zu retten – und erlebt ein logistisches Fiasko. Von Sex-Motels über Kreuzfahrtschiffe bis zur Autobahn durch den Regenwald – die COP30 steht in der Kritik.

t-online

@StefanMuenz Hmm, an der Stelle wär ich mal vorsichtig den Spin so zu übernehmen. Fast alle Kreuzfahrtschiffe werden regelmäßig im Herbst von Europa (und Nordamerika) in die Karibik verlegt. Winterkreuzfahrt in Alaska oder auch Mittelmeer ist nur was für Spezialisten. Im Frühjahr gehts dann wieder in den Norden. Immer dahin wo die Kunden wollen.

Und diese Verlegungen erfolgen im Regelfall mit keinen oder nur wenigen Passagieren und eingeschränktem Service.

Langer Rede kurzer Sinn: Heisse Luft und Stimmungsmache.

@Raffzahn Klar, alles normal und muss so bleiben. Guten Tag und auf Wiedersehen.

@StefanMuenz Ja, es ist weitgehend normal.

Die erwähnte MSC Seaview z.B. ist gerade erst von Spanien aus nach in Brasilien verlegt worden - übrigens anders als im Artikel angegeben mit Fahrgästen. Das passiert jeden Herbst. Was dann im Winterhalbjahr folgt sind Kreuzfahrten von dort aus. Am 11. April gehts dann wieder von Brasilien aus ins Mittelmeer (Barcelona, Genua).

Schau Dir einfach mal die Kreuzfahrpläne an. Da hat halt überhaupt nix mit COP zu tun.

Bzw. für diese Verlegungen (Stichwort Repositioning Cruise) gibts sogar eine eigene Vermittlungsseite auf der man schön sehen kann wie das Schiff die Tour jeden November hin und Aprill zurück macht. Und wie man dort auch sieht immer auch mit zahlenden Gästen.

Es gibt unheimlich viel was man an so einem Politikspektakel kritisieren kann, die Verlegung gehört aber nicht dazu. Das ist schlampiger Journalismus.

https://www.repositioningcruise.com/ticker.cfm?incCT=y&l=41&s=1001&sp=y

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@Raffzahn OK, ich will ja lernfähig bleiben. Von daher danke fürs Sachlich-bleiben. Doch selbst, wenn man die Dinger als "ohnehin in der Gegend befindliche Ressourcen" nutzt, werden sie dadurch ja nicht weniger problematisch. Was wir bräuchten, wäre eine Wiederbelebung des transozeanischen Linienschiff-Verkehrs, mit möglichst sauber angetriebenen Schiffen, die zwar hohen Reisekomfort bieten, aber nicht versuchen, ganze Holiday-Ressorts aufs Wasser zu verlegen. Stattdessen geht - mitten in der Klimakrise - der Wettlauf weiter, wer die dicksten, größten und irrsten Pötte zum sinnfreien Herumfahren hat, ohne Rücksicht auf deren Klimaschädlichkeit. Und wenn solche Pötte dann noch im Zusammenhang mit Klimakonferenzen zum Einsatz kommen, ist das - zumindest für sensibilisierte Klima-Aktivisti - geradezu ein Symbol dafür, was verkehrt läuft.
@StefanMuenz @Raffzahn Ich wünsche mir auch transkontinentalen Linien-Schiffsverkehr - mit möglichst sauberen Antrieben. Und wie ich mal bei einer Bahnfahrt von einem Reisemanager lernte: Kasernierter Erlebnisurlaub hält Leute davon ab, in „Urlaubs“länder einzufallen und dort sehr viel Zerstörung zu verursachen (incl. das in Mitleidenschaftziehen der dortigen Bevölkerung). Deswegen gibt‘s eigens gebaute Erlebnisressorts, mit möglichst wenig drumrum. Bis hin zu diesen Riesendampfern. Du brauchst sowas nicht? Dann gehörst Du zu den 1 % der Weltbevölkerung, die ohne sowas auskommen 😎 Klingt schaurig? Ist aber so ;)
@padeluun Dumm ist die Idee ja nicht, Touris, denen nur nach Sonne und Caipi gelüstet, in geschlossenen Anstalten unterzubringen. Doch gerade bei Kreuzfahrtschiffen geschieht oft das Gegenteil: Riesenladungen von angelandeten Touris ergießen sich für wenige Stunden in irgendwelchen hübschen Hafenstädten oder nahegelegenen Points of Interest, was alles andere als nachhaltig ist für die entsprechenden Städte und Regionen.
@Raffzahn

@StefanMuenz @padeluun @Raffzahn

sieht man ja an Städten wie Venedig aber auch bei vielen anderen typischen Kreuzfahrtzielen. Ein wenig Gastronomie und Souvenirindustrie kann vielleicht davon profitieren - aber auch nur bedingt - die Leute sind ja nur kurz da und das dafür in riesiger Menge.

War 1984 in Hammerfest, als da zufälligerweise die MS Europa einschlug (damals eines der größten - für heutige Verhältnisse eher winziges Kreuzfahrtschiff).

Und es war schon ein bizarres Schauspiel, anzusehen wie 600 Passagiere durch Hammerfest irrten (damals vielleicht 5000 Einwohner in der Stadt), auf der Suche nach nicht vorhandenen Sehenswürdigkeiten, Souvenirs und Mampf.

@echopapa Ha, da hab ich sogar noch ein Foto - von 1974 glaube ich - meine erste Begegnung mit dem Mittelmeer, ein Tagesausflug von unserem damaligen Urlaubsort in Kärnten nach Triest:
@padeluun @Raffzahn

@StefanMuenz @padeluun @Raffzahn

die MS Kungsholm Baujahr 1953, die dann als MS Europa rumschipperte. 1974 könnte stimmen, ab 1973 war sie weiß angemalt - davor hatte sie einen schwarzen Rumpf.

:-)