Vor 500 Jahren, am 27. Mai 1525, wurde der Theologe, Pastor und Revolutionär Thomas Müntzer hingerichtet.

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Müntzers befreiungstheologische Interpretation der Reformation unterschied sich radikal von Martin Luthers Protestantismus. Während Luther die bedingungslose Unterwerfung unter die Obrigkeiten verlangte, schloss Müntzer sich den Bauern an, die 1524/25 den Aufstand wagten.
Der einstige Schüler Luthers hatte bereits zuvor, als Pfarrer in Allstedt, den Gottesdienst revolutioniert; indem er auf Deutsch predigte, konnten auch die einfachen Menschen das Wort Gottes verstehen.
Und er war der Erste, der ein christliches Recht auf Widerstand gegen die «gottlosen» Obrigkeiten begründete – mit derart aufrührerischen Predigten brachte er die Fürsten gegen sich auf.
Nach einer Reise durchs aufständische Süddeutschland führte Müntzer den Umsturz in der thüringischen Stadt Mühlhausen an. Anschließend begab er sich zu den Bauern, die sich bei Frankenhausen zusammenrotteten. Dort kam es am 16. Mai 1525 zur Schlacht, Tausende Bauern starben.
Müntzer wurde gefangen genommen und «peinlich verhört», also gefoltert. Am 27. Mai 1525 wurde «einer der heldenmütigsten und unglücklichsten Söhne des deutschen Vaterlandes», wie Heinrich Heine ihn später nannte, enthauptet.
Nach Müntzers Tod und der Niederlage der Bauern wurde die Erinnerung an die radikale Strömung der Reformation von Luther und den Fürsten weitgehend ausgelöscht – bis die Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts in ihm einen Gesinnungsgenossen erkannte.
In der DDR wurden zahlreiche Straßen und Plätze nach Müntzer benannt und sein Bild war auf dem 5-Mark-Schein abgebildet. Nach 1990 wurde sein Andenken verdrängt, die «Thomas-Müntzer-Städte» Stollberg und Mühlhausen verloren ihre Beinamen, das Theater in Eisleben umbenannt.
Das von Müntzer begründete Recht auf Widerstand gegen tyrannische Obrigkeiten indes kann bis heute Gültigkeit beanspruchen.
In der 26. Folge unseres Podcasts «Rosalux History» dreht sich alles um Müntzer und den Bauernkrieg. Zu Gast sind Prof. Lyndal Roper, Andrew Drummond und Prof. Ludolf Kuchenbuch. 👇
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«Rosalux History», Folge 26: Der Bauernkrieg - Rosa-Luxemburg-Stiftung

Anfang des 16. Jahrhunderts erheben sich in weiten Teilen Mitteleuropas die Bauern gegen die feudalen Obrigkeiten. Dieses Schlüsselereignis der deutschen Geschichte steht im Mittelpunkt der sechsundzwanzigsten Folge des Podcasts «Rosalux History». Anika Taschke und Albert Scharenberg sprechen mit Prof. Ludolf Kuchenbuch über den Feudalismus, mit der australischen Geschichtsprofessorin Lyndal Roper (University of Oxford) über Geschlechterverhältnisse und mit dem schottischen Autor Andrew Drummond über den thüringischen Revolutionär Thomas Müntzer. Zeichnung: Albrecht Dürer: Die Bauernsäule (1525) Folge uns auf Instagram Links: Thomas Müntzer: An die Allstedter. Manifest an die Mansfeldischen Bergknappen, 26. April 1525 Friedrich Engels: Der deutsche Bauernkrieg Käthe Kollwitz: Zyklus Bauernkrieg Sascha Möbius: Friedrich Engels und der Bauernkrieg in der Historiographie der DDR Panorama-Museum Bad Frankenhausen

Unser Kollege Albert Scharenberg hat, zusammen mit dem Schriftsteller Karsten Krampitz, ein brandneues Buch über Thomas Müntzer herausgegeben. Mit Beiträgen von Volker Braun, Bodo Ramelow, Lyndal Roper, Andrew Drummond u.v.a. Hier ist die Aufzeichnung der Buchvorstellung 👇
https://www.youtube.com/watch?v=jnKhPt7ZRSQ