"Wir haben beispielsweise einen starken Anstieg an Hasskriminalität, gerade aus dem rechtsextremen Bereich. Jedes Jahr zeigen die Hellfeldzahlen, dass wir einen neuen Höchststand erreichen. Die Aufmerksamkeit ist aber nicht so groß.

🧵

Und anstatt die Angst vor dem öffentlichen Raum zu schüren, müsste man deutlich machen, dass immer noch die meisten Straftaten im sozialen Nahraum stattfinden und wir beispielsweise Strukturen schaffen müssen, um vor allem Frauen vor diesen Gewalttaten zu schützen."

Gina Rosa Wollinger, Professorin an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen (HSPV NRW)

https://steadyhq.com/de/wie-rechte-reden/posts/531bfd1d-da47-47d7-a9f3-af01e7188497

Das Dilemma mit der Polizeilichen Kriminalstatistik

In wenigen Tagen erscheint voraussichtlich die PKS, aber bevor wir uns von rechts wieder vorgeben lassen, was darin angeblich steht, haben wir eine Expertin gefragt!

Steady
"Es ist nicht sinnvoll, Staatsangehörigkeit als Merkmal für Kriminalitätswahrscheinlichkeit heranzuziehen. Dass es erhoben wird, kommt aus der Logik dieser Statistik. Die PKS wird nicht erstellt, um mehr über Kriminalität zu erfahren. Das ist keine wissenschaftliche Studie, bei der man sich vorher überlegt, was sinnvoll wäre, zu erheben. Die PKS ist ein Beiprodukt der polizeilichen Arbeit und da wird Staatsangehörigkeit und ein sogenannter Zuwanderungsstatus erhoben."
"Nicht alle aus einem Land sind in ihrem Verhalten durch eine Kultur maßgeblich geprägt. Es gibt Milieueinflüsse, Sozialisationseinflüsse und vieles mehr. In Deutschland sind auch nicht alle Menschen gleich.
Und: Kultur und kulturelle Prägungen können sich ändern. Das ist ganz normal. Vor einigen Jahren war in Deutschland etwa das Schlagen von Kindern legitim und straffrei, ebenso wie Vergewaltigung in der Ehe."
@insavandenberg Warum wird denn überhaupt die PKS als Kriminalitätsindikator verwendet und nicht eine Statistik der Gerichte, die die tatsächlichen Urteile auswertet? Gibt es eine solche Statistik überhaupt?
@StephanMatthiesen @insavandenberg Könnte uns Journalismus an der Stelle helfen?
Radikale Ideen: Forscher will bessere Kriminalitätsstatistik

Die deutsche Kriminalitätsstatistik ist unvollständig, verzerrt und gehört in dieser Form abgeschafft, sagt der Kriminologe Martin Thüne - und hat Ideen für Verbesserungen.

ZDFheute

@insavandenberg Es gibt ja einen Grund warum der vollständige Titel "Polizeiliche Kriminalstatistik" ist, weil das aus Sicht der Polizei erfasst ist.

Wenn Journalistinnen jeder Aussage "Aus Sicht der Polizei" voranstellt, wäre ja schon etwas gewonnen.

@lobingera Wenn Du Dich für die Arbeitsweise und -hintergründe von Journalist:innen interessierst: Ich habe zu den FAQs im vergangenen Sommer für das #newsgierig-Projekt mal Antworten aufgeschrieben.

@insavandenberg Ich habe ein bisschen Einblick in die Arbeitshintergründe von Journalist:innen.

Was mir manchmal (siehe die obige Wortklauberei) fehlt, ist Exaktheit.

Das Problem mit der PKS ist ja nicht, das sie Fehler enthält, sondern das sie aus einer Sicht erstellt ist, und einige das für Objektiv halten - weil sie nicht darauf hingewiesen werden.

Justiz und Rechtspflege

Ergebnisse zur Statistik der Justiz und Rechtspflege. Kennzahlen, Tabellen, Publikationen, Grafiken und weitere Informationen zum Thema Rechtspflege.

Statistisches Bundesamt
@insavandenberg Danke. Als Wissenschaftler dachte ich mir schon, dass es für alles auch gute Daten gibt, wenn man danach sucht.
Die Frage bleibt aber, warum medial die Polizeistatistik so ein Übergewicht hat. Es sollte ja nicht an den Lesern/Zuschauern hängen bleiben, alles selbst nachzurecherchieren; das kann man ja höchstens mal bei einzelnen Themen schaffen, die einen besonders beschäftigen.
@StephanMatthiesen Das ist absolut richtig und genau dafür gibt es ja Journalist:innen. Und das Thema wird von ihnen auch regelmäßig aufgedröselt. Einige Beispiele hatte ich dazu erst gestern wieder geteilt.
@insavandenberg Naja, das find ich jetzt nicht überzeugenden Journalismus. Die Artikel bei Tagesschau und ZDF weisen auf den "alljährliche Wirbel" bzw. "Debatten" hin, aber das ist doch das Problem. Wieso wird es überhaupt berichtet, wenn man schon weiß, dass die Daten problematisch sind? Da hilft es dann auch nicht, dann hinterher für die paar Nerds dannnoch irgendwo einen "Factcheck" hinzutun, den man mit viel Zeit und Eigeninitative finden kann.
@insavandenberg DAs geht schon in den Kern dessen, wie Journalisten mit schlechten Informationen umgehen sollten. Wenn es nichts anderes gibt, dann sollte immer eine Warnung dazu ("Aussagen von Kriegsparteien lassen sich nicht prüfen"), aber wenn es andere, bessere DAten gibt, dann sollte man die schlechten eben in den medialen Müll tun und die guten nehmen.
@StephanMatthiesen Das sind diese Grundsatzfragen... Ich habe mit #newsgierig mal aufgeschrieben, wie und warum Journalist:innen arbeiten.

@insavandenberg

Die deskriptive Statistik der polizeilich erfassten Delikte ist eben nicht sonderlich aussagekräftig und schon gar nicht repräsentativ für die Kriminalitätsentwicklung.
Je mehr Ermittlungen und Polizisten und je fleißiger diese sind, um so mehr Tatbestände werden in dieser Buchhaltung erfasst und vielleicht auch erfolgreich gelöst.