Viele spannende Gedanken habe ich gestern aus der Perspektive von Wissenschafts- und Stiftungskommunikation zu Mastodon, Bluesky und alternativen Plattformen gehört - danke @MannbeisstHund und @Nicola_Wessinghage für die Einladung. 1/...
Die Entscheidung über Social Media Kanäle von den eigenen Werten ableiten - das war der Gedanke von @Nicola_Wessinghage: Es ist am Ende nicht vor allem eine Frage der Reichweite, sondern: Wofür steht meine Organisation, meine Stiftung? Sind Demokratie, Meinungsfreiheit, Antisemitismus (und weiter) zentrale Werte, dann passen X & Co. schlichtweg nicht zum Kern der Botschaft.
Es braucht nicht unbedingt schwarz oder weiß, bleiben oder gehen: Es wäre schon gut, wenn wir alle alternative Plattformen dadurch stärken, dass wir ÜBERHAUPT präsent sind. Und manche in der Diskussion sehen auch eine Verpflichtung dazu, insbesondere dann, wenn Inhalte öffentlich (beitrags-)finanziert werden.
"Aber ich habe keine Kapazitäten für noch einen Kanal" - eine mehrfach geäußerte Sorge. Meine Einschätzung: Wer parallel X und Mastodon betreibt, der hat nicht doppelten Aufwand, weil die Formate sehr ähnlich sind. Und selten performen Inhalte auf beiden Plattformeng gleichermaßen.
"Erstmal ausprobieren" - kann gut funktionieren. Immer mehr Institutionen wagen es, ihren Account anzulegen, zu beobachten, was passiert - aber nicht gleich mit voller Kraft und Konzept die neue Plattform zu fluten. Auch ein guter Weg - experimentieren und schnell sein passt eher in die digitale Welt als sehr langsam und voller Konzepte loszulaufen.
Wir wissen heute, dass Plattformen nicht "nebenbei" funktionieren, dass sie Mann und Maus (Geld und Personal) brauchen - aber das haben wir schon gelernt und umgesetzt. Also: Wir sind viel weiter als damals, als wir unseren ersten Kanal sehr vorsichtig und überlegt gestartet haben.
Einige berichten, dass ihre Reichweite sinkt, dass die Kontaktqualität auf Mastodon aber sehr viel höher ist. Gedanken über die Zielgruppe ergeben Sinn - Mastodon ist gerade dazu prädestiniert, sehr gezielt bestimmte Gruppen zu erreichen.
"Brauche ich eine eigene Instanz?" Nicht zuallererst, und nicht unbedingt. Eine eigene Instanz kann aber viel Sinn ergeben, wenn beispielsweise ein Forschungsverbund viele potentielle Kommunikatoren hat, die tröten würden. Denn dann würde auch das Netzwerk untereinander viel Sinn ergeben.
"Mastodon oder Bluesky?" Wenn wir die Entscheidung werteorientiert treffen, kann es nur Mastodon sein. Denn Bluesky erfüllt deutlich weniger Kriterien, um Demokratie auch langfristig und verlässlich zu stärken.